Eigentlich hatte Norman Hunziker mit Kochwettbewerben abgeschlossen. Doch «Der Goldene Koch» ist einfach zu reizvoll.
Norman Hunziker und Wettbewerbe? Das passt. Allerdings: Hätte man dem skv-Mitglied im Spätherbst 2018 prophezeit, dass er in zwei Jahren wieder «in die Hosen» steigen werde, er hätte alle, die das behaupteten, für verrückt erklärt. Denn der damals 23-jährige Teamchef der Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft hatte «von Wettbewerben die Schnauze gestrichen voll».
Grund dafür war der verpasste WM-Sieg am Culinary World Cup in Luxemburg. «Wir hatten alles daran gesetzt, zu gewinnen. Nach Platz zwei an der Kocholympiade 2016 sollte diesmal der Titel her», erinnert sich Norman Hunziker. Am Ende fehlten zwei, drei Punkte. Österreich holte überraschend den Sieg. «Wir hatten es in der Hand. An geschmacklichen Fehlern lag es nicht, wir haben einfach während des Kochens unsorgfältig gearbeitet.» Aber so sei das halt an grossen Kochwettbewerben, sagt der heute 25-Jährige. Wenn zehn an den Start gingen, sei am Ende nur einer glücklich.
Platz zwei in Luxemburg ist Geschichte. Ebenso Norman Hunzikers Frust und der damalige Entscheid, sich nie mehr einen Kochwettbewerb anzutun. Dass er gut zwei Jahre später nun darauf zurückkommt, hat mit einem ehemaligen Gewinner vom «Goldenen Koch» zu tun. Den Namen möchte Norman Hunziker nicht verraten. Nur so viel: Seit Jahren stehe er mit dem Koch aus der Romandie in regelmässigem Kontakt. Und als beide im Februar dieses Jahres wieder einmal miteinander telefonierten, kam das Gespräch auf die laufende Ausschreibung für den Halbfinal «Goldener Koch». Man habe einfach mal im Kopf durchgespielt, was er, Norman, kochen würde, wenn er sich für den Halbfinal anmelden würde. Aus dem Kopfkino ist schliesslich ein Dossier mit Rezepten geworden, das Norman Hunziker zwei Tage vor Einsendeschluss an die Organisatoren schickte. Kurz darauf kam der Bescheid: Norman Hunziker ist einer von acht Kandidaten, die neu am 5. und 6. Oktober in der Trafohalle in Baden/AG um den Einzug in den Final der besten Fünf kochen werden.
«Ganz ehrlich», sagt Norman Hunziker, «ich freue mich riesig.» Den Job und die Verantwortung als Arbeitgeber, Gastgeber, Küchenchef und Hotelier im «Culinary Artists» in Biel und den Halbfinal bringe er gut unter einen Hut. «Dank meines Teams», so der 25-Jährige. Im Grunde seien die Vorbereitungen auf den Wettbewerb vergleichbar mit denen während seiner Zeit in der Junioren-Nationalmannschaft. «Du entwickelst Ideen, bist ständig am Verbessern und Präzisieren und suchst nach Möglichkeiten, den Geschmack der Komponenten auf dem Teller hervorzuheben.» Einziger Unterschied: Diesmal arbeitet er nicht mit und im Team, sondern als Einzelkämpfer.
Aus den ersten, spontanen Ideen für die geforderte vegetarische Vorspeise mit Wachtelei, das Fischgericht mit Eglifilet und den Fleischgang mit Eckstück und Haxe vom Schwein sei lediglich eine einzige übrig geblieben, sagt Norman Hunziker. Sein gesamtes Programm steht. Bis zum Halbfinal wird noch an einzelnen Komponenten gearbeitet. Exaktheit spielt eine grosse Rolle. Und: Jeder Handgriff muss sitzen. Norman Hunziker spielt alles durch, auch seine Wirkung nach aussen. «Wie sieht mich die Jury während des Kochens? Wenn ich unsicher bin und mir Zweifel oder Ängste anzumerken sind, wird die Jury das negativ bewerten.»
Als erfahrener Wettbewerbskoch weiss Norman Hunziker, wie der Hase läuft. Sein Palmarès ist beeindruckend. Neben Gold- und Silbermedaillen, die er als Mitglied der Schweizer Junioren-Kochnati sammelte, kann er Teilnahmen an Wettbewerben wie «Junge Wilde», «Pâtissier des Jahres» und «Gusto» vorweisen. Dennoch sieht sich Norman Hunziker nicht in der Rolle des Favoriten. «Was du bisher in deiner Karriere erreicht hast, interessiert im Halbfinal niemanden. Entscheidend wird sein, was ich im Oktober in Baden abliefere.»
(Jörg Ruppelt)