Gemäss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO sind bereits 58 Prozent aller Fischbestände maximalbefischt. Wichtig zu wissen, ist, welche Fische bedenkenlos angeboten werden können und welche Meeresfrüchte auf keinen Fall auf dem Teller landen sollten. Die Ratgeber-App des WWF gibt Tipps. Zahlreiche Links bieten zudem Informationen zu diesem breit gefächerten Thema.
Weil die kommerziell genutzten Fischbestände in den Meeren vor dem Kollaps stehen, stammt immer mehr Fisch aus Zuchten. Wie bei der industriellen Produktion von Fleisch steht auch bei der Lachs- oder Thunfischzucht der Profit über dem Tierwohl. Jeder fünfte Fisch verendet während der Aufzucht. Eine Ausfallquote von 20 Prozent also, die Produzenten bei Schweinen oder Rindern niemals hinnehmen würden. Um Krankheiten vorzubeugen, erhalten Zuchtfische mit dem Futter präventiv Antibiotika und Pestizide. Auch Hormone zur Förderung des Wachstums sind nicht selten. Dazu kommt, dass der Meeresboden unter den Netzgehegen von den Exkrementen der Fische hoch belastet ist.
infosperber.ch (Lachsfarmen in Norwegen)
Der Knackpunkt der Fischzucht ist die Fütterung der Tiere. Weil Zuchtfische mit Fischmehl oder Fischöl gefüttert werden, ist auch die Zuchtproduktion bedenklich. Paradoxerweise verbraucht die konventionelle Zucht oft mehr Fisch zur Fütterung als gewonnen wird. In den letzten Jahren konnte die Effizienz bei der Fütterung zwar erheblich verbessert werden. So kommen pro Kilo Lachs nicht mehr vier Kilogramm Fisch aus Wildfang zum Einsatz, sondern weniger als 1,2 Kilogramm.
Die Swiss Alpine Fish AG füttert ihre Lachse mit einem Gemisch aus Fischmehl, Weizengluten, Maisgluten, Soja-Mehl, Favabohnen, Weizen, Stärke, Fischöl und Rapssamenöl. Der Anteil Fischmehl im Fischfutter wurde in den letzten zehn Jahren kontinuierlich reduziert und beträgt noch 20 Prozent. Der Anteil Fischöl im Fischfutter beträgt 15 Prozent. Swiss Alpine Fish arbeitet mit einem Forschungsinstitut und Futtermittelproduzenten an einem Projekt, bei dem Insektenmehl den Fischmehlanteil weiter reduzieren soll.
wwf.ch (Fische und Meeresfrüchte)
swisslachs.ch
Fisch ist für knapp sieben Prozent der Proteine verantwortlich, welche die Weltbevölkerung konsumiert. Neben Protein liefern Fische auch Mineralstoffe, Jod und Omega-3-Fettsäuren. Fette Fische wie Lachs, Makrele und Sardine enthalten entsprechend mehr dieser wertvollen Omega-3-Fettsäuren als magere wie Felchen, Egli oder Kabeljau.
Ein zunehmendes Problem ist die Verschmutzung der Meere. Dünger, Pestizide und Chemikalien gelangen über die Flüsse irgendwann ins Meer. Ölkatastrophen beschädigen das Ökosystem für Jahre. Dazu kommen jährlich bis zu 12 Millionen Tonnen Plastikmüll, der in die Meere gespült wird. Dieser baut sich nicht ab, sondern verrottet zu Mikroplastik, das über Fisch auf dem Teller landet.
sge-ssn.ch
wwf.ch (Verschmutzung der Meere)
Weltweit werden jährlich über 90 Millionen Tonnen Fisch gefangen. In den letzten 60 Jahren hat der Fischfang weltweit so stark zugenommen, dass rund ein Drittel aller Fischbestände überfischt ist – im Mittelmeer sind es sogar 93 Prozent. Das bedeutet, dass von diesen Fischarten mehr gefangen wird, als natürlich nachwächst. Doch die Fangzahlen stagnieren – ein deutliches Zeichen der Überfischung. Noch immer kommen Schleppnetze mit zerstörerischer Wirkung für die Meeresböden zum Einsatz. Zudem wird neben der legalen Fischerei vielerorts auch illegal gefischt. Experten gehen davon aus, dass bis zu 33 Prozent der weltweiten Fangmenge zusätzlich illegal oder nicht gemeldet gefischt wird.
wwf.ch (Überfischung)
In der Schweiz liegt der jährliche Konsum von Fisch und Meeresfrüchten bei knapp neun Kilogramm pro Person. Von den insgesamt 77 850 Tonnen stammen fünf Prozent aus heimischer Produktion – rund 2000 Tonnen von Berufsfischern und 1860 Tonnen aus Aquakulturen. Die Produktion in Aquakulturen nimmt stark zu. Mit etwas über 1200 Tonnen gehört die Regenbogenforelle (noch) zu den beliebtesten Zuchtfischen. Viel wurde in Indoor-Aquakulturen für Egli und Zander investiert.
