Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Vier Michelin-Sterne für Stefan Heilemann

Ein Four-Hands-Dinner hätte es werden sollen. Doch Christian Kuchler verliess das Gourmet-Schiff vorzeitig.

  • Aus der «Ecco»-Küche aufs Gourmetschiff: Stefan Heilemann mit seinem Lachs-Ceviche mit Süsskartoffel, Maracuja und Beluga-Hybrid-Kaviar. (Bilder ZVG)
  • Süss-saures Highlight zum Abschluss: Pâtissier André Siedls Bionda-Schokolade von Felchlin mit Apfel und Sauerampfer.

Gourmetabende auf dem Rhein – eigentlich eine recht entspannte Angelegenheit für Spitzenköche. Das Reisebüro Mittelthurgau, das im Herbst jeweils das Excellence Gourmetfestival mit zahlreichen Spitzenköchen organisiert, lud vergangene Woche an zwei Spezial-Abenden auf die «Excellence Princess». Eine Kaviar-Degustation von «Zwyer» stand an, danach ein Four-Hands-Dinner mit den Zwei-Sterne-Köchen Stefan Heilemann vom «Ecco» in Zürich und Christian Kuchler von der «Taverne zum Schäfli» in Wigoltingen/TG mit Weinbegleitung vom Champagner-Haus Perrier-Jouët.

160 Gäste fanden den Weg aufs Schiff. Der Wasserweg führte von Strassburg nach Basel. Im preiswerten Angebot von 315 Franken waren An- und Abreise per Bus, Schifffahrt, Apéro, Degustation, Dinner (ohne Wein), Übernachtung und Frühstück inkludiert.

Notfall um drei Uhr nachts: Die Fruchtblase ist geplatzt

Sven Epiney führte gekonnt durch den Abend. Und so setzten sich die Küchenteams nach getaner Arbeit gemütlich an die Bar. Bis um drei Uhr Christian Kuchlers Handy eine Nachricht von seiner Lebensgefährtin Ramona anzeigte. Die Fruchtblase sei geplatzt. Stefan Heilemann, der als Kuchlers enger Freund die Rolle als Götti erhält, erzählt: «Der Geburtstermin wäre eigentlich der 29. April gewesen. Wir haben noch darüber gewitzelt, dass das Kind ja auch früher kommen könnte, doch Christian winkte ab.» Es kam anders. Das Schiff legte aufgrund des schönen Notfalls etwas früher als geplant in Basel an und Christian Kuchler setzte sich in ein Taxi.
Um 10 Uhr morgens kam Lara auf die Welt: «Der schönste Moment in meinem Leben. Ich musste, so glaube ich, noch nie weinen. Bis ich die Nabelschnur durchschnitt. Unbeschreiblich!»

Heilemann kochte für zwei

Und wie weiter auf dem Schiff? Am Telefon erklärte Stefan Heilemann dem frischgebackenen Vater: «Denk bloss nicht darüber nach, am Abend wieder an Bord zu kommen. Bleib bei deiner Frau, geniess dein Kind. Der Rest ist in dem Moment völlig unwichtig.»

So bereiteten das «Ecco»-­Team und die Schiffsköche am zweiten Abend – er führte zurück von Basel nach Strassburg – einerseits Heilemanns Gerichte und anderseits Kuchlers «Schäfli»-Spezialitäten zu. Heilemann: «Es war sicher von Vorteil, dass wir schon am Abend davor dieselben Gerichte schickten. So wussten wir auch, wie die Teller aussehen sollten. Zudem kennen wir uns sehr gut und haben einen ähnlichen Kochstil.» Eine Portion Flexibilität gehört gewiss auch dazu.

Die Gäste genossen Heilemanns Lachs-Ceviche mit Süsskartoffel, Maracuja und Kaviar ebenso wie Kuchlers Entenleber mit bretonischem Hummer und Kaviar. Das kulinarische i-Tüpfelchen setzte schliesslich «Ecco»-Spitzenpâtissier André Siedl mit der Bionda-Schokolade von Felchlin, Apfel und Sauerampfer. Süss, sauer, fruchtig – herrlich!

Kuchler: «Schön, wenn man so einen Freund hat und man ohne Bedenken den Moment geniessen kann. Stefan und sein Team kochten an diesem Abend für zwei Zweisterneköche – eine Vier­sterne­leistung.»

(Benny Epstein)