Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Sie machen die Bühne frei für Träume und Ideen

Jung, wild und befreit mischt eine kleine Schar von Winzerinnen und Winzern die Schweizer Weinszene auf.

Die Winzerinnen und Winzer Fabrice Simonet, Janine Witzig, Helena Hebing, Etienne Javet und Anne-Claire Schott sind jung und sitzen lässig da, versetzen sich jedoch ins Alter und sinnieren rückblickend über ihre Lebensläufe. (ZVG)

Vier Akte mit Gedanken von 27 Winzerinnen und Winzern. Vier Stunden angeregte Gespräche im Restaurant Fabrique 28 in Bern, 26 verkostete Weine, zahlreiche Häppchen und kein Wort der Klage. Nach diesem Sommer gäbe es allen Grund dazu. Doch die Mitglieder der Vereinigung «Junge Schweiz – Neue Winzer» stehen da und verbreiten Zuversicht. Einige stehen am Beginn ihrer Karriere, andere stehen bereits mitten im Leben. Die Weinbauregionen übergreifend, stehen sie jedoch zusammen und unterstützen sich gegenseitig bei der Umsetzung neuer Ideen.

«Jeder Entscheid hat eine Folge, jede Handlung eine Auswirkung.»
 

Für die gemeinsame Präsentation ihrer Weine wurden Träume, Wünsche, Überzeugungen und Motivationen, aber auch Ängste gesammelt. «Manche der klaren Worte haben mich zu Tränen gerührt», sagte Anne-Claire Schott, neue Präsidentin der Vereinigung. Die Gedanken ihrer Kolleginnen und Kollegen hat sie zusammen mit Helena Hebing, Leiterin der Geschäftsstelle der Vereinigung, in vier Akte aufgeteilt.

Vom naiven Traum zum guten Rat

Ein erstes Intermezzo galt den Träumen der Kindheit. «Wenn ich zaubern könnte, würde ich die gesamte Landwirtschaft biodynamisch umgestalten», wünschte sich Quentin Divernois von der Domaine Divernois in Cornaux/NE. Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch in Thal/SG würde mit einem Zauberstab alle Reben resistenter machen und die Pilzkrankheiten wegzaubern. Auch wurde eine bessere Präsenz an den Verkaufsstellen, zu denen auch die Gastronomie zählt, sowie mehr Wertschätzung gewünscht. «Auch wenn wir uns nicht beklagen können, ahnen wir, dass sich etwas ändern muss», fasste Moderatorin Helena Hebing die Wünsche zusammen.

Im zweiten Akt, einer Videopräsentation, zeigte die junge Winzergeneration, wie sie ihre Träume umsetzt, wofür sie seit ihrer Jugend brennt und wie sie manchmal sogar auch provoziert.

Die Motivation im Hier und Jetzt war das Thema des dritten Aktes. Die Winzerinnen und Winzer erklärten, wofür sie jeden Morgen aufstehen, dass sie im Erwachsensein zwar ihre eigenen Stärken erkennen aber doch manchmal auch von Sorgen und Ängsten getrieben werden. Dabei ging es viel um Liebe, um das Miteinander und um die Natur. Aber auch um Frostnächte, neue Krankheiten und darum, dass vielen Menschen das Verständnis für die Natur abhanden gekommen ist. In diesem Spannungsfeld entstehen ihre Weine.

Auch wenn die Digitalisierung voranschreitet, die Administration aufwendiger und die Auflagen strenger werden, wird die tägliche Arbeit einmal enden. Dann, in ruhiger Zeit, blicken die Winzerinnen und Winzer auf ihr Leben zurück. Sie geben ihre Erkenntnisse an die nächste Generation weiter. Dabei stellen sie fest, dass sie vieles, das sie weitergeben werden, bereits von ihren Eltern und Grosseltern mit auf den Weg genommen haben. Das war der vierte Akt. Doch im Alter werden sie sagen können, dass Schweizer Wein mehr denn je begeistert, die Qualität gesteigert wurde und der Wein international den Status als Rarität erreicht hat.

«Ich wünsche mir, dass der Wein eine Sprache spricht, die alle verstehen.»


Am Anlass wurde viel über die Winzer gesprochen. Dabei gingen ihre Weine aber nicht vergessen. Den Themen der vier Akte entsprechend, schenkte jede Winzerin, jeder Winzer einen Wein aus. Alle 26 Crus waren auf ihre Art einzigartig. Dennoch gaben einige mehr zu reden als andere. So wurde der Räuschling Seehalden 2010 von Alain Schwarzenbach aus Meilen/ZH als erster Wein der Kindheit zugeordnet. Der älteste Wein des Tages hat ein enormes Reifepotenzial und steckt mit 11 Jahren noch in den Kinderschuhen. Grosse Anerkennung unter Kollegen fand der Pinot Gris Orange von Anne-Claire Schott aus Twann/BE. Ausgesprochen lebendig präsentierte sich der «Aime Terre» Pinot Noir Naturwein von Etienne Javet aus Lugnorre/FR.

(Gabriel Tinguely)


«Junge Schweiz – Neue Winzer»

Die Vereinigung von aktuell 27 jungen, aufstrebenden Schweizer Winzerinnen und Winzern unter 40 Jahren pflegt einen regen Austausch. Im Winter verkosten die Mitglieder zusammen ihre Jungweine. Sie organisieren Anlässe und treten gemeinsam an Veranstaltungen, in Restaurants und Bars auf.