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Auf der Suche nach dem noblen Wein

Der Swiss Wine Vintage Award 2023 zeichnete zehnjährige Weine aus. Wer erinnert sich noch an das Jahr 2013?

  • Für die Weine des Jahrgangs 2013 gab es eine rekordverdächtige Anzahl Auszeichnungen. (Bilder Hans-Peter Siffert)
  • Zahlreiche junge Weinliebhaber interessieren sich für gereifte Schweizer Weine.

Parker-Punkte adeln Weine. Auch Schweizer Winzer und ihre Crus sind damit ausgezeichnet worden. Dies ist mitunter ein Verdienst der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses. Diese sammelt seit 2002 ausgesuchte Gewächse in ihrer Schatzkammer. Das Fazit: Noble Weine altern nicht. Sie reifen während 10, 15 oder gar 20 Jahren und entwickeln dabei positive Eigenschaften und neue Aromen. Warum sollte man diesen noblen Weinen nicht eine Auszeichnung verleihen? Die Idee des Swiss Wine Vintage Awards wurde im Jahr 2015 geboren. 

Ein schwieriges Jahr brachte den Winzern Glück 

Seither werden jeweils zehnjährige Weine aus der Schatzkammer bewertet. Am Swiss Wine Vintage Award können sich aber auch alle Schweizer Winzerinnen und Winzer beteiligen, die noch über zehn Jahre gereifte Weinbestände verfügen. Wie also war das Weinjahr 2013? Der nasskalte Frühling, der an das Jahr 2023 erinnert, liess eine späte Weinlese von Mitte September bis Anfang November erwarten. Im Wallis war es dann sogar eine der spätesten Lesen überhaupt. Die Blüte verlief schlecht und die Produktion litt unter Verrieselung. Dies führte zu kleinen, konzentrierten Beeren, die zum Zeitpunkt der Lese perfekt reif waren. 

Dennoch sank die Erntemenge in der gesamten Schweiz um 20 Prozent. In Neuenburg und der Drei-Seen-Region waren es sogar 54 Prozent weniger. Der Grund dafür: Ein aussergewöhnlicher Hagelsturm fegte am Nachmittag des 20. Juni 2013 über die Weinberge am Fusse des Jura – von Genf bis Biel. Auch in der Deutschschweiz gilt 2013 als Hageljahr. Glücklicherweise retteten ein warmer Sommer und ein schöner Herbst die Ernte. Betroffene Winzer kauften Trauben von Kollegen aus anderen Kantonen, um die Verluste zu kompensieren. Dies tat ihrer Qualität als Winzer keinen Abbruch, wie die Auszeichnung der «Vins de Pays» der Domaine de Chambleau und des Weinguts Steiner Schernelz Village beweist, die sie – natürlich blind – erhalten haben.

«Ob ein Wein wirklich nobel ist, zeigt sich in der Reife.» 

Andreas Keller, Initiant des Swiss Wine Vintage Awards

Anders als nördlich der Alpen verzeichneten die Winzer im Tessin eine um zehn Prozent höhere Ernte als im Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre. Trotz dieser relativen Überproduktion behielt der Merlot eine schöne Frische und mehrere Weine erhielten höchste Bewertungen.

Kleiner Ertrag, grosses Jahr

Bei den Weissweinen zeigte der Chasselas mit zehn Jahren noch keine Tertiärnoten. Auch die Deutschschweizer Weissweine behielten ihre fruchtige Frische, wie ein erstaunlicher Kerner aus St. Gallen und ein Completer aus Graubünden zeigten. 

Die Walliser erinnerten daran, dass der späte Jahrgang mehr Säure mit sich brachte, die für Frische, aber auch für Langlebigkeit steht. Jede Rebsorte zeigte ihre Charakteristiken. Ein Beispiel bei den Rotweinen mit üppigem Bouquet war der bemerkenswerte Cornalin von Denis Mercier. Er gehörte zu den drei am besten bewerteten aller verkosteten Weine.

Frische, fruchtige Siegerweine

Der diesjährige Swiss Wine Vintage Award nahm 106 Weine des Jahrgangs 2013 von 77 Winzerinnen und Winzern aus allen Weinbauregionen der Schweiz unter die Lupe. 49 davon stammten aus der Schatzkammer des Mémoire des Vins Suisses. Die Verkostung fand blind statt, aber unter Berücksichtigung von Rebsorten und geografischer Herkunft.

Das Resultat überraschte selbst die Degustatoren: Verliehen wurde der Award an nicht weniger als 94 Weine, davon 39 aus der Schatzkammer. Das sind 88 Prozent aller degustierten Weine. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 70 Prozent. Offensichtlich ist der erstaunlich gut gereifte Jahrgang 2013 besser als der ihm vorausgeeilte Ruf.

(gab)


Mehr Informationen unter:

swva.ch