Am Berner Moossee will der Schweizerische Fischereiverband ein Fischzentrum nach dem Vorbild der Schweizer Vogelwarte in Sempach/LU errichten. Am 22. August, dem Schweizer Tag der Fische, organisieren kantonale Fischereiverbände Events in allen Regionen.
proviande.ch (Der Fleischmarkt im Überblick 2021)
petri-heil.ch
Immer häufiger werden Fische in grossen Hallen in geschlossenen Wasserkreisläufen gezüchtet. Filteranlagen reduzieren den Frischwasserverbrauch. Ein Vorteil von Indoor-Aquakulturen ist auch, dass allfällige Krankheiten nicht auf Wildpopulationen übertragen werden können. In Schweizer Anlagen herausgefilterte Futterreste und Exkremente gelangen in Biogasanlagen oder in die Düngerproduktion. Sauberes Wasser ermöglicht eine Aufzucht ohne Antibiotika und ohne Chemikalien. Die künstlich erzeugte Strömung in den Aufzuchtbecken stellt Flussläufe nach und hält die Fische in Bewegung. Der hohe Energiebedarf schlägt in der Ökobilanz negativ zu Buche. (siehe weiter unten)
MSC ist das Gütesiegel der Organisation Marine Stewardship Council für Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltiger Fischerei. Dieses hat Transparenz in eine sehr verschlossene Branche gebracht und bietet Gastronomen eine wichtige Orientierungshilfe beim Kauf von Fisch und Meeresfrüchten. Das MSC-Label ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Je wichtiger das Zertifikat für den Verkauf von Fischen und Meeresfrüchten wird, umso mehr drängen auch heikle Fischereien ins Programm, die noch einen langen Weg vor sich haben, bevor sie als umweltverträglich gelten können. Der WWF empfiehlt MSC deshalb nicht als Allheilmittel, aber als bestes Wildfisch-Zertifikat am Markt, auch wenn er nicht mehr jede Zertifizierung mittragen kann.
ASC ist das Gütesiegel des Aquaculture Stewardship Council für Fisch aus nachhaltiger Fischzucht. Es regelt die Tierhaltung, die Fütterung sowie die Ökologie und die Arbeitsbedingungen. Das ASC-Label muss jährlich erneuert werden.
asc-aqua.org
Die über 40 Mitglieder des Schweizer Aquakultur-Verbands befinden sich im Aufschwung. Ihre Produktion wächst jährlich um rund zehn Prozent. Immer häufiger stammt Schweizer Fisch aus Indoor-Anlagen. Mit einem Anteil von 55 Prozent ist die Gastronomie der wichtigste Abnehmer.
association-aquaculture.ch
Im Südbündner Dorf Lostallo züchtet die Swiss Alpine Fish AG seit 2017 Lachse. Das Unternehmen gehört dank Kreislaufanlagen-Technologie zu den saubersten und nachhaltigsten Fischfarmen der Welt. Ihre Lachse sind frei von Hormonen und Antibiotika.
swisslachs.ch
Am Nordportal des Lötschberg-Tunnels nutzt der Pionier auf dem Gebiet der landbasierten Fischzucht das 18 Grad warme Wasser aus dem Lötschberg für die Zucht Sibirischer Störe. Produziert werden Störfleisch, Kaviar und seit kurzem auch Egli.
tropenhaus-frutigen.ch
Von der Brutanlage in Chavornay/VD gelangen die Egli nach Raron/VS zur Aufzucht. Auch sie profitieren vom warmen Lötschbergwasser. Unter der Bezeichnung La Perche Loë kommen sie als frischer Fisch, geräuchert und als Eglibratwurst auf den Markt.
lapercheloe.ch
In Erstfeld/UR nutzt die «Basis 57 nachhaltige Wassernutzung AG» warmes Wasser aus dem Gotthard-Basistunnel für die Zucht von Zander. Im Herbst 2019 fand der Spatenstich zum Bau der Fischmast statt. Die Inbetriebnahme erfolgte Anfang 2021.
basis57.ch
In Rheinfelden/AG nutzt die erste Schweizer Shrimpsfarm die Abwärme der benachbarten Saline. Nach zehn Jahren Vorarbeit können seit 2018 Shrimps geerntet werden. Die antibiotikafreie Aufzucht im Salzwasser-Kreislauf dauert rund 120 Tage.
swissshrimp.ch
worldoceanreview.com (Die Zukunft der Fischerei)