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Nebensaison – was ist das?

Um ihre Häuser möglichst das ganze Jahr hindurch auszulasten, lassen sich viele Hoteliers ganz schön was einfallen. Dazu zählen gratis Elektroautos, Nannys und Schwangerschaftsliegen.

Das Wellnesshotel Golf Panorama in Lipperswil wurde vor sieben Jahren in einer sehr ländlichen Gegend gebaut. Dank vieler innovativer Angebote ist es das ganze Jahr hindurch gut ausgelastet. (ZVG)

Die typische Nebensaison, in der die Auslastung der Hotels dramatisch nachlässt, gibt es kaum noch. Die Hoteliers agieren geschickt und mit teils aussergewöhnlichen Aktionen, um ihr Haus auch in wetterbedingt weniger attraktiven Zeiten gewinnbringend betreiben zu können. Es gibt gar Hotels wie das Waldhotel Davos oder den «Vitznauerhof», die nur in der Hauptsaison bespielt werden. So sind die beiden Hotels in dieser Zeit stets gut ausgelastet. Nach Ende der Saison ziehen das Direktorenpaar Maria und Bardhyl Coli und sein Team nach einem Monat Ferien jeweils in das andere Hotel um.

Jan Stiller, Direktor im Lenkerhof Gourmet Spa Resort in Lenk, ist es gelungen, sein Haus mit 80 Zimmern in einen Zehnmonatsbetrieb zu wandeln. Geschlossen ist das Fünf-Sterne-Superior-Hotel nur noch während sechs bis acht Wochen im Jahr, um es wieder auf Hochglanz zu bringen und Grundreinigungen sowie Umbauten durchzuführen. Wie ist das dem jungen Hoteldirektor gelungen? «Wir versuchen, das Gästesegment aufzuteilen», erklärt er. Die Monate April, Mai und November, die früher tendenziell verhaltener waren, zählen heute zu den starken Zeiten. «Wir haben uns überlegt, wer in dieser Zeit Ferien machen kann? Und setzen nun auf neue Gästesegmente. In den früher sehr ruhigen Monaten beherbergen wir nun unter der Woche viele Seminare, Firmenanlässe und Verwaltungsratssitzungen sowie Gäste aus dem Segment 50 Plus.»

Neu bietet Jan Stiller auch an, selbst Teil der Seminare und Veranstaltungen zu sein und als Referent beispielsweise zum Thema «Umgang mit Kunden» im eigenen Haus aufzutreten. «Es kommt auch vor, dass ich Kunden einen Referenten aus meinem Netzwerk empfehlen kann. Der Praxistransfer ist am Aufkommen.»

Am Wochenende versuchen Jan Stiller und sein Team mehrere Generationen gleichzeitig anzusprechen. Dies geschehe nicht ganz ohne Preiseingeständnisse, welche oft im ersten Jahr noch nicht rentieren würden. Um möglichst drei Generationen ins Haus zu locken, gibt es zu einem solchen Angebot auch mal eine kostenlose Kutschenfahrt dazu. Und für Gäste ab 50 Jahren werden 50 Franken Guthaben aufs Zimmer geschrieben.

Wichtig sei es, den Gästen wetterunabhängige Angebote anzubieten wie einen Apéro in der Küche, Jass- oder Schachturniere. Natürlich spielt der attraktive 7 Sources Beauty & Spa eine wesentliche Rolle. Dieser wird immer wieder renoviert, verschönert und das Angebot mit innovativen Ideen dem Gast angepasst. «Vor jeder baulichen Massnahme überlegen wir uns, wie wir damit zu Zeiten, wo nicht gewandert oder Ski gefahren werden kann, attraktiver werden».

Destination muss mitspielen

Jan Stiller gibt jedoch zu, dass es ohne eine gut funktionierende Destination schwierig würde, das Haus auszulasten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im «Lenkerhof» liegt bei nicht einmal zwei Nächten. «Eine gute Infrastruktur wie funktionierende Bergbahnen, ein schönes Skigebiet, Angebote für Kinder und Schlechtwetterprogramme wie Wellness müssen vorhanden sein. Das Tourismusbüro muss mitspielen.»

