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«Die junge Generation will Wein ungezwungen erleben»

Für den 36-Jährigen ist Wein ein verbindendes Element. Er vermittelt folglich die positiven Aspekte der Weinkultur.

Raphael Steffen studierte Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing. Wein interessierte den angehenden Weinakademiker schon immer. (ZVG)

Raphael Steffen hat im Januar die Geschäftsleitung des Weinhauses Terravigna mit Sitz in Utzenstorf/ BE und Filialen in Bern, Zürich und Zermatt/VS übernommen. Seit 15 Jahren ist er im Familienunternehmen tätig und konnte bereits viele frische Ideen umsetzen.

HGZ: Raphael Steffen, die Weinbranche leidet unter dem sinkenden Konsum. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?

Tatsächlich spüren auch wir, dass in der Gastronomie die meisten Gäste zum Mittagessen keinen Wein mehr trinken. Diesbezüglich sind wir aktiv und bauen unser Sortiment mit alkoholfreien Alternativen aus, setzen dabei aber nicht nur auf entalkoholisierten Wein.

Auf was setzen Sie dann?

Da gibt es bereits spannende Produkte. Viele neue kommen hinzu. Zum Beispiel schäumende, alkoholfreie Alternativen auf der Basis von Tee, in Kombination mit Kräutern und Früchten.

Wie können Gastronomen auch heute noch mit Wein Geld verdienen?

Wir raten, die Preise fair zu kalkulieren und spannende Weine im Offenausschank anzubieten. So lassen sich beispielsweise mit Coravin Raritäten glasweise anbieten. Gäste, die keine ganze Flasche Wein bestellen, sind bereit, höhere Preise für ein Glas einer Spezialität auszugeben.

Kaufen junge Kunden andere Weine als ältere Semester?

Das kann ich nicht mit ja oder nein beantworten. Doch ich sehe, dass jüngere Kunden experimentierfreudiger sind. Ältere Kunden sind da etwas zurückhaltender und kaufen eher Bewährtes oder was sie bereits kennen.

Wie erreichen Sie die junge Generation?

Die junge Generation ist wissbegierig. Sie interessiert sich für die Herkunft und die Herstellungsmethoden. Der Generation Z ist zudem die Nachhaltigkeit sehr wichtig. Als Weinhändler sehen wir uns in der Pflicht, Wissen zu vermitteln. So organisieren wir Masterclasses und Weinschulungen in unseren Läden. Wir erleben, dass je mehr sich junge Leute mit Wein auseinandersetzen, um so mehr steigt ihr Interesse daran. Und noch etwas unterscheidet die Generationen. Die Jungen wollen Wein erleben.

Wie das?

Wer ein junges Publikum ansprechen will, tut gut daran, mit jungen Produzenten zusammenzuarbeiten. Wir haben früh damit begonnen. Viele junge Winzerinnen und Winzer versehen ihre Weine mit Etiketten, die ins Auge stechen. Dazu haben sie spannende Geschichten zu erzählen. Auch organisieren wir von Terravigna Events, an denen Wein erlebbar ist. So kommt eine Party besser an als die Weinpräsentation an einem klassischen Messestand. Häufig treten Produzentinnen und Produzenten gemeinsam mit uns auf. Wein soll nicht elitär sein, sondern für alle zugänglich. Gemeinsam verkosten oder zum Essen geniessen, fördert das Gefühl der Zusammengehörigkeit.


«Zu jedem Wein gibt es eine Geschichte, die hilft, die Herkunft verständlich zu machen.»


Wie viele Weine braucht eine «gute» Weinkarte?

Mit 100 Positionen aus verschiedenen Regionen und Traubensorten kann man bereits eine sehr schöne Weinkarte zusammenstellen. Wenn es die richtigen sind, reichen auch 20 Positionen.

Welche Weine dürfen auf keinen Fall fehlen?

Schweizer Weine, am besten solche aus der Region. Crus aus der Toskana kommen in der Pizzeria genauso gut an wie im Sternerestaurant. Dann sollten kleine, nachhaltig arbeitende Boutique-Kellereien, wie wir sie bei Terravigna anbieten, nicht fehlen. Sichere Werte sind Klassiker aus bekannten Gebieten wie der Champagne, dem Bordelais sowie dem Burgund. Beim Rotwein findet ein Umdenken statt. Filigrane Eleganz sowie ein zurückhaltender Einsatz von neuen Holzfässern stehen im Vordergrund.

Welche Weinstile und Regionen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Ich liebe die Abwechslung. Ausdruck und Qualität sind mir wichtig. Ein Glas Schaumwein passt immer. Auch filigrane, elegante Weine wie Pinot Noir gehören zu meinen Favoriten.

Welche drei Tipps geben Sie der Gastronomie im Umgang mit Wein?

Das Wichtigste ist, den Wein sichtbar zu machen. Zum Beispiel indem Flaschen aufgestellt werden oder Weinempfehlungen auf den Tischen liegen. Auch das Anbieten von Neuheiten im Offen-ausschank fördert den Absatz. Wichtig ist auch, dem Gast die Flaschen zu zeigen. Weshalb nicht eine kleine Auswahl in einem Korb oder Flaschenträger an den Tisch bringen?

(Gabriel Tinguely)


Über Terravigna

Der Gemüsegrosshändler Max Steffen hat die Weinhandlung Terravigna im Jahr 1980 gegründet – als Hobby. So richtig aufgebaut wurde sie erst ab 2011 von seinem Sohn Thomas und dessen Sohn Raphael Steffen. Heute befinden sich 1200 Weine aus 16 Ländern im Angebot.

terravigna.ch

Wein erleben

Neben zahlreichen Anlässen in allen Filialen lädt Terravigna am Montag, 3. November, zum Tag der offenen Flaschen ins Casino Bern ein. Weitere Informationen gibt es auf der Website von Terravigna.