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«Kinder sind bei der Mitarbeiterschulung zentral»

In Deutschland sorgte ein Restaurant mit einem Kinderverbot für Aufregung. Wie man es besser macht, weiss Rudi Bindella jr. am besten. Seine Betriebe sind bekannt für ihr grosszügiges Spezialangebot für Kinder. Das Interview.

Rudi Bindella jr. gehört zur vierten Generation der Gastro-Familie. 40 Restaurants, Weinhandlungen, Weinberge, Olivenhaine, Immobilien und Handwerksbetriebe gehören dem Unternehmen. (ZVG)

Herr Bindella, was halten Sie vom Kinderverbot im Restaurant ab 17 Uhr?

Kinder stehen in unserem Familienunternehmen im Mittelpunkt, da sind wir ganz Italiener. Denn im Süden sind die «bimbi» die Lieblinge der Familie. Sie sind unsere Gäste von morgen. Darum: Selbstverständlich heissen wir die kleinen Gäste nach 17 Uhr willkommen, das sage ich auch als Vater zweier Töchter.

Wurden Sie auch schon negativ überrascht? Haben Kinder auch schon Tischnachbarn den Abend versaut oder Mobiliar zerstört?

Kinder sind eben Kinder und genau das macht sie so einzigartig. Mit allem, was dazu gehört.

Wie schulen Sie Ihre Geschäftsführer und Ihr Personal im Umgang mit Kindern?

Kinder spüren intuitiv und sehr schnell, ob sie willkommen sind und erst genommen werden. Fühlen sie sich nicht wohl, möchten sie nicht mehr ins Restaurant zurückkehren – auch als Erwachsene nicht. Darum sind die kleinen Gäste ein ganz zentraler Baustein in der Schulung unserer Mitarbeitenden.

In Ihren Restaurants essen Kinder bis 12 Jahren pauschal für 15 Franken. Holen Sie das Geld bei den Erwachsenen wieder rein? Manch ein Gastronom würde da ein Loch in der Kasse befürchten?

Wir kalkulieren fair – und investieren in die Zukunft. Denn Kinder sind unsere Kunden von morgen.

Wie oft werden Sie verarscht, indem Erwachsene das 15-Franken-Filet vom Teller ihres Kindes essen?

Diese Fälle gibt es. Sie bilden jedoch die Ausnahme.

Seit wann gibt es dieses Angebot bei Ihnen?

Seit 2002.

Gilt es für alle Bindella-Restaurants?

In den Betrieben Santa Lucia, Spaghetti Factory und Latini gilt eine Pauschale von neun Franken. In allen anderen Ristoranti essen Kinder bis und mit zwölf Jahre für 15 Franken.

Weshalb das Angebot?

Kinder sollen die Vielfalt der italienischen Küche entdecken und nach Lust und Laune wählen können. Sie sind unsere Zukunft.

Welche Tipps haben Sie für andere Gastronomen im Handling von Kindern? Worauf gilt es zu achten? Welche Extras sind wichtig? Wo sind die Grenzen?

Behandeln Sie Kinder so, wie Sie als Kind selber gerne behandelt worden wären. Begegnen Sie ihnen auf Augenhöhe. Und seien Sie sich bewusst, dass die Zeit für Kinder langsamer vergeht als für Erwachsene, sie werden ungeduldig. Dem wollen wir zuvorkommen, indem wir Kinder möglichst zügig bedienen. Und mit einem Kinder-Tischset gegen die Langeweile.

(Benny Epstein)