Der Geschäftsführer des Berufsverbands Bäckerei & Confiserie Stefan Kogler ist seit gut 100 Tagen im Amt. Wie es ihm geht? Wir haben den Puls gefühlt.
Stefan Kogler, Sie sind jetzt 100 Tage als Geschäftsführer des Berufsverbands Bäckerei & Confiserie tätig. Haben Sie sich in Ihrer neuen Funktion gut eingelebt?
Danke, das habe ich. Die ersten Monate sind wie im Flug vergangen. Der tägliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sowie die Arbeit an Projekten gestalten den Arbeitsalltag spannend und kurzweilig. Dabei ist es von Vorteil, dass ich einige Mitarbeitende der Hotel & Gastro Union schon kenne. So fällt es mir leichter, mich in meine Rolle im Unternehmen einzufinden.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Stelle als Geschäftsführer zu bewerben?
Im Vordergrund stand für mich, dass ich mich für unseren Beruf Bäcker-Konditor-Confiseur und unseren Berufsnachwuchs einsetzen möchte. Beim Berufsverband Bäckerei & Confiserie bin ich seit sieben Jahren Mitglied und schon von Anfang an beim Fachwettbewerb Brot-Chef mit dabei. Die Herausforderung als Geschäftsführer und im Nachwuchsmarketing nahm ich an, um die jungen Fachkräfte noch verstärkt in den Fokus zu setzen und den Beruf auf Arbeitnehmerseite mitgestalten zu können.
In der Einarbeitungszeit wurden Sie von Ihrem Vorgänger David Affentranger unterstützt. Was konnte er Ihnen mit auf den Weg geben?
Ich lernte: Es gibt kein Rezept wie in der Backstube, an das man sich halten kann, kein Richtig oder Falsch. Dieser Handlungsspielraum macht die Stelle als Geschäftsführer so interessant. Zudem konnte ich von Davids Netzwerk und seinem Branchenwissen profitieren. Auch heute noch darf ich ihn bei Verständnisfragen kontaktieren.
Welche Projekte halten Sie und Ihr Team aktuell auf Trab?
Momentan beschäftigt uns der Brot-Chef-Wettbewerb, der am 5. November an der Berufsschule Aarau stattfinden wird. Auch das Greenfield Festival im kommenden Monat steht auf der Prioliste ganz oben. Ein tolles Projekt, bei dem Lernende aus der Gastronomie und Hotellerie während fünf Tagen Rockstars und VIPs unter der Leitung von René Schudel bewirten, was ich sehr schätze.
Wo besteht dringender Handlungsbedarf?
Wir müssen noch stärker an der Seite unseres Berufsnachwuchs stehen. Die Herausforderung sehe ich nicht in erster Linie bei den Lernenden. Viel mehr scheint es an der Wertschätzung seitens der Arbeitgeber zu fehlen. Das führt leider dazu, dass junge Berufsleute die Freude an ihrer Tätigkeit verlieren.
Was planen Sie, dagegen zu unternehmen?
Wir hören ihre Sorgen an und stehen ihnen mit Tipps und Lösungsansätzen zur Seite. Zudem fördern wir den Nachwuchs mit unseren Fachwettbewerben und laden alle Lernenden herzlich ein, bei unseren Berufsverbänden Mitglied zu werden. Dank unserer Dienstleistungen können sie Kontakte knüpfen, Beziehungen aufbauen, sich weiterbilden und die Fühler nach neuen Herausforderungen ausstrecken.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Arbeit gesteckt?
Ich möchte die Detailhandelsfachfrauen und -männer wieder stärker in den Fokus stellen. Sie sind leider in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gerückt. Ebenso liegt es mir am Herzen, mit den Arbeitgebern auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Nur durch ein gemeinsames Verständnis für unsere Berufsangehörigen können wir den jungen Menschen unsere Berufe wieder schmackhafter machen.
Wie gehen Sie das an?
Zur Diskussion steht ein Lernendenwettbewerb für die jungen Menschen im Detailhandel – spruchreif ist aber noch nichts. Was die Arbeitgeber betrifft, bedarf es eines regelmässigen Austauschs, um die Vorstellungen und Wünsche auf beiden Seiten abzuholen und abzugleichen.
Sie sind auch im Nachwuchsmarketing tätig. Wie vermitteln Sie den Nutzen, Teil eines Berufsverbandes zu sein?
Ich versuche, mein bestehendes Netzwerk zu aktivieren und jene zu überzeugen, die noch nicht von einer Mitgliedschaft im Berufsverband profitieren. In Gesprächen erläutere ich ihnen den immensen Nutzen, den eine Berufsorganisation mit sich bringt. Durch meine Berufsschulbesuche bin ich nah mit potenziellen Neumitgliedern in Kontakt und fühle den Puls der jungen Berufspersonen. Dank meiner offenen Art schaffe ich es hoffentlich, Neumitglieder ins Boot zu holen. Der Berufsverband ist Dreh- und Angelpunkt unserer Branche – das muss noch mehr Menschen klar werden.
(Interview Andrea Decker)
Stefan Kogler (31), gelernter Bäcker-Konditor und technischer Kaufmann, sammelte bei der Migros Ostschweiz und der Confiserie Sprüngli in Dietikon/ZH Berufserfahrungen. Bevor er zur Hotel & Gastro Union stiess, war er für die Strähl Käse AG in Siegershausen/TG im Rahmen eines Praktikums tätig. Stefan Kogler war 2015 Brotchef-Kandidat und gehört seit 2016 der Brotchef-Jury an.