Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Urbanes «Dining & Dancing»

Der älteste Schweizer Nachtclub, der «King’s Club» in St. Moritz, ist Geschichte. Königlich gefeiert wird weiterhin, nur eben etwas anders.

  • Das Badrutt’s Palace Hotel hat den legendären «King’s Club» umgestaltet. Als Kontrast zu den vielen urchigen Lokalen im Engadin wird hier ein urbanes Konzept umgesetzt. (Bilder ZVG)
  • Energie und Begeisterung – laut Atherton die zwei wichtigsten Zutaten.
  • Das Interview mit Richard Leuenberger finden Sie in voller Länge unten.

Könnten die Wände im Untergeschoss des Hotels Badrutt’s Palace sprechen, würden sie erzählen, wie Generationen von glamourösen Jetsettern wie Aznavour, Sachs, Bardot & Co. im «King’s Club» die Nacht zum Tag gemacht haben. Lassen wir unserer Fantasie einen Moment freien Lauf, bevor sie von der Realität eingeholt wird: Denn die Legende ist nicht mehr. Der gute Grund, so Hoteldirektor Richard Leuenberger: «Das in die Jahre gekommene Konzept hat ausgedient. Die jungen, oft auch internationalen Gäste wollen sich nicht mehr festlegen, ob sie nur gemütlich was essen oder eben noch auf ein paar Drinks bleiben und tanzen wollen.» Was also fehlte? Ein Konzept, das seinesgleichen sucht. Wer noch fehlte: ein Chef, dessen Hände nicht nur Vorzügliches zaubern, sondern dessen Name Glamour versprüht. Schliesslich mag man das in St. Moritz ganz gerne. Leuenberger und seiner F&B-Crew war schnell klar: Jason Atherton, Londoner Spitzenkoch und Gastronom, sollte das noch nie Dagewesene konzipieren. So ist das «King’s Social House» Restaurant, Bar und Nachtclub zugleich und somit die einzigartige Nummer 16 in Athertons «The Social Company»-Portfolio, das prämierte Restaurants weltweit betreibt.

«Wir bieten ‹Winter Comfort Food›, keine Salattellerchen, die hungriger machen als man ist.»  -Jason Atherton, Chef und Gastronom 


Athertons Devise lautet: «Dinieren ist ein sozialer Akt, der erst durch einen Top-Service und eine packende Atmosphäre zum Gesamterlebnis wird.» An der Spitze von Athertons Küchen-Crew steht der Schwede Marcus Rohlen. Britische Einflüsse treffen auf regionale Produkte, die «international» abgerundet für leichte und doch sättigende Gaumenfreuden sorgen. Die Karte hält für jeden Geschmack etwas bereit, ohne den Gast mit einer unnötig grossen Auswahl zu überfordern. 

Des Königs neue Kleider 

Im «Badrutt’s» Underground offenbart sich eine Location, die von Rosendale Design mit Bezug zu regionalen Merkmalen trendy und zeitlos zugleich umgesetzt wurde. Der offene Innenraum, die wohnlichen Möbel, die schmeichelnde Beleuchtung sowie stilvolle Accessoires tragen zu einem Wohlgefühl bei. Eindrücklich, wie Rosendale schwere Tischplatten, inspiriert von den Holztüren traditioneller Engadinerhäuser, zeitgenössisch interpretiert hat. Fürdie Wandbemalung zeichnen der Churer Fabian Florin alias «Bane» und der Zypriote Yiannis Hadjipanayis alias «Pest» verantwortlich. Die Street-Art-Künstler vertreiben ihre Kunstwerke weltweit. 

Ob der neue Engadiner Hotspot das Potenzial hat, in die Fussstapfen seines Vorgängers zu treten? Vielleicht muss er das gar nicht, sondern schreibt lieber seine eigenen Geschichten, die den Gästen in St. Moritz unvergessen bleiben. 

(Andrea Decker) 


Fakten und Zahlen

Sitzplätze 
70

Öffnungszeiten 
Von 19 Uhr bis Open End
Wintersaison bis 31. März 
Montag Ruhetag (ausser vom 11. bis 24. Februar)

Unterhaltungsprogramm 
Music Director: DJ Mr Mike; Internationales Line-up von Resident DJs und Gästen: Kenny Carpenter, Tom Novy, Tanja La Croix und weitere.

Seatings 
19 und 21 Uhr


Richard Leuenberger: «Mehr vom gleichen Bringt uns nicht weiter.»

HGZ: Wie waghalsig darf man sein, um einer Legende in nur zehn Wochen einen neuen Look zu verpassen?
Richard Leuenberger: Mehr entschlossen als mutig, denke ich. Denn was nicht mehr funktioniert, wird entweder geschlossen oder überarbeitet. Da wir hier über eine Ikone sprechen, blieb zur Freude vieler nur Zweiteres.

Wüsste man nicht, dass man sich auf über 1800 Metern befindet, würde man sich im «King’s Social House» eher in einer Grossstadt wähnen.
Wenn Sie so empfinden, haben wir zumindest ein Ziel erreicht. Denn an Restaurants mit lokalem Angebot fehlt es im Engadin nicht. Dass ausgerechnet unser geschichtsreiches Traditionshaus mit etwas so Innovativem aufwartet, überrascht anscheinend viele.

Seit der Eröffnung sind einige Wochen vergangen und Ihr Haus läuft auf Hochtouren. Wie lautet Ihr Fazit soweit? 
Wir haben Branchenkenner und Vertraute eingeladen, um unser Konzept zu testen. Die Beobachtungen bestätigen, dass noch feingeschliffen werden muss. Nicht alles, womit wir noch nicht zufrieden sind, ist jedoch für den Gast spürbar. Wir müssen beispielsweise die Abläufe im Service und den Übergang vom Restaurant- zum Nachtclubbetrieb perfektionieren, die Lichteffekte so programmieren, dass kein Gast am Tisch geblendet wird und die Raumtemperatur so regulieren, dass allen wohl ist.  

Was wünschen Sie sich für das «King’s Social House»? 
Wir möchten einen Ort des Genusses und der Begegnung sein, wo «savoir vivre» grossgeschrieben wird. Der Name «Badrutt’s» soll keine Hemmschwelle sein.

Zur Person
2008 stiess Richard Leuenberger als Director Food & Beverage zum Badrutt’s Palace Hotel. Nach Aufgaben im asiatischen Raum, unter anderem für The Ritz Carlton, ist der Hotelier seit 2016 zurück im «Badrutt’s Palace» und seit 2018 Managing Director.