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«50 Prozent meiner Zeit arbeite ich im HR»

«Drinks of the World» steht für Biervielfalt. Und zeigt, was gute Führung ausmacht.

Stefan Müller absolvierte ein BWL-Studium in den USA und arbeitete in der Unternehmensberatung, bevor er 1996 mit 29 Jahren selbständig wurde. (ZVG)

Stefan Müller, Sie wurden dieses Jahr zum «Best Boss Ever» gekürt. Wie kommen Sie zu dieser Ehre? 
Stefan
Müller: Das müssen Sie meine Mitarbeitenden fragen. Ich glaube, dieser Titel und die Tatsache, dass ich immer mal wieder Geschenke von den Mitarbeitenden erhalte, ist das Resultat unserer Firmenkultur. 

Worin äussert sich diese?
Das beginnt schon damit, dass jene, die die Probezeit bestanden haben, einen Bonus von zweitausend Franken erhalten, wenn sie gehen wollen. Ich möchte sichergehen, dass jene, die bei uns arbeiten, dies tun, weil sie zu hundert  Prozent hinter unserer Firma stehen. Bis jetzt sind alle geblieben. 

Führen Sie die Vorstellungsgespräche selber? 
Etwa fünfzig Prozent meiner Zeit verbringe ich mit HR-Aufgaben. Dazu gehören auch die Vorstellungsgespräche. Ich bin eigentlich  Chief HR Officer (CHRO) in meiner eigenen Firma. 

«Werte muss man leben, nicht nur haben.»
 

Was gehört alles zu den Aufgaben eines CHRO bei «Drinks of the World»? 
Vorstellungsgespräche sowie Gespräche mit den Mitarbeitenden. Zudem besuche ich die Filialen regelmässig und organisiere Treffen, an die alle Mitarbeitenden eingeladen sind. Und für jene, die die Probezeit bestanden haben, gibt es einen Willkommensapéro. Dieser bietet Gelegenheit, Fragen zu unseren Werten, unserer Mission und unserer Vision zu stellen. Gehört haben zu diesem Zeitpunkt alle schon einmal davon. Ich stelle sicher, dass sie es auch verstehen. 

Viele Ihrer Mitarbeitenden sind schon mehr als fünf Jahre dabei, einige haben dieses Jahr gar ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Atypisch für die Verkaufsbranche. Woran liegt es, dass die Leute bleiben? 
Sie wissen, dass sie respektiert und wertgeschätzt werden. Es bringt nichts, bloss zu sagen, die Mitarbeitenden stünden im Zentrum. Man muss danach handeln. 

Wie sieht dieser Grundsatz in der Praxis aus?
Wir veranstalten Grümpelturniere, Apéros und Biertastings und nehmen enorm viel Rücksicht auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden. Mit einer gewissen Vorlaufzeit ist fast alles machbar. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Weiterbildung. Allein im ersten Jahr haben Mitarbeitende bei uns sechs bis acht Schulungen. Unsere Kunden sollen schliesslich nicht nur freundlich bedient, sondern auch kompetent beraten werden.  

(Interview Désirée Klarer)


Die Firma

1996 gründete Stefan Müller mit seiner Frau Susanna das Getränkefachgeschäft «Drinks of the World». Inspiriert dazu wurde er in den USA: Dort gab es bereits viele Craft-Beer-Brauereien. Müller wollte diese Vielfalt in die Schweiz holen. Die erste Filiale eröffnete er am Zürcher Hauptbahnhof mit acht Mitarbeitenden. Aktuell sind es schweizweit neun Filialen und hundert Mitarbeitende. Das Biersortiment umfasst tausend verschiedene Biere.