Obwohl das Maya Boutique Hotel im ruhigen Bergdorf Nax auf einem einsamen Hochplateau im Wallis liegt und über keinen Spa  und Seminarräume verfügt, ist es selbst in den eher garstigen Monaten wie April und November gut gebucht: «Unser Hotel zieht das ganze Jahr hindurch Gäste an, die sehr naturverbunden sind», sagt Gastgeber Louis Papadopoulos. «Die brauchen kein Spezialprogramm von uns.» Das Hotel ist das Erste in Europa, das komplett aus Strohballen gebaut ist. Die Energie wird mit Hilfe von Solarröhren und der Restwärme eines Holzofens produziert. Somit bietet es eine chemiefreie Zone an mit sehr gutem Raumklima und dies ohne Lüftung.

Wie für die innovative Bauweise wurde das Haus kürzlich auch für das neue Mobilitätskonzept mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. «Wir bieten unseren Gästen gratis Elektroautos an, damit sie sich die Gegend anschauen können», sagt Louis Papadopoulos. Die Autos können sie in einigen anderen Hotels und Restaurants im Wallis, aufladen. ­Somit wollen sich die Hoteliers vernetzen. Ziel sei es, das Mobilitätskonzept nächstes Jahr auszuweiten. Ebenfalls in Planung seien im Maya Boutique Hotel Yogakurse, Diätaufenthalte wie Fastenkurse oder Detox-Tage und Seminarangebote.  

Reifenwechsel, Alphornblasen und Nanny-Casting

Das Hotel Valbella Inn verfügt auf 600 Quadratmetern über sieben Seminarräumlichkeiten. Es bietet vom grossen Plenarssaal bis zum Workshopraum in kleinster Runde Seminarräume und komfortable Zimmer mit neuester Technik für bis zu 300 Personen an. Zudem verfügt das Haus unter anderem über ein Hallenbad sowie den fünfstöckigen Wellnessturm Tor da Lenn. Trotzdem macht es immer wieder mit aussergewöhnlichen Angeboten auf sich aufmerksam.

So lockte es zum Beispiel schon mit «Löli-Wochen für Anfänger», dem Studium für den modernen Hausmann mit sicherem Reifenwechsel, einer Holzerwoche oder Alphornblasen in vier Lektionen. «Künftig werden wir Nannys als Zusatzbuchungen anbieten. Um die besten zu finden, haben wir Mitte März ein Nanny-Casting gemacht», erzählt die Kommunikationsverantwortliche des «Valbella Inn» Helen Cabalzar. Im Weiteren werde Anfang Sommersaison das Angebot «Waldkindergarten» starten. Mit diesem Mehrwert wollen die Hoteliers den Kleinen die Natur näherbringen und ihnen zeigen, wie schonend damit umgegangen werden soll. «Wir wollen damit auf die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der Familien eingehen.»

Von der Schweinezucht zum ausgebuchten Designhotel

Für werdende Mütter hat sich das Wellnesshotel Golf Panorama in Lipperswil etwas einfallen lassen: «Wir gehen speziell auf Schwangere ein, damit sie sich vom Stress der Geburtsvorbereitung erholen und mit ihrem Partner noch etwas Zweisamkeit geniessen können», sagt die Direktorin Caroline Spatz. Ihnen stehen für die Anwendungen spezielle Schwangerschaftsliegen zur Verfügung, die dank Aussparungen an Bauch und Brust eine komfortable Bauchlage ermöglichen. Sämtliche Beauty- und Body-Behandlungen wurden von einer Hebamme zwecks Eignung geprüft und mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet.

Caroline Spatz und ihr Mann Alexandre mussten sich bei der Eröffnung des 4-Sterne-Superior- Design- und Wellnesshotels mit 43 Doppelzimmern und zehn Suiten sowie zwei Appartements im Jahr 2010 einiges einfallen lassen, um das Haus auf der grünen Wiese ganzjährig mit Gästen zu füllen. An Messen in Abu Dhabi wird auch mal der Nebel in den Wintermonaten als treffendes Verkaufsargument erwähnt. Biotta-Saftkur-Packages, Bildhauerkurse und das Erlangen der Platzreife für Golfer dürften das ihrige dazu beigetragen haben, damit das Haus heute keine Nebensaison mehr kennt.

(Sarah Sidler)


Mehr Informationen unter:

<link http: www.lenkerhof.ch>www.lenkerhof.ch
<link http: www.de.maya-boutique-hotel.ch>www.de.maya-boutique-hotel.ch
<link http: www.valbellainn.ch>www.valbellainn.ch
<link http: www.golfpanorama.ch>www.golfpanorama.ch