Restaurantbesitzer, Produzent von Kochsendungen, Werbepartner, Festival Caterer und Nachwuchsförderer: René Schudel ist ein Tausendsassa, der kein Influencer sein will.
René Schudel, am Gastro Trend Day in Luzern sprechen Sie zum Thema «Sich richtig in Szene zu setzen, bedeutet Knochenarbeit». Worin besteht diese Knochenarbeit?
René Schudel: Das Tempo, in dem heute kommuniziert wird, und die Vielfalt der Kommunikationskanäle sind enorm. Die Knochenarbeit besteht darin, konstant sinnvolle Inhalte zu schaffen und diese richtig dosiert für verschiedene Zielgruppen und unterschiedliche Kanäle bereitzustellen.
Sie sind im TV und auf Social Media-Kanälen präsent. Wofür würden Sie sich als Influencer nie einspannen lassen?
Eins möchte ich klarstellen: Ich bin kein Influencer und halte auch nichts davon. Mit meinen Social-Media-Geschichten hat das nichts zu tun. Auch bin ich überzeugt: In spätestens drei Jahren wird es Influencer in der heutigen Form nicht mehr geben, weil sie schlicht unglaubwürdig sind. Bis auf wenige Ausnahmen vermitteln sie ihren Followern keinen Mehrwert durch Insiderwissen, sondern machen reine Werbung.
Sie selbst sind doch auch Botschafter für Firmen.
Ja, das tue ich gern und aus vollster, persönlicher Überzeugung. Ich identifiziere mich zu 100 % mit meinen Partnern. So bin ich viel im Jeep unterwegs und oft in einer Lidl-Filiale anzutreffen. Vor allem das grosse Bio- und Frischesortiment überzeugt mich sehr. Da kommt dann mein Philips-Entsafter zum Einsatz und meine Breitling Navitimer sorgt dafür, dass ich meine Termine pünktlich wahrnehme. (Er schmunzelt spitzbübisch über die gelungene Produktplatzierung.)
Koch, Nachwuchsförderer, Au-tor, TV- Star – wie inszenieren Sie sich am liebsten?
Ich bin kein Star, und ich inszeniere mich auch nicht. Ich bin so, wie ich bin, bei allem was ich tue. Alle meine Tätigkeiten und Projekte machen mir Spass, aber als Koch und Gastgeber fühle ich mich am wohlsten. Das ist mein Fundament, mein Daheim.
Sie besitzen zwei Restaurants, produzieren seit zwölf Jahren ihre eigenen Kochshows für den Sender Pro Sieben, machen Caterings an Rockfestivals und Werbung. Wie schaffen Sie es trotzdem noch, Koch und Gastgeber zu sein?
Mein Arbeitstag ist komplexer und viel länger als früher. Ich beginne um 7.30 Uhr und bin oft bis nach Mitternacht im Betrieb. Die Küchenführung habe ich an meine Köche abgegeben. Aber ich bin praktisch täglich in den Restaurants und stehe freitags und samstags in der Küche. Zudem mache ich Ferienablösung für die Köche. Und wenn es um Menümanagement, Innovationen und Testkochen geht, bin ich sowieso immer an vorderster Front dabei.
Warum ist Ihnen das wichtig?
Ich will nahe am Gast bleiben und mein Handwerk nicht verlernen. Es ist doch so: Wenn du ein guter Töfffahrer sein willst, musst du viel Töff fahren. Das ist mit dem Kochen genauso. Deshalb koche ich auch bei den TV-Sendungen alles selber und verzichte auf einen Food Designer.
Was reizt sie an der Arbeit vor der TV-Kamera?
Wenn man Kochen als Kunst anschaut, dann ist es eine vergängliche Kunst. Der Künstler kann sich nicht mit seinem Werk verewigen, so wie beispielsweise ein Maler oder Musiker. Mit den Kochsendungen jedoch kann ich die Entstehung eines essbaren Kunstwerks festhalten, und ich kann Menschen damit berühren. Zudem bin ich ein Volkskoch und koche so, dass es fürs Volk transparent und nachmachbar ist. Daher die Kochshows und Partnerschaft mit Lidl.
Welche Inszenierung, welches Projekt steht als nächstes an?
«Schudel’s Food Stories» ist seit Mai das Hauptprojekt. Es ist eines der schönsten und persönlichsten TV-Formate von mir. Zudem werde ich die Positionierung der Restaurants überarbeiten und die Caterings ausbauen. Einige Projekte in Deutschland und Spanien stehen auch noch an.
Sie sind für viele junge Köche ein Vorbild. Was sollten die sich von Ihnen abschauen?
Ich glaube, es läuft bei allen Berufsleuten immer wieder auf das eine hinaus: Fleiss. Ich darf sicher stolz zurückschauen auf meine Karriere. Ich wäre nicht da, wo ich heute bin, wenn ich nicht viel gearbeitet und etwas Glück gehabt hätte. Man muss halt morgens einfach aufstehen, den Pickel in die Hand nehmen, ihn immer und immer wieder einschlagen – und das jeden Tag aufs Neue.
(Interview Riccarda Frei)
Thema
«Sich und andere inszenieren»
Datum
3. Juli 2019, 13.00–17.30 Uhr, anschliessend Networking-Apéro
Durchführungsort
Hotel Schweizerhof, Luzern
Preise
Lernende (Mitglieder) Fr. 20.00
HGU-Mitglieder Fr. 39.00
Nichtmitglieder Fr. 188.00
Anmeldung
www.gastrotrendday.ch
oder Tel. 041 418 22 22
Die Platzzahl ist beschränkt.
Medienpartner «Blick»