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Auch vierbeinige Gäste bringen Umsatz

Haustiere sind Teil der Familie. Vermehrt reisen sie mit in die Ferien. Damit es für die Tiere, Gäste und Mitarbeitenden stimmt, müssen jedoch einige Punkte beachtet werden.

  • So eben lieber nicht. Experten raten Hotels, eine Hausordnung für Vierbeiner zu erstellen. Darin soll stehen, dass Tiere nicht ins Bett gehören. Dem Reinigungspersonal und dem nächsten Gast zuliebe. (Bilder ZVG)
  • Einfach zu reinigende Böden sind ein Muss für Häuser, in denen regelmässig Vierbeiner zu Gast sind.

Die meisten Haustiere werden als vollwertige Familienmitglieder betrachtet. Klar, dürfen sie mit in die Ferien. Wie Umfragen zeigen, suchen sich vor allem Hundebesitzer Hotels und Restaurants aus, wohin sie ihre Vierbeiner mitnehmen können. Fachleute des Unterkunftsmarketings von Schweiz Tourismus gehen davon aus, dass Tier- beziehungsweise Hundehalter möglicherweise über eine höhere Zahlkraft verfügen als Menschen ohne Tiere. Wenn man bedenkt, dass in der Schweiz eine halbe Million Hunde- sowie 80 000 Pferdebesitzer leben, besteht eine Nachfrage. Eine Spezialisierung in diesem Bereich lohnt sich. Dies bestätigt Beatrice Di Blasi-Brand. «Das Bedürfnis ist ganz klar vorhanden.» Die Hôtelière führt gemeinsam mit ihrem Mann Fabio das Hotel Gravas in Vella/GR. 

«Als Hundebesitzer machten wir vor 20 Jahren die Erfahrung, dass es sehr schwierig ist, sein Tier mit in ein Hotel zu nehmen. Deshalb spezialisierten wir uns darauf», so Beatrice Di Blasi- Brand. Mit Erfolg. «Wir haben unsere Nische gefunden. Rund 60 Prozent der Gäste reisen mit Haustieren an. Die Zahl der Gäste, die ihre Tiere mitbringen, wird jedes Jahr grösser. Exklusiv stehen Tierbesitzern im «Gravas» dreizehn Zimmer mit Balkon zur Verfügung. Nur gerade vier Zimmer sind für Gäste reserviert, die ohne Vierbeiner anreisen.

«Man muss Tiere und ihre Besitzer mögen.»
 

Es hat sich herumgesprochen, dass die Hoteliersfamilie im Val Lumnezia Tiere mag. So brachten Gäste schon Katzen, Kaninchen und sogar Vögel mit. Die Katze wurde in der Box oder an der Leine gehalten. Das Kaninchen im von den Besitzern mitgebrachten Käfig im Zimmer. «Der Papagei sass während des Nachtessens auf der Stuhllehne seines Besitzers», erinnert sich die Hôtelière. Um allfällige Verschmutzungen aufzufangen, lag ein Zeitungspapier unter dem Stuhl. War der Besitzer unterwegs, so wartete der Papagei in seinem Käfig auf ihn. 

Die Mehrheit der tierischen Gäste machen jedoch Hunde aus. Um deren und den Bedürfnissen ihrer Besitzer gerecht zu werden, benötigt es jedoch einiges. «Das Wichtigste ist, dass man Hunde und Hündeler mag», stellt Beatrice Di Blasi-Brand klar. Das gilt auch für die Mitarbeiter. Diese dürfen kein Asthma und keine Tierhaar-Allergie haben. Zudem müssen sie entsprechend geschult werden. So dürfen sie keine Zimmer betreten, in denen sich Hunde aufhalten. Diese könnten ihr Revier verteidigen. Gereinigt wird nur, wenn kein Schild an der Türe hängt. Das heisst, Hund und Halter sind unterwegs. Das bedingt einiges an Flexibilität. Doch das «Gravas» ist ausgerüstet. «Wir haben in allen Zimmern einen einfach zu reinigenden Laminatboden. Diesen reinigen wir mit einer Bodenwaschmaschine.» Unnötiges Dekomaterial wurde entfernt. Zu gross war die Gefahr, dass dieses durch ungestüme Vierbeiner zu Bruch geht. So sind die Zimmer in 20 Minuten sauber. Trotzdem sei mit rund zehn Prozent mehr Reinigungsaufwand zu rechnen, wenn sich Tiere in den Zimmern aufhalten. Der zusätzliche Reinigungsaufwand geht zu Lasten der Gäste. Übernachten sie maximal drei Mal, bezahlen sie für ihren Vierbeiner 20 Franken pro Nacht. Ab drei Nächten noch je zehn Franken. 

Extrakühlschrank und Notfallapotheke

Dafür wird den vierbeinigen Gästen einiges geboten. Als Willkommensgeschenk liegen Hundeleckerli im Zimmer parat. Futternäpfe sowie Hundeschlafplatz sind hergerichtet. Zudem stehen kostenlos faltbare Hundeboxen zur Verfügung. Um die Tiere zu reinigen, gibt’s eigens eine Hundedusche und natürlich Tücher, um sie zu trocknen. Damit frisches Futter auch so bleibt, steht ein Extrakühlschrank parat. Hat der Gast Futter, Leine oder sonst was vergessen – die Familie Di Blasi- Brand hat es im Angebot. Die Notfallapotheke ist von einem nahen Tierarzt ausgerüstet.

