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Gut Kochen geht auch ohne Hören

Salome Lienin ist gehörlos zur Welt gekommen. Das hat sie nicht daran gehindert, eine exzellente Köchin zu werden.

Salome Lienin bei der Kaffeepause auf der Restaurantterrasse. (ZVG)

Als sich Salome Lienin (44), Mitglied des Schweizer Kochverbandes, für einen Beruf entscheiden musste, wäre sie gerne Buchbinderin geworden. Zwar machte sie damals eine entsprechende Schnupperlehre. Doch weil sie das Ende dieses Berufsstandes kommen sah, schaute sie sich nach etwas anderem um. Und entschied sich für eine Kochlehre.

Beruflich oftmals von Diskriminierung betroffen

Doch eine geeignete Lehrstelle zu finden, war für sie nicht einfach. «Oft wurde ich bereits im Vorstellungsgespräch abgewiesen», erzählt Salome Lienin. Und falls es zu einem Schnupperengagement kam, war die Bereitschaft seitens des Küchenchefs nicht da, mit ihr zusammenzuarbeiten. «Das war eine sehr harte Zeit für mich.»

Doch die mutige Salome Lienin liess sich nicht einschüchtern, suchte weiter und fand schliesslich im Wohn- und Behindertenzentrum WBZ in Reinach/BL eine Lehrstelle. «Ich bin ein ganz normaler Mensch, ich kann einfach nicht hören.» Und dass sie zudem lernfähig ist, bewies sie beim Lehrabschluss, als sie als Drittbeste des Kantons Basel-Landschaft abschloss – ein Rating, bei dem auch alle Hörenden eingeschlossen waren.

Mittlerweile ist Salome Lienin seit 20 Jahren ausgelernt. Ihre schwierigen Anfänge als Köchin haben sie geprägt, aber nicht entmutigt. Seit sieben Jahren arbeitet sie im Diakonissenheim auf der Chrischona nahe Basel. Und ist glücklich mit ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber. «Ich habe einen sehr verständnisvollen Vorgesetzten, der sich genügend Zeit nimmt, mir neue Arbeitsvorgänge genau zu erklären», sagt sie.

Das geschieht nicht so wie bei Hörenden mit Worten, sondern mit praktischem Üben. Denn obwohl Salome Lienin gut lesen kann, ist das Verstehen eines Kochrezeptes für sie schwierig: «Die deutsche Schriftsprache zu erlernen, ist für uns Gehörlose genau so schwierig wie eine Fremdsprache kennenzulernen», erzählt sie. «Mit meinen Freundinnen und Freunden kommuniziere ich in der Gehörlosensprache.»

Alle ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen sind hörend. Doch das hindert Salome Lienin nicht daran, Verantwortung für das ganze Team zu übernehmen. Ihr Vorgesetzter Bruno Irion, Leiter Küche, lobt seine Mitarbeiterin: «Wenn ich in den Ferien oder aus einem anderen Grund abwesend bin, vertritt sie mich bestens.»

An ihrem jetzigen Arbeitsort mag Salome Lienin zudem, dass sie geregelte Arbeitszeiten hat. «So kann ich mich nach Feierabend mit anderen Gehörlosen treffen, mit denen ich mich unterhalten kann.»

(Ruth Marending)


Zur Person

Salome Lienin wuchs in Birsfelden/BL auf. Als ihre Gehörlosigkeit festgestellt wurde, verbrachte sie ihre Schulzeit in Sonderschulen für Gehörlose in Riehen/BS und Hohenrain/LU. Nach ihrer Ausbildung zur Köchin arbeitete sie in verschiedenen Gastronomiebetrieben. Heute arbeitet sie im Diakonissenheim auf der Chrischona, Bettingen/BS.

dmh-chrischona.org