Auf den Teller statt in die Tonne

Das junge Start-up Hängry Foods will Food Waste in Form von Convenience-Produkten verwerten und in den Umlauf bringen.

  • Das Hängry-Foods-Team (von links) besteht aus Ximena Franco, Sophia Graupner und Valentin Holenstein. (Bilder ZVG)
  • Die Menüs sollen später im Verkauf zwischen 12 und 13 Franken kosten.

Lebensmittel, die in der Schweiz in der Mülltonne landen, wären oft noch problemlos geniessbar. Sie haben aber die falsche Form, ihr Mindesthaltbarkeitsdatum ist abgelaufen oder sie fallen in der Lebensmittelindustrie als nicht verwertete Nebenprodukte an.

Hier setzt das Zürcher Start-up Hängry Foods an. Das junge Unternehmen will Food Waste im grossen Stil zu Convenience-Produkten wie Fertigmenüs verarbeiten. Letztes Jahr hat das Team, bestehend aus drei Studierenden der Lebensmittelwissenschaften, seine Vision zunächst im Kleinen getestet. «Wir wollten herausfinden, ob es überhaupt genügend Lebensmittel gibt, um unser Konzept umzusetzen», sagt Sophia Graupner, die Hängry Foods gemeinsam mit ihrer Mitstudentin Ximena Franco gegründet hat.

«In der Schweiz könnte sich rein theoretisch jeder Dritte von Food Waste ernähren.»

Sophia Graupner, Mitgründerin Hängry Foods

Die beiden haben einen beruflichen Hintergrund in der Gastronomie, Franco ist gelernte Köchin und Graupner gelernte Restaurationsfachfrau. In der so genannten Proof-of-Concept-Phase haben sie einige ausgewählte Büros im Raum Zürich mit ihren Menüs beliefert. «Dadurch, dass viele Lebensmittelabfälle in einer gewissen Regelmässigkeit anfallen, konnten wir überraschend gut planen», so Sophia Graupner.

So konnten sie beispielsweise durchgehend ein Pasta-Menü anbieten, mit einer Sauce aus dem gerade verfügbaren Gemüse. Zu Trockenwaren und Frischprodukten hinzu kommen so genannte Nebenströme aus der Lebensmittelindustrie. «Wir haben Okara, das bei der Herstellung von Sojadrink als Nebenprodukt anfällt, zu Falafelbällchen verarbeitet», sagt Ximena Franco.

In der Testphase wurde dem Hängry-Foods-Team vor allem eines klar, wie Franco weiter erzählt: «Wir müssen industriell produzieren. Die Mengen an Food Waste, die anfallen, sind sonst einfach zu gross.» Nun ist das Start-up auf der Suche nach Produktionspartnern aus der Lebensmittelindustrie. Auch geht es darum, im Gespräch mit dem Detailhandel Lösungen zu finden, um die Menüs aus geretteten Lebensmitteln zu verkaufen.

«In den nächsten Monaten wird sich vieles entscheiden», sagt Ximena Franco. Während die beiden Gründerinnen jetzt noch Teilzeit an der ZHAW studieren, wollen sie nach dem Studium Vollzeit auf Hängry Foods setzen. «Wir sind zuversichtlich, dass wir bald ein richtiges Unternehmen werden», sagt Sophia Graupner. «Unser Konzept stösst auf grosses Interesse.»

(Alice Guldimann)


Food Waste

2,8 Millionen Tonnen Food Waste fallen in der Schweiz jährlich an. Laut Food Waste Schweiz entstehen 20 Prozent in der Landwirtschaft, 35 Prozent in der Verarbeitung, 10 Prozent im Detailhandel,7 Prozent in der Gastronomie und 28 Prozent im Haushalt.


Mehr Informationen unter:

haengryfoods.ch