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Berufe mit Anschluss

Im Gastgewerbe und im Bäcker-Konditor-Confiseur-Gewerbe gibt es nicht nur sehr unterschiedliche Berufe zu erlernen. Die Branche verfügt auch über ein reichhaltiges Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten. Und dies auf allen Stufen.

Die Bildungslandschaft im Überblick. (Grafik: Solange Ehrler)

Kein Abschluss ohne Anschluss. Diesem Credo folgend ist die Bildungslandschaft im Schweizer Gastgewerbe aufgebaut. Von jeder zwei- und dreijährigen Grundbildung aus gibt es Möglichkeiten, eine Berufsprüfung oder eine höhere Fachprüfung zu absolvieren. Sogar der Besuch einer höheren Fachschule oder ein Hochschulabschluss ist möglich (siehe Grafik). 

International besser vergleichbar

Die Schweizerische Hotelfachschule Luzern SHL und die Hochschule Luzern beispielsweise werden ab Herbst 2018 gemeinsam den Lehrgang «Bachelor in Hospitality Management mit Vertiefung in General Management» anbieten. Und die Ecole hôtelière de Lausanne bildet Studenten in 16 Monaten zum «Master of Science in Global Hospitality Business» aus. Wobei die Studenten je ein Semester in Lausanne, Hongkong und Houston, Texas, verbringen.

Schweizer Hotelfachschulen geniessen weltweit noch immer einen hervorragenden Ruf. Der Titel «Bachelor» oder gar «Master» macht den Wert der Ausbildung aber international vergleichbarer. Ausländische Human Resources Manager erkennen und verstehen dadurch besser, welche Qualifikation der Bewerber aus der Schweiz wirklich mitbringt. Dadurch erhöhen sich dessen Chancen auf interessante Kaderstellen und Führungspositionen im Ausland.

Vom ungelernten Handlanger zum qualifizierten Mitarbeiter

Doch nicht nur Absolventen einer beruflichen Grundbildung steht der Weg nach ganz oben offen. Auch für Quereinsteiger ins Gastgewerbe gibt es Ausbildungsangebote mit Anschluss. Der Basisausbildungslehrgang «Riesco» beispielsweise richtet sich an Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen. Sie erhalten in dieser Integrationsvorlehre das nötige Rüstzeug, um in den Schweizer Arbeitsmarkt eintreten und darin bestehen zu können. 

Für stellenlose Menschen, die im Gastgewerbe ihr Glück versuchen wollen, gibt es die «Perfecto Futura»-Kurse. Sie werden für die Fachbereiche Küche, Service sowie Hauswirtschaft, Buffet und Reinigung angeboten. Innert 27 Tagen lernen die Teilnehmenden das Nötigste, um in einem der drei Bereiche effizient Arbeiten zu können. Diese Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich weiterzuqualifizieren, indem sie anschliessend einen «Progresso»-Lehrgang absolvieren. Dieser Kurs richtet sich an Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten, aber noch keinen Abschluss in ihrem Fachbereich haben. Neu können «Perfecto Futura»-Teilnehmende sich die bereits absolvierte Ausbildungszeit an den «Progresso»-Lehrgang anrechnen lassen.

Nach dem «Progresso»-Lehrgang steht den Absolventen die Tür zu dengastgewerblichen Grundbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) oder eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) offen. Sie könnten zum Beispiel Systemgastronomiefachfrau oder Hotel-Kommunikationsfachmann HOKO werden. Beide Berufe sind relativ neu. Den ersten gibt es seit 2013, den zweiten seit 2017.

Geburt eines neuen Berufs

Wie entsteht ein neuer Beruf eigentlich, und wer ruft ihn ins Leben? «Grundsätzlich kann jeder, der einen Bedarf auf dem Markt nachweist, einen neuen Beruf lancieren», sagt Martin Schönbächler, Rektor Hotel & Gastro Formation Schweiz. Initiant des Berufs HOKO war der Verband Hotelleriesuisse. Er meldete den Bedarf an Mitarbeitern an, die in allen Bereichen eines Hotels über gewisse Grundkenntnisse verfügen und als kommunikative Gastgeber auftreten können. Die Hotel & Gastro Formation als gemeinsames Bildungszentrum von Hotelleriesuisse, Gastrosuisse und der Hotel & Gastro Union erhielt den Auftrag, eine Grundbildung aufzugleisen, welche die gewünschten Qualifikationen vermittelt. «Wir sind die Drehscheibe und ermöglichen es den verschiedenen Beteiligten, sich und ihre Anliegen bei der Gestaltung des neuen Berufs einzubringen. Wir koordinieren die Schritte, die von der Idee bis zur Umsetzung einer Grundbildung nötig sind», beschreibt Martin Schönbächler die Rolle der «Formation» als Geburtshelferin eines neuen Berufs. Zu diesen Schritten gehören unter anderem die Organisation von brancheninternen Foren und die weitere Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI sowie das Erstellen eines Konzepts für die neue Grundbildung. 

Erst wenn alle beteiligten Instanzen einverstanden sind und auch das SBFI den neuen Beruf bewilligt hat, kann mit der eigentlichen Umsetzung einer Grundbildung für einen neuen Beruf begonnen werden. 

Weiterbildungen günstig wie nie

Das Gastgewerbe braucht gut ausgebildete Mitarbeitende. Weiterbildungswillige, deren Betrieb dem L-GAV des Gastgewerbes untersteht, werden deshalb grosszügig finanziell unterstützt. Je nach Lehrgang können sogar die Betriebe Lohnersatz geltend machen. Finanziert werden die Subventionen durch Vollzugskostenbeiträge des Landes-Gesamtarbeitsvertrags (L-GAV) sowie durch kantonale Beiträge.

(Riccarda Frei)


Es ist eine Zukunftsvision: Bildung bringt qualifizierte Arbeitskräfte hervor, die den Fachkräftemangel völlig ausgleichen. Doch kann man als Arbeitgeber oder als Arbeitnehmer noch mehr tun? Lesen sie hier die Geschichte Fachkräftemangel: Mythos oder Fakt der letzten Ausgabe.