Schweizer Brennereien dürfen bis Ende August 2020 Händedesinfektionsmittel produzieren. Diese helfen gegen die Verbreitung des Coronavirus und riechen erst noch besser als herkömmliche Mittel.
Händedesinfektionsmittel sind derzeit ein rares Gut. Damit diese wichtigen Hygieneartikel wieder in ausreichendem Masse erhältlich sind, greift das Bundesamt für Gesundheit zu einer ungewöhnlichen Massnahme: Ab sofort dürfen Schweizer Spirituosenhersteller Desinfektionsmittel produzieren. Dies allerdings unter strikten Auflagen und vorerst befristet bis Ende August 2020. Die Mittel müssen aus hochprozentigem Alkohol (Ethanol, 70 bis 80 Prozent) bestehen. Zudem sind Rückfette wie Glyzerin erforderlich, damit die Hände nicht austrocknen. Und sie müssen mit Wasserstoffsuperoxid angereichert sein, damit die Wirkung gegen Bakterien und Viren sowie Hefepilze besonders gut ist.
Urs Lüthy von der gleichnamigen Bauernhofbrennerei im aargauischen Muhen ist einer der ersten Abfüller. Sein Desinfektionsmittel basiert auf einem Apfel- und Birnenbrand. Derzeit noch. Sollten ihm bald die Obstbrände ausgehen, will der Brenner auf Getreidesprit als Basis ausweichen. Erhältlich ist sein Mittel im 500 Milliliter-Dispenser oder in Flaschen mit 500 Milliliter- oder 1000 Milliliter-Inhalt. Für Hotels, Spitäler und Heime sowie Personalrestaurants bietet Urs Lüthy die Desinfektionsmittel auch im 10- oder und im 25-Liter-Kanister an. Auf die Frage, ob sein neuer «Schnaps» schon einen Namen hat, antwortet Urs Lüthy, dass er darüber noch gar nicht nachgedacht habe. Einen Schritt weiter ist da sein Brenner-Kollege Lars Urfer von der Matte Brennerei in Bern. Er verkauft sein Desinfektionsmittel als «Desilat».
Eines haben die neuen Hygieneartikel gemeinsam: Im Gegensatz zu herkömmlichen Mitteln haben die neuen Flüssigkeiten einen angenehmen Nebeneffekt: Sie riechen nicht nach Spital, sondern nach einem feinen Obstbrand.
(Jörg Ruppelt)