Mehr als nur Hotdog & Pommes

Wer sich in Freibädern und Badeanstalten verpflegt, findet oft eine einfache Küche mit den ewig gleichen Angeboten vor. Es geht aber auch anders.

  • Die Badhütte Rorschach wurde zweimal kurz vor dem Abriss gerettet. Heute ist sie denkmalgeschützt und gehört der Stadt Rorschach. (Claudia Link)
  • In der Küche von Beatrice Trachsel wird vieles frisch hergestellt wie etwa die feinen Salate. (Claudia Link)
  • Seebad Luzern Vierwaldstättersee. (ZVG)
  • Caumasee Flims (ZVG).
  • Seebad Enge Zürichsee. (ZVG)
  • MS Veronica Rhein in Basel. (ZVG)

Die lange Regenzeit ist an der Badhütte Rorschach nicht spurlos vorbeigegangen. Nach den anhaltenden Juni-Schauern pendelte sich der Pegel des Bodensees erst Anfang Juli wieder ein. Wer in dieser Zeit an der Seepromenade entlangging, watete teilweise knöcheltief im Wasser. Für Beatrice Trachsel, die seit diesem Frühjahr die Badhütte Rorschach führt, ist das kein Problem. «Die Stadt als Besitzerin hat uns einen zusätzlichen Steg montiert, damit die Gäste, wie in den Baderegeln zugesichert, trockenen Fusses zu uns gelangen können.» Das ist insofern wichtig, da mit der Ära Trachsel auch eine neue Gastronomie in der Badhütte Einzug gehalten hat: «Bei uns kann man neu auch essen, ohne dass man baden muss.» Zuvor war das in Zivilkleidung nur auf dem Aussendeck möglich und nicht im Bad drinnen. «Am Anfang fanden die Badegäste das befremdend, weil sie sich ausgestellt fühlten.» Doch jetzt habe man sich an die neue Regel gewöhnt. Das Restaurantteam muss einzig ein Auge darauf haben, ob die Restaurantgäste, die auch baden, einen Eintritt gelöst haben.

Beatrice Trachsel serviert ihren Gästen einfache, aber hochwertige Gerichte. «Bei mir gibt es keine Pommes frites oder die üblichen Markengetränke», sagt sie. «Ich liebe das Besondere. Der Gast erhält bei uns eine gute Küche, die aber dennoch einfach ist und dem Ort entspricht.» Ein Blick auf die klein gehaltene Speisekarte zeigt, wovon sie spricht: Quiche mit frischem Gartensalat, hausgemachtes Birchermüesli, Joghurt mit selbst gerösteten Crunchy und Beeren oder ein Hotdog mit selbst gebackenem Brot und einem speziell angefertigten Wienerli vom Stadtmetzger.

Täglich wird zudem ein jeweils anderes Tagesspecial offeriert wie selbst gemachter Kartoffelsalat mit heissem Ofenfleischkäse, ein Thai-Curry oder ein Felchenfilet aus dem Ofen. «Mir ist wichtig, dass der Gast für sein Geld eine gute Qualität erhält», sagt Beatrice Trachsel. Entsprechend sorgfältig wählt sie die Lieferanten aus, die grösstenteils aus der Region stammen. Möglichst viel stellt sie zusammen mit ihrem Team selber her.

Nach der Hofa-Lehre in die Gastronomie

Die 51-jährige Beatrice Trachsel ist im Thurgau aufgewachsen, liess sich im Hotel Bad Ragaz zur Hotelfachfrau ausbilden und arbeitete danach im gastronomischen Bereich. In den letzten Wintern führte sie das Restaurant Sasolas an der Skipiste in Obersaxen und servierte dort eine Frischeküche. «Unsere Gäste waren immer wieder überrascht, im Skigebiet eine so hohe Qualität an Speisen vorzufinden», sagt sie. Die Philosophie, die sie im Bündnerland anwendete, praktiziert sie nun am Bodensee. Neben möglichst vielen selbst hergestellten Produkten legt sie besonders viel Wert auf ein stilvolles Ambiente. So hat sie in den ersten Wochen die Badhütte gründlich «entrümpelt». Die alten Festbänke wichen schönen Bistrotischen, alte Metalltische erhielten einen neuen Anstrich, die ­Reklamesonnenschirme machten beigefarbenen Schirmen Platz. Selbst die Glacekarte mit dem Frisco-Sortiment kommt heute edel ­daher. «Eine Sonderanfertigung für etwas schwierigere ­Kunden», schmunzelt Trachsel. «Ich finde es wichtig, in unserer ­Rorschacher Badi das ortsansässige Glace­unternehmen zu berücksichtigen.»

Facts zur Badhütte Rorschach

Lage: direkt am Bodenseeufer
Pächterin: Beatrice Trachsel
Sitzplätze: 40 auf der ungedeckten Terrasse
Angebot: leichte Gerichte mit einem täglich wechselnden Tagesangebot
Öffnungszeiten: täglich von 8 bis 20 Uhr
Mitarbeiter: zehn in Küche und Service inklusive Aushilfen sowie zwei bis drei Rettungs­schwimmer/Badaufseher
Anreise: Ab Bahnhof Rorschach Hafen rund 600 Meter dem Seeufer entlang

