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Ganz ohne Leitplanken geht es nicht

Im Sommer 2024 eröffnete das «Sunstar Pontresina» mit einer Arbeitsorganisation ohne Hierarchien. So läuft der Betrieb heute.

Das «Sunstar Pontresina» hat kein klassisches Restaurant. In der Lounge gibt es ein kleines kulinarisches Angebot. (ZVG)

Vor rund einem Jahr liefen die Vorbereitungen für die Eröffnung des «Sunstar Pontresina»/Gr auf Hochtouren. Die Hotellerie Gastronomie Zeitung berichtete über das Konzept, das mit einer neuartigen Arbeitsorganisation auf sich aufmerksam machte. Diese fusst auf Selbstorganisation der 15 bis 17 Mitarbeitenden, denn eine Küchenchefin oder einen Chef de recéption gibt es nicht. Aufgaben, die Abteilungsleitende übernehmen, werden im Team verteilt.

Zu viele Herangehensweisen

Nach zwei Saisons blickt Co-Direktorin Eva Leitner zurück auf die ersten Monate. «Wir haben von Anfang an auf die Selbstorganisation der Mitarbeitenden gesetzt und gaben ihnen viel Entscheidungsfreiheit», erzählt sie.

«Nach etwa zwei Monaten kam der Wunsch nach Regeln und Leitfäden.» Als konkretes Beispiel nennt sie den Frühstücksservice. Jeder habe sein eigenes System entwickelt und das Buffet etwas anders aufgebaut, was für den Zusammenhalt im Team nicht gerade förderlich gewesen sei. «Wir haben entschieden, Checklisten zu erstellen», erzählt Eva Leitner. «Die haben aber nicht wir von der Direktion vorgegeben, die Mitarbeitenden haben sie gemeinsam erarbeitet.»


Eva Leitner führt das «Sunstar Pontresina» gemeinsam mit Noëmie Ruckstuhl. Davor war sie im Hotel Castell Zuoz/GR tätig.


Eine weitere Erkenntnis sei gewesen, dass diese Arbeitsweise nicht für jeden passt. «Nicht alle sind Arbeiten ohne ständige Anweisungen gewohnt», so Leitner. Und während einige gewissenhaft und engagiert arbeiteten, gab es andere, die das System ausnutzten. «Wir haben gelernt, dass wir in diesen Fällen schnell reagieren und uns gegebenenfalls von diesen Personen trennen müssen.» Auch bei der Rekrutierung neuer Mitarbeitender schauen sie nun genauer hin. «Wir sind nach wie vor offen für Quereinsteigende.» Diese müssten sich aber bewusst sein, dass es im Gastgewerbe anders läuft als in anderen Branchen. Dass die Arbeitsbelastung mal höher, mal tiefer sei.

Die Erfahrungen der ersten Monate möchte Eva Leitner aber keinesfalls missen: «Ich würde alles nochmal genauso machen», erzählt sie. «Diese Erfahrungen braucht es, nie läuft alles von Anfang an perfekt.» Mit den Leitplanken, die das Team erarbeitet hat, habe sich der Betrieb in der stärker ausgelasteten Wintersaison gut eingespielt. Was es dafür brauche, sei viel Kommunikation: viel Reflexion, eine gute Feedback-Kultur, viele Besprechungen im ganzen Team und in den Abteilungen. «Das ist sehr zeitintensiv. Die Zeit ist aber gut investiert», sagt Eva Leitner. «Wir erhalten sehr viele positive Rückmeldungen zu unserem Team.» Die Gäste spürten, dass die Mitarbeitenden gerne arbeiteten und wertgeschätzt würden. «Das schönste Kompliment ist, dass wir schon einige Gäste haben, die zurückgekehrt sind.»

(Alice Guldimann)


Sunstar Pontresina

Der Betrieb umfasst 21 Loft Apartments und 25 Doppelzimmer, die miteinander kombinierbar sind. Buchung und Check-in erfolgen digital, Zimmer werden auf Anfrage gereinigt. So können sich die Mitarbeitenden mehr Zeit für die Gästeanliegen nehmen.


Mehr Informationen unter:

pontresina.sunstar.ch