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Nulltoleranz bei Mäusen & Co.

Schädlinge im Betrieb zu haben, ist mehr als nur lästig. Krabbler und Nager können zu grossen wirtschaftlichen Einbussen führen. Prävention und rasches Handeln sind angesagt.

Dass ungebetene Gäste in den Betrieb eingeschleppt werden, lässt sich kaum verhindern. Dass sie sich einnisten, hingegen schon und zwar mit professionellem Monitoring. (Keystone)

Es gibt für ein Restaurant schönere Publicity, als im Zusammenhang mit einer Schädlingsplage genannt zu werden. Besonders, wenn man, wie das Restaurant Weisses Schloss in Luzern, nichts dafür kann. Im September wurde im Quartier die Kanalisation erneuert. Durch die Bauarbeiten aufgescheuchte Ratten flüchteten unter anderem ins Restaurant. Der herbeigerufene Schädlingsbekämpfer konnte das Problem in wenigen Tagen lösen.

So glimpflich geht es nicht immer ab. Bleibt ein Schädlingsbefall unerkannt, können erhebliche Schäden entstehen. «Mäuse und Ratten nagen elektrische Kabel an und lösen dadurch technische ­Defekte an Geräten, Computerabstürze oder Kurzschlüsse aus», warnt Andy Probst. Er ist bei der Firma Desinfecta Leiter der Niederlassungen Pratteln und Rothenburg. Nager und Insekten können auch Sachschäden an Möbeln, ­Verbrauchsartikeln, Lebensmitteln und Gebäuden verursachen sowie Krankheiten übertragen.

Der Herbst treibt Nager ins Haus

Welcher Schädling gerade sein Unwesen treibt, hängt stark von der Jahreszeit ab. «Im Frühling werden wir oft zu Einsätzen gegen Ameisen gerufen», sagt Andy Probst. Im Sommer seien Fliegen, Schaben und Wespen das Hauptthema. Und jetzt, im Herbst, treiben die kühlen Temperaturen vermehrt Ratten und Mäuse in die Häuser.

Das ganze Jahr Saison haben Bettwanzen. «Vor allem zum Ende der Ferien erhalten wir jeweils zunehmend Anrufe von Personen, die sich die Tierchen aus dem Urlaubshotel mit nach Hause gebracht haben», weiss Andy Probst. Für Gastgewerbler, die in der Zwischensaison in die Ferien reisen, sind  diese Tipps nützlich:

  • Gleich bei der Ankunft am Feriendomizil die Matratze anheben und vor allem am Kopf- und am Fussende des Bettes nach Spuren von Bettwanzen Ausschau halten. Sind dort fliegendreckgrosse Pünktchen zu sehen, sofort das Zimmer wechseln.
  • Koffer und Schuhe im Hotel nicht unter oder neben das Bett stellen, sondern möglichst weit weg davon. Koffer immer gut schliessen (Reissverschluss zu).
  • Nach den Ferien den Koffer möglichst vor der Wohnung auspacken und auf Bettwanzen hin untersuchen.
  • Im Winter den Koffer über Nacht auf den Balkon stellen. Die Bettwanzen gehen bei  Frost und Temperaturen über 50 Grad ein.

Wie häufig Bettwanzen und andere Schädlinge in den Schweizer Hotels vorkommen, weiss niemand so genau. Isabelle Landau Lüscher, Schädlingsspezialistin bei Umwelt und Gesundheitsschutz Zürich (UGZ) und Medienverantwortliche beim Verband Schweizer Schädlingsbekämpfer, erklärt: «Es gibt dazu keine gesamtschweizerischen Erhebungen. Für den Kanton Zürich kann ich sagen, dass die Zahl der Bettwanzen-Meldungen seit Jahren stark zunimmt. Allerdings wird in der Statistik nicht zwischen Hotels und Privathaushalten unterschieden.» Fakt ist, dass 1993 in Zürich nur zwei Fälle von Bettwanzenbefall registriert wurden. Im Jahr 2015 waren es hingegen 118 Fälle. Tendenz weiter steigend.

Boxspringbetten – ein Paradies für die Bettwanzen

Der Gast soll es bequem haben. Deshalb ersetzen immer mehr Hotels die üblichen, niedrigen Lattenrostbetten durch Boxspringbetten. Diese sind höher als klassische Betten. Das erleichtert Gästen das Sichhinlegen und Aufstehen und dem Housekeeping das Wechseln der Bettwäsche. Boxspringbetten bestehen aus einem Untergestell mit Federkern. Je nach Hersteller sind verschiedene Lagen an Federn verarbeitet. Darauf kommt die Matratze. Oft ist diese mit einem zusätzlichen Topper belegt. Dieser komplexe Aufbau bietet dem Menschen einen guten Schlafkomfort. Und den Bettwanzen ein Paradies mit perfekten Rückzugsorten und Verstecken. Tagsüber verziehen  sich die kleinen Blutsauger nämlich gerne in Ritzen, dunkle Winkel und Hohlräume am Bett.

