Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Wie strategische Entscheide zu grossen Emotionen führen

Gaudenz Thürer hat viel durchgemacht. In zwei Jahren Selbständigkeit als Weinmacher aber auch sehr viel erreicht.

Die Weine des 44-jährigen Bündner Weinmachers Gaudenz Thürer sind Perlen für jede Weinkarte. Dennoch, sagt er, sei es trotz Auszeichnungen für beste Qualität schwierig, in gute Gastrobetriebe aufgenommen zu werden. (ZVG)

Der Pinot Blanc «Elevé en Barriques» 2023 von Gaudenz Thürer duftet nach Zitrusfrüchten, frischem Apfel, reifer Ananas und gerösteten Mandeln. Am Gaumen hat er Struktur, Trinkfluss und eine saftige Länge. Damit gewann er am Wettbewerb «Mondial des Pinots 2024» eine Goldmedaille. Bei der Ausgabe 2025 holte er sich mit dem etwas frischeren, aber strengeren 2024er Pinot Blanc Grosses Gold. Diese höchste Auszeichnung erhielten nur neun von insgesamt 815 zum Wettbewerb eingereichten Weine. Lob gab es bei der Falstaff Trophy auch für den Le Grand Pinot 2022 und den Pinot Noir Destiny 2022.

Diese Erfolge hat sich Gaudenz Thürer mit Kraft, Energie und Kreativität erarbeitet. Seine Karriere startete er im Jahr 1997 mit der Winzerlehre. 2001 begann er beim Weinhaus Cottinelli in Malans/GR. Wenig später war er als Rebmeister für 22 Hektar Reben verantwortlich. Er konnte eine zweite Lehre als Weintechnologe absolvieren. Im Herbst 2011 übernahm er zudem die Kelterung der Weine von Cottinelli.

Eigener Weg mit eigenem Wein

Schon im Jahr 2010 kaufte Gaudenz Thürer Trauben von vier Winzern aus Maienfeld/GR und kelterte in seiner Freizeit seinen ersten eigenen Wein unter dem Namen Thürer Weine. «Ich habe oft freakig gedacht», sagt er. «Privat konnte ich mit 250 Flaschen experimentieren.» Insgesamt produzierte er 2000 Flaschen, so viel wie er bei Cottinelli von einem Wein abfüllte. «Das gefiel meinen Chefs. Was im Kleinen möglich ist, geht auch im Grossen. So entstanden Synergien mit der Firma Cottinelli», blickt er zurück.

Im Herbst 2020 hatte Gaudenz Thürer einen schweren Arbeitsunfall, der eine bleibende körperliche Beeinträchtigung hinterliess. Seither streitet er mit Versicherungen um sein Recht und kämpft sich zurück ins Leben. Und er ist Optimist. Trotz Tagen, an denen einfach nichts geht, blickt er positiv in die Zukunft. Selbst als er kurz vor der Ernte 2021 aufgrund seiner Behinderung entlassen wurde, gab er nicht auf. Er konnte seine Weine bei Ralf Komminoth in Maienfeld keltern und sah dies als Chance mit Thürer Weine durchzustarten.


«Visionen zu haben, ist wichtig. Sie geben dem Leben Sinn.»

Gaudenz Thürer, Weinmacher


Nach wie vor hat Gaudenz Thürer keine eigenen Reben und kauft Trauben aus der Bündner Herrschaft. «Das gibt mir eine gewisse Freiheit», sagt er. Für die Kelterung teilt er sich seit der Lese 2023 den Keller mit Martin Enderlin in Maienfeld und konnte seine Produktion erhöhen.

Mit Ideen im Markt bestehen

Für Gaudenz Thürer ist die SWOT-Analyse das wichtigste Arbeitsinstrument. Das Kennen von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken hat ihn bewogen, auf Pinot Blanc zu setzen. Diesen vergärt er spontan in Barriques und gibt dem Wein die Zeit, die er braucht. Genauso macht er es mit dem «Fumé Blanc», einem Sauvignon Blanc. Ein Steckenpferd ist der Blanc de Noir, ein «sexy Weisswein mit rosa Schimmer» aus dem Stahltank. Sehr spannend ist der Pinot Noir Sélection. Dieser rotbeerige Wein hat Biss, passt immer und ist ideal für den glasweisen Ausschank. Emotionen weckt auch der Pinot Noir Destiny. Seit es diesen Wein gibt, reift er in zwei 110-Liter-Eichenfässern, und es gibt davon lediglich 300 Flaschen pro Jahr. Das wird auch in Zukunft so bleiben.

(Gabriel Tinguely)

thuerer-weine.ch


Weintipp

 

Pinot Blanc «Elevé en Barrique»

Zu unrecht steht Pinot Blanc im Schatten des Chardonnay. Im Barrique vergoren und gereift, kommen zu weissen Blüten Zitrus- und Apfelnoten, Aromen von Rauch, gerösteten Mandeln und eine feine Tannin-Struktur. Mit zunehmender Reife entwickelt der Wein einen Touch Exotik.

Dark Mystery

Die muskulöse Assemblage aus Cabernet Sauvignon und Merlot duftet nach Cassis und feinen Röstnoten, die an Kakao erinnern. Der Cabernet reift in Barriques aus französischer Eiche, der Merlot in solchen aus amerikanischer Eiche. Nach zwölf Monaten wird assembliert. Passt zu kräftigen Gerichten.

Pinot Noir «Le Grand Pinot»

Die Trauben für den «Le Grand Pinot» gedeihen an besten Lagen in Maienfeld. In 500-Liter-Barriques spontan vergoren, reift er darin weitere 15 Monate. Unfiltriert abgefüllt, überzeugt er mit intensiver Frucht in der Nase und würziger Fülle am Gaumen.