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Retter in der Not: Tobias Kwapisz kocht auf Abruf

Wenn’s brennt, springt er ein: Tobias Kwapisz ist Mietkoch. Er kocht überall da, wo gerade jemand ausgefallen ist.

Tobias Kwapisz machte aus der Not eine Tugend: Als er während der Corona-Pandemie seine Stelle verlor, entdeckte er die Vorteile der Selbständigkeit. (Marko Wächter)

Die Idee entstand aus der Not: Während der Corona-Pandemie verlor Tobias Kwapisz aus Horw/ LU seinen Job und meldete sich daher bei verschiedenen Stellenvermittlern an. Er merkte, dass ihm die flexible Arbeit gefiel: «Von der Hotellerie über Restaurants bis zur Gemeinschaftsgastronomie lernt man ganz verschiedene Betriebe kennen, das gefiel mir.» Und er dachte sich: «Das kann ich auch ohne Mittelsmann.» Also begann er, als Freelancer zu arbeiten – und machte sich im Frühjahr 2025 mit seiner Firma Mietkoch Schweiz komplett selbständig.

Nie länger als zwei Monate

Die Gründe, weshalb Tobias Kwapisz eingestellt wird, sind vielfältig. Mal fällt ein Koch krankheitshalber aus, mal wird nach einer Kündigung kein geeigneter Nachfolger gefunden. Fast immer aber muss es schnell gehen. «Mietköche, die drei bis vier Monate im Voraus planen, gibt es genug. Meine Stärke ist, dass ich meist sehr spontan einspringen kann», sagt der 42-Jährige. Die Einsätze dauern ein paar Tage bis zu mehreren Wochen. Länger als zwei Monate bleibt er aber nie: «Sonst fehlt mir meine Freiheit. Mittlerweile brauche ich die Abwechslung – ich lerne unglaublich viel, weil ich Einblick in so viele verschiedene Küchen habe.»


«Man muss die Ungewissheit aushalten können.»

Tobias Kwapisz, Mietkoch


Auch die Aufgaben sind vielfältig: Manchmal wird Kwapisz als Küchenchef mit Verantwortung über eine ganze Brigade angestellt, manchmal einfach als Teammitglied. An manchen Orten wird exakt nach vorgegebenen Rezepten gekocht, und wieder anderswo kann er selbst Gerichte entwickeln. Abgelehnt hat er Aufträge selten: «Einmal war mir die Küche zu dreckig, da konnte ich nicht dahinterstehen. Und letztens musste ich leider einen Auftrag in einem Fünf-Sterne-Hotel in Sri Lanka ablehnen, weil 90 Dollar Tagespauschale einfach zu wenig waren, um meine Rechnungen in der Schweiz zu bezahlen.»

Tobias Kwapisz hat für sich die perfekte Lösung gefunden. Doch natürlich bringt die Selbständigkeit auch viel Aufwand mit sich: «Man muss ständig Werbung für sich selbst machen und dranbleiben.» Mittlerweile habe er sich aber ein grosses Netzwerk aufgebaut und konnte unter anderem in der Villa Honegg in Ennetbürgen/ NW oder im Bürgenstock Resort in Obbürgen/NW arbeiten. Ein weiterer Nachteil der Selbständigkeit: «Ich habe keine Ahnung, wo ich im November oder Dezember arbeite. Diese Unsicherheit muss man aushalten können.»

Finanziell laufe es ihm aktuell dafür deutlich besser als in seiner Zeit als Angestellter. Kwapisz lässt sich im Stundenlohn anstellen und kommt so in guten Monaten auf das Doppelte seines vorherigen Lohns. Sein Ziel: «In ein paar Jahren möchte ich vor allem vermittelnd tätig sein und mich etwas aus der Küche zurückziehen.» Für das kommende Frühjahr ist zudem sein erstes Kochbuch geplant: Ein Buch für Kinder, das ihnen den respektvollen Umgang mit Lebensmitteln näherbringen soll.

(Angela Hüppi)


Mehr Informationen unter:

mietkoch-schweiz.ch


Zur Person

Schon als 14-Jähriger half Tobias Kwapisz seinem Grossvater beim Karneval, Schnitzel und Kartoffelsalat zuzubereiten. Nach der Kochausbildung in Heidelberg (DE) arbeitete er zehn Jahre lang in verschiedenen Häusern in Deutschland, bevor er in die Schweiz zog. Er war als Produktionskoch, Chef de partie, Küchenchef sowie im Service tätig. Seit 2022 arbeitet er als Mietkoch, im April 2025 hat er sich komplett selbständig gemacht.