«Weitere beliebte Aufenthaltsorte der Bettwanzen sind die mit Stoff überzogenen Verblendungen an den Kopfenden der Betten, Bodenleisten, Lampen und Nachttischchen», sagt Manuel Wegmann. Er ist Geschäftsführer von Anticimex sowie Präsident des Verbands Schweizer Schädlingsbekämpfer (VSS). Ob ein Zimmer mit Bettwanzen kontaminiert sei oder nicht, erfahre man in der Regel erst, wenn ein zerstochener Gast an der Réception reklamiert.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten die Reinigungsmitarbeitenden geschult werden und auf die bereits erwähnten fliegendreckgrossen Kotpünktchen achten. «Das ist im Alltag, wenn ein Zimmer in wenigen Minuten bezugsbereit gemacht werden muss, praktisch unmöglich», weiss Manuel Wegmann. Eine gewisse Sensibilisierung der Mitarbeitenden auf das Thema wäre dennoch sinnvoll. «Für Hotels sind Bettwanzen keine Frage von Hygiene, sondern von Glück oder Pech», erklärt der VSS-Präsident. Denn jeder Gast kann die kleinen Krabbeltiere in seinem Gepäck in ein Hotel einschleppen.

Sofortmassnahme bei Bettwanzen: Zimmer sperren  

«Besteht der Verdacht auf Bettwanzen, sollte man das Zimmer sofort sperren und es bis zur Behandlung durch einen professionellen Schädlingsbekämpfer nicht mehr vermieten.» Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bettwanzen wieder loszuwerden. Bei der Wärmebehandlung werden das Zimmer und alle Gegenstände darin auf 50 Grad hochgeheizt. Bettwanzen und ihre Eier werden bei dieser Wärme vollständig zerstört. «Die Prozedur dauert zwei Tage», sagt Manuel Wegmann. Die Kunst sei es, jeden Winkel und jede Ritze aufzuheizen, so dass sich die Bettwanzen nicht in kühlen Winkeln verstecken können. Gleichzeitig darf die Temperatur aber nicht über 50 Grad steigen. «Einrichtungsgegenstände und technische Geräte könnten bei ­höherer Temperatur beschädigt werden. Plastikteile und Holz verziehen sich oder Furniere lösen sich vom Untergrund.»

Ein Zimmer zwei Tage aus dem Verkehr zu ziehen, ist blöd, aber nötig, wenn man auf einen Schlag alle Bettwanzen vernichten will. Es gibt aber auch eine schnellere Methode. Dabei werden die Bettwanzennester vom Schädlingsprofi mit Siliciumdioxidpulver oder anderen Insektiziden besprüht. «Bei guter Planung kann das Zimmer am Morgen gleich nach dem Check-out des Gastes behandelt werden und ist am Abend wieder bezugsbereit», erklärt der Präsident des VSS. Allerdings muss die Prozedur zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden, da zwar die Bettwanzen vernichtet werden, nicht aber ihre Eier.

Interessenskonflikt: offene oder fliegenfreie Gasträume?

Zwar nimmt die Zahl von Bettwanzenbefall zu, doch viel weiter verbreitet sind Schädlinge wie Schaben, Motten, Ameisen und Fliegen. «Offene Restaurant- und Terrassentüren  symbolisieren Gastfreundschaft und wirken ­einladend. Wer aber keine Fliegen und andere Schädlinge im Haus haben will, muss die Gebäudehülle möglichst geschlossen halten», sagt Manuel Wegmann. Andy Probst geht noch einen Schritt weiter und fordert als Präventionsmassnahme mehr Gitter vor den Fenstern. «Besonders vor die Küchenfenster gehören Fliegengitter.»  

Alle befragten Schädlingsbekämpfungsprofis sind sich einig: Schon mit kleinen Massnahmen kann eine grosse Wirkung erzielt werden. Hier einige Tipps:

  • Ritzen unter den Türen mit Bürstenleisten schliessen. Wo ein Bleistift unten durchpasst, kann auch eine Maus durchkrabbeln. Deshalb generell auf dichte, gut schliessbare Türen und Fenster achten.
  • Löcher, Ritzen, Spalten in Mauern und Böden abdichten.
  • Waren, vor allem Frischprodukte, sofort bei Anlieferung aus den Gebinden nehmen, kontrollieren und verräumen. So entdeckt man eingeschleppte Mäuse und Krabbeltiere am schnellsten.
  • Erfolgt diese Wareneingangskontrolle in einem abgetrennten Vorraum, hat man allfällig mitgebrachte Schädlinge nicht gleich in der Küche.
  • Räume, wo Abfälle gelagert werden, kühl halten.
  • Den Abfall im Sommer häufiger abholen lassen.
  • Auf Sauberkeit und Ordnung achten. Keine «Gerümpel­ecken» entstehen lassen, sie sind gute Unterschlupfmöglichkeiten für Schädlinge.Technik, baulich unschöne Zonen und so weiter nicht hinter fix verbauten Verschalungen und Blenden verstecken. Schädlinge leben gerne in den so entstehenden Hohlräumen.

