Mitglieder der Region Zentralschweiz–Oberwallis waren zu Gast im Rebberg von Rafael Schacher und Marina Guldimann. Dabei kamen sie ins Staunen.
Ein guter Winzer ist Geologe. Er muss die Bodenbeschaffenheit in Bezug auf das Nährstoffvorkommen und das Wasserspeichervermögen kennen, bevor er Reben pflanzt. «Auch wenn wir von Kalk und Magnesium sprechen, mag ich den Begriff Mineralität in der Weinbeschreibung nicht», sagte Rafael Schacher bei der Begrüssung. Doch davon später.
Erst führte er ein gutes Dutzend Mitglieder der Region Zentralschweiz– Oberwallis durch die Mühlihalde in Hohenrain/LU, wo er 1,7 Hektar Reben besitzt. Weitere 0,25 Hektar hat er letztes Jahr in Hochdorf/LU angepflanzt, wo auch sein Keller steht.
Als Meteorologe beschrieb Rafael Schacher die Bedeutung der Ausrichtung der Rebzeilen und den Schutz der Trauben durch Hagelnetze. Dass ein Winzer auch Botaniker ist, erklärte er anhand der Sortenwahl, der Unterlagsreben, der Laubarbeiten und am Beobachten von Nützlingen und Schädlingen. Die Rolle als Landwirt hat er beim Mulchen und Mähen der Begrünung in den Fahrgassen zwischen den Reben inne. Weil dabei Maschinen zum Einsatz kommen, ist er auch Mechaniker. Denn immer wieder müssen die Geräte neu eingestellt oder repariert werden. Der Chemiker in ihm kommt zum Zug, wenn es um die Wahl und das Dosieren von Pflanzenschutzmitteln geht. Zwar betreibt Rafael Schacher einen regenerativen Rebbau. Er achtet auf gesunde, lebendige Böden und hat neue, widerstandsfähige Sorten wie Souvignier Gris, Sauvignac, Johanniter und Regent angepflanzt. Ganz auf Pflanzenschutz verzichten kann er dennoch nicht.
Seit dem Jahr 2011 pflegt Rafael Schacher seinen eigenen Rebberg. Den eigenen Keller konnte er jedoch erst mit dem Jahrgang 2023 in Betrieb nehmen. Auch dort geht es um Chemie bei der Gärung und dem Reifen auf den Feinhefen sowie um Physik beim Ausbau in einem 1000 Liter fassenden Ei aus Chromstahl.
Das Weinangebot variiert je nach Erntemenge und Experimentierfreude. So bestand die Weisse Seetaler Cuvée 2023 aus direkt gepresstem Pinot Noir, Johanniter und Riesling-Silvaner. Ein Jahr zuvor verwendete er Johanniter, Solaris und Riesling-Silvaner. «Der heimliche Star im Sortiment ist der Johanniter», sagte Marina Guldimann. Rafael Schachers Partnerin wurde in Moldawien geboren, ist mit Wein aufgewachsen und für den Verkauf zuständig. «Nebst der Cuvée bieten wir drei sortenreine Johanniter-Weine an. Den frischen Seetaler, den strukturierten Mühlihalde und einen in Barriques ausgebauten. Der reift noch im Keller.»
Rafael Schacher, Winzer
Unbedingt probieren sollte man den feinfruchtigen Riesling-Silvaner. Und natürlich die Rotweine. Die saftige Cuvée aus Pinot Noir, Gamaret und Divico, den eleganten Pinot Noir aus dem grossen Fass aus Schweizer Eiche oder den in Barriques ausgebauten Gamaret. «Wir setzen auf beste Trauben», sagte der Sensoriker Rafael Schacher. «Alle unsere Weine sind trocken, haben eine frische Säure und salzige Noten im Nachhall. Das ist unsere Definition von Wein.»
(Gabriel Tinguely)