Sie tragen massgeblich zum Erfolg der Schweizer Kochnationalmannschaften bei: die drei Coaches, die selbst viel Wettbewerbserfahrung mitbringen. Wir haben ihnen auf den Zahn gefühlt.
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Worauf liegt Ihr persönlicher Fokus als Coach der Schweizer Kochnationalmannschaften?
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Als Coach kann man bei Wettbewerben nur noch zuschauen und nicht mehr selbst eingreifen. Fällt das auch manchmal schwer?
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Die Zeit bis zur Olympiade ist knapp. Was sind Ihre wichtigsten Tipps für die Teams?
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Beide Teams starten in Stuttgart als aktuelle Weltmeister. Ein Vor- oder ein Nachteil?
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Welches war für Sie persönlich Ihr schönstes Erlebnis an einem Kochwettbewerb?
Küchenchef «Krone» Regensberg; Weltmeister 2014 mit den Junioren, danach Mitglied der Nationalmannschaft, seit 2020 im Coaching-Team; Goldener Koch 2019
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Im Moment sind wir in den ersten Tests, welche bereits auf einem super Niveau sind. Derzeit liegt der Fokus auf den einzelnen Komponenten, auf der Harmonie und auf der Machbarkeit für die vorgegebenen Gästezahlen. Später geht es dann ans Verfeinern und die Erarbeitung einer Routine.
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Unser Job ist es, die Mitglieder bestmöglich vorzubereiten, damit sie auch bei allfälligen Zwischenfällen als Team reagieren können. Daher ist es immer schön, am Ende zuzuschauen und zu sehen, wie das Team als Einheit performt.
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Da wir viele neue Mitglieder haben, ist es wichtig, die Aufgaben klar zu verteilen. Wir unterstützen die Mitglieder vor allem jetzt am Anfang sehr intensiv und machen viele Trainings in Kleingruppen, wobei wir stärker auf die individuellen Ansprüche eingehen können.
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Sicher ist man stärker auf dem Radar der Juroren und es wird genauer hingeschaut. Ich sehe aber keine Nachteile. Wir werden topvorbereitet und auch mental bereit sein, um ein neues Märchen zu schreiben.
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Da gibt es einige. Sicherlich der Weltmeistertitel 2014 und der Goldene Koch 2019 als grösster Einzelerfolg. Aber auch der Bocuse d’Or war ein Highlight und natürlich der grosse Erfolg der Kochnationalmannschaften 2022 in Luxemburg, wo ich bereits als Coach dabei war.
Stv. Leiter Konditorei-Confiserie an der Richemont-Fachschule Luzern; Mitglied der Kochnationalmannschaft 2013 bis 2015, seit 2020 im Coaching-Team
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Mein Fokus liegt auf dem Verbessern der Einzelkomponenten und der Harmonisierung des Gesamtkonzepts. Ziel ist es, das Handwerk zu präsentieren. Das muss nicht kompliziert sein, die Raffinesse liegt oft in der Exaktheit. Weiter müssen wir Coaches den Teammitgliedern Selbstvertrauen vermitteln, so dass sie von sich überzeugt am Wettbewerb antreten können.
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Sicher. Am schwierigsten auszuhalten ist es in Situatio-nen, die an den Probeläufen gut funktioniert haben, im Wettbewerb aber nicht wie geplant verlaufen. Da leidet man schon mit. Umso schöner ist es aber, wenn etwas gelingt oder sogar besser als geplant glückt.
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Geduld ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Weiter erachte ich es als elementar, den Fokus nicht zu verlieren und immer das Ziel vor Augen zu haben. Und nicht zuletzt kann man nur mit einem guten Teamgeist etwas erreichen.
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Die Erwartungshaltung an uns ist natürlich hoch und damit auch der Druck. Dennoch erachte ich es als Vorteil. Wir können jetzt neue Akzente setzen, da alle Augen auf uns gerichtet sein werden.
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Die Weltmeisterschaft in Luxemburg 2022, die ich bereits als Coach miterleben durfte, war historisch. Als Einzelteilnehmer bleiben mir der Gusto 2010 und die Swiss Chocolate Masters 2011 in besonderer Erinnerung.
Chef de cuisine Restaurant K2, Swiss-Re in Zürich; Mitglied der Schweizer Kochnationalmannschaft von 2017 bis zum Weltmeistertitel 2022
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Die beiden Teams erfordern andere Schwerpunkte. Bei den Junioren liegt der Fokus auf der Kulinarik, da einige erfahrene Teammitglieder dabei sind. Bei der Kochnationalmannschaft mit vielen neuen Mitgliedern gilt es, sich noch stärker mit dem Regelwerk auseinanderzusetzen.
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Ich glaube nicht, dass mir das schwerfallen wird. Ich konnte meine Zeit in der Kochnationalmannschaft mit dem Weltmeistertitel perfekt abschliessen. Nun möchte ich dazu beitragen, dass das Know-how der letzten Jahre nicht verloren geht.
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Ich sehe das als Vorteil. Oft braucht man den Druck, um Höchstleistungen abzurufen. Der Fokus ist von Anfang an da, und alle geben Vollgas. Die Zeit ist knapp, aber nicht zu knapp, um die Erfolge von 2022 zu wiederholen.
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Diese Ausgangslage erzeugt sowohl Motivation wie auch Druck. Heutzutage ist das Wort Druck fast schon verpönt, ich sehe das aber absolut positiv. Man darf zu seinen Ambitionen stehen und Druck hilft, sein volles Potenzial abzurufen, wenn es darauf ankommt.
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Das waren sicher die Emotionen, die wir an der Weltmeisterschaft im Dezember erleben durften. Das war einerseits ein wunderschöner Moment, und andererseits konnte ich mir in dieser Zeit eine mentale Stärke aufbauen, die mich ein Leben lang begleiten wird.