Auf dem Spiel- und Trainingsplatz des Hotels finden Hundekurse statt. Die Tiere lernen etwa, Menschen zu suchen oder ermitteln mit ihrem Besitzer in Kriminalfällen. Auch Dinnerkrimis für Gäste ohne Hund werden angeboten. Damit Hunde, Mitarbeiter und Gäste im Restaurant gut aneinander vorbeikommen, gibt es Regeln. Die Tiere müssen unter dem Tisch liegen, damit niemand – besonders keine Servicefachperson in Eile – über sie stolpert. «Gäste mit Vierbeinern nehmen in unserem Restaurant im Teil ohne Teppichboden Platz», so Beatrice Di Blasi-Brand. Zudem werden die Hunde so platziert, dass sie keinen Blickkontakt haben. So können allfällige Provokationen vermieden werden. Inzwischen besuchen auch viele externe Hündeler das Restaurant Gravas, weil sie wissen, dass ihr Vierbeiner willkommen ist.

Hausordnung für Tiere hilft

Hansjörg Kofler, Geschäftsführer von Furnirent weiss, worauf Hotelbetreiber bei tierischen Gästen achten müssen. Das Unternehmen ist auf Finanzierung und Projektabwicklung von neuer Hoteleinrichtung spezialisiert. Er rät Gastgebern, die Tierbesitzer bereits bei der Buchung nach Rasse, Grösse und Anzahl der anreisenden Tiere zu fragen. Damit sich andere Hotelgäste nicht durch den Aufenthalt von Hunden gestört fühlen, ist es sinnvoll, eine Hausordnung zu erstellen und hundefreie Zonen im Hotel zu definieren. Der Wellnessbereich sollte für Tiere aus Hygienegründen tabu sein. Weil Polstermöbel beschädigt werden können und sich Hundehaare nur schwer von der Bettwäsche entfernen lassen, sollten sich Hunde nicht im Bett und auf der Couch aufhalten dürfen. 

«Hotelmöbel sollten nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch besonders strapazierfähig sein, um die eine oder andere Hundekralle ohne sichtbare Spuren zu überstehen. Generell sind pflegeleichte Materialien bei der Ausstattung empfehlenswert», rät Hansjörg Kofler. Laminat ist einem Teppichboden vorzuziehen. Dieser ist robust und leichter zu reinigen. 

«Hundetücher bei der Reinigung nicht mit Frotteetüchern mischen.»
 

Der Vorstand des Berufsverbandes Hotellerie-Hauswirtschaft bvhh hat Erfahrung im Reinigen von Hotelzimmern von tierischen Gästen. Geschäftsführerin Elvira Schwegler hat ihre Reinigungstipps zusammengetragen. «Fussboden und Bettumrandung sollten einfach zu reinigen sein. Teppich und Stoff sind suboptimal.» Staubsauger sollten über eine hohe Saugkraft verfügen. Spezielle Bürsten sorgen dafür, dass auch kurze und feine Tierhaare entfernt werden. Beim shampoonieren Reinigungsmittel ohne Schadstoffe wählen. Vorhänge und Möbel auf der Höhe des Hundes nach Schmutz überprüfen. Die Polsterung von Stühlen, Sesseln und Sofas sollte leicht abnehmbar und waschbar sein. Dafür das Zimmer für mehrere Stunden blockieren. Um den Hundegeruch  zu entfernen, gut lüften und Bettdecken und -kissen häufiger ersetzen als in tierfreien Zimmern. Schmutzige Hundetücher niemals mit Tüchern für ihre Besitzer mischen. In der Wäscherei muss ein Programm durchgeführt werden, das ausschliesslich der Behandlung von Tieren gebrauchter Wäsche dient.

Marketing-Aktivitäten geplant

Schweiz Tourismus (ST) weist tierfreundliche Betriebe auf ihrer Website mySwitzerland.com in einem Filter aus. Laut Mediensprecher André Aschwanden macht sich ST Gedanken zu dieser Nische und allfälligen Promotionsaktivitäten in den bestehenden Kanälen weltweit.

(Sarah Sidler)


Mehr Informationen unter:
www.hotelgastrounion.ch/de/bvhh


Zahlen und Fakten

9 Aquarien können in Norman Hunzikers Hotel Artist in Biel am Empfang für die Zimmer ausgeliehen werden. Die Aquarien stehen in einer Art Setzkasten. Jedes ausgeliehene Aquarium wird durch einen Spruch zum Thema Fisch ersetzt.

In den Fünfsternehotels Gstaad Palace und Bellevue Bern können die Gäste ihre Vierbeiner beim Hundebutler abgeben.

18 Loch hat der Golfplatz des Hotels Gut Brandlhof in Saalfelden (Ö). Damit Hotelgäste mit Hund in Ruhe golfen können, bietet der Golfclub ein umgebautes E-Golf-Car mit Hunde-Lounge-Ausstattung an. 

Arosa Tourismus hat einen Hundeknigge. Er wurde von Monika Fasnacht verfasst.