Sollten dennoch Schädlinge den Betrieb heimsuchen, gilt:

  • Auf keinen Fall selber mit Insektiziden oder anderen Methoden versuchen, die Schädlinge loszuwerden. Die Tiere flüchten bloss und verteilen sich so weiter über den Betrieb.
  • Sofort einen professionellen Schädlingsbekämpfer beiziehen.
  • Genau beschreiben, welches Tier oder welche Spuren man, wo und wann gesehen hat.
  • Falls möglich, ein Exemplar des Tieres oder seines Kots in einem Glas oder Plastikbeutel einsammeln. Das hilft den Kammerjägern bei der Bestimmung des Schädlings und beim Definieren der für diese Tierart nötigen Massnahmen.

Prävention statt Elimination

Dass Schädlinge eingeschleppt werden oder einem einfach zulaufen, lässt sich kaum verhindern. «Wir können die Schädlinge zwar eliminieren. Dauerhaft ist der Erfolg aber nur, wenn die Kunden unsere baulichen, organisatorischen oder strukturellen Präventionsvorschläge wirklich umsetzen», sagt Hubert Kupper, Leiter Entwicklung und Qualität bei Des­infecta. Manuel Wegmann sieht es ähnlich: «Sauberkeit und Ordnung verhindern zwar keinen Befall, aber sie helfen, den Schaden klein zu halten und die Schädlinge rasch zu entfernen.»

Für die Fachleute ist klar: «Die Hauptaufgabe der modernen Schädlingsbekämpfung liegt in der Prävention.» Dazu setzt die Branche auf persönliche Beratung und Begleitung der Kunden, regelmässiges Monitoring sowie den Einsatz modernster, möglichst umweltschonender Bekämpfungsmethoden. 

(Riccarda Frei)


Das sind die am häufigsten auftretenden Schädlinge in Hotels und Restaurants

Ameisen

Ameisen im Haus können der Auslöser für diverse Schäden sein. Von Verun­reinigungen bis zu Elektrokurzschlüssen. Ameisen werden mit Fressgelködern getilgt. 

Bettwanzen (Cimex lectularius)

Die Bettwanzen leben mit und vom Menschen. Sie ernähren sich von Blut und reisen in Kleidung und Gepäck versteckt um die Welt. Ihnen rückt man am besten mit Wärmebehandlung zu Leibe.

Fliegen

Fliegen sind sehr lästig und stellen zudem ein Hygienerisiko dar. Sie werden mit UV-Fallen nachhaltig vernichtet.

Mäuse und Ratten

Diese Nagetiere vermehren sich sehr schnell. Sie tragen gefährliche Krankheitserreger in sich, verunreinigen Nahrungsmittel und ­können Schäden an Kabeln und Leitungen anrichten. Zur Bekämpfung von Mäusen und Ratten werden Schlag- und Lebendfallen oder Köderboxen eingesetzt. Die Fallen ­werden online überwacht.

Schaben (Deutsche und Orientalische)

Der Kot von Schaben kann Ekzeme und Asthma hervorrufen. Schaben können eine Vielzahl gefährlicher Krankheiten auf den Menschen übertragen wie beispielsweise ­Salmonellose, Tuberkulose, Typhus, Ruhr, Schimmelsporen und Wurmparasiten. ­Schaben werden oft in Nahrungsmittelver­packungen oder im Urlaubsgepäck eingeschleppt. Zur Bekämpfung von Schaben wird hauptsächlich Fressködergel eingesetzt. Durch die verzögerte Wirkung gelangt die Schabe noch in ihr Versteck, wo sie verendet. Der unter Schaben verbreitete Kannibalismus sorgt dafür, dass der Wirkstoff beim Verzehr der toten Schabe auch auf ihre Artgenossen übergeht (Dominoeffekt).


Verband Schweizer Schädlingsbekämpfer (VSS)

Über den Verband

Der VSS wurde 1973 gegründet. Zu seinen Mitgliedern gehören über 40 professionelle Schädlingsbekämpfungs­unternehmen in der ganzen Schweiz. Der VSS führt regelmässig Aus- und Weiterbildungskurse durch und ist Ansprechpartner für das Bundesamt für Gesundheit BAG wie auch für die Kantonalen Laboratorien.

Der Schädlingsbekämpfer

Wer in der Schweiz diesen Beruf ausüben möchte, muss eine Fachbewilligung haben. Die bekommt man nach einer 18-tägigen Ausbildung und bestandenen Prüfung.

Gut zu wissen

Auf der Internetseite des VSS finden Interessierte die Kontaktdaten aller Mitglieder und Links zu deren Internetseiten. Zudem gibt es regelmässig News über gerade aktuelle Schädlingsthemen.

<link http: www.fsd-vss.ch>www.fsd-vss.ch


Mehr Informationen unter:

<link http: www.anticimex.ch>www.fsd-vss.ch
www.desinfecta.ch
www.anticimex.ch