Vier weitere Badis, die sich vom Einheitsbrei abheben

Seebad Luzern Vierwaldstättersee

Das Seebad Luzern ist ein Kastenbad, 1884 bis 1885 erbaut. Seit dem Sommer 1998 wird das Bad von Bruno Milesi und Roman Konrad betrieben. Wer hier ankommt, fühlt sich auf Anhieb daheim. «Uns ist die Freundlichkeit sehr wichtig», sagt Milesi. Ihr gastronomischer Ansatz: «Wir wollen unseren Gästen eine hausgemachte Sommerküche mit guten Produkten zu anständigen Preisen servieren mit saisonalen Salaten, einem Stück Fleisch oder warmen Panini.» Der Conveniencegrad ist tief. Die Frische der Produkte steht im Vordergrund. «Den Salat kaufen wir geschnitten ein, das Fleisch ist vom Metzger oder von Prodega, das Brot von einer Luzerner Bäckerei», sagt Milesi. Seit der Übernahme zelebrieren sie dieses Konzept über Mittag, seit 2001 bei guter Witterung auch abends bis 24 Uhr. Ab 19 Uhr ist der Eintritt ins Bad kostenlos. «Besonders unsere Salate mit verschiedenen Beilagen sowie Panini verkaufen sich gut.» Trinken die Gäste tagsüber am liebsten Caffè freddo und Mineralwasser, werden abends auch alkoholische Getränke bestellt.

Facts zum Seebad Luzern

Lage: direkt am Seeufer
Pächter: Bruno Milesi, Roman Konrad
Sitzplätze: 50 gedeckte Plätze
Angebot: hausgemachte Gerichte
Öffnungszeiten: Schwimmbetrieb im Hochsommer bis 20 Uhr, Bar und Restaurant bei guter ­Witterung bis 24 Uhr
Mitarbeiter: zwei Köche und drei Servicemitarbeiter festangestellt sowie Rettungsschwimmer und Aushilfen
Anreise: Ab Bahnhof Luzern dem Seeufer entlang bis zum Hotel Palace


Caumasee Flims

Mitten im Flimser Tannenwald liegt der Caumasee, rund 100 Meter unterhalb des Dorfes. Der Bergsee fasziniert durch seine intensiven grünlich bis türkis schimmernden Farben. Wer baden will, kann entweder zu Fuss oder mit dem Velo zum Ufer gelangen. Wer es bequemer mag, nimmt die Standseilbahn, die vor zwölf Jahren erneuert wurde. Das Wasser des Sees galt seit jeher als heilkräftig. So verwundert es nicht, dass bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts hier immer wieder gewirtet wurde. Seit zwölf Jahren liegt die Pacht des modernisierten Restaurants mit grosser Sonnenterrasse und Lounge in den Händen der Weisse Arena Gastro AG, ein Unternehmen der hiesigen Bergbahnen. «Bei uns gibt es traditionell Bündner und italienische Gerichte sowie Barbecue», sagt Restaurantleiter Rainer Anders. «Besonders unser grosszügiges Buffet mit einem Dutzend frisch hergestellter Salate ist bei den Gästen sehr beliebt.» Die Lebensmittel bezieht das Restaurant in der Region oder bei Scana. Der Convenience-Grad liegt bei 30 Prozent.

Facts zum Restaurant Caumasee Flims

Lage: direkt am Seeufer
Pächter: Weisse Arena AG
Sitzplätze: 250 innen und aussen und 50 in der Botanic Lounge
Angebot: reichhaltiges Salatbuffet, Bündner und italienische Gerichte, Fleischspezialitäten und Badiklassiker wie Pommes
Öffnungszeiten: bis Ende Oktober täglich von 8 bis 17 Uhr, im Hochsommer an schönen Abenden bis 21 Uhr
Mitarbeiter: zwölf plus zwei Aushilfen
Anreise: mit Postauto bis Flims Waldhaus


Seebad Enge Zürichsee

Ein Geheimort am Zürichsee? Fünf Gehminuten vom pulsierenden Bellevue entfernt? Ein kurzer Steg, leicht verborgen hinter einer mächtigen Baumgruppe befindet sich das Seebad Enge. «Das abgeschottete Ambiente ist speziell», findet Küchenchef Merlin Dettwiler. Bis zu 200 Teller pro Tag schickt er in der Hauptsaison aus der Unterwasser-Produktionsküche. «In meinem Stammteam sind wir zu dritt. Ich beschäftige eine Praktikantin der Hotelfachschule Luzern und meinen Sous-chef. Zum Stammteam kommen diverse Köche und Officemitarbeiter dazu, die im Stundenlohn arbeiten.» Pommes frites sucht man auf seiner kleinen Karte vergeblich. «Da in jeder Badi ein gewisser Körperkult herrscht, will ich keine fettigen Speisen anbieten.» Anders nach der Hauptsaison: Dann tischt Dettwiler Moules et Frites auf. Die Vorsaison-Abende, an denen er täglich frische Forellen aus der Bio-Fischzucht Nadler in Rohr/AG anbietet, sind stets ausgebucht.

Facts zum Seebad Enge

Lage: am Ufer des Zürichsees
Pächter: Roger Link, Thomas Maurer
Sitzplätze: 80 – 90
Angebot: Erfrischende, gesunde, kreative Küche. Die Karte besteht aus jeweils einem Fleisch-, einem Fisch- und einem Vegi-Gericht. Wähen, Kuchen und Salate zu Randzeiten. Fischbistro in der Vorsaison, Moules et Frites in der Nachsaison.
Öffnungszeiten: 14. Mai – 30. Mai: 9 – 19 Uhr 31. Mai – 4. Sept: 8 – 20 Uhr 5. Sept – 18. Sept: 9 – 19 Uhr
Mitarbeiter: je nach Event bis zu zehn Mitarbeiter
Anreise: Tram Nr. 5 oder Bus Nr. 161/165 bis Rentenanstalt


MS Veronica Rhein in Basel

Die MS Veronica ist kein Motorschiff, wie der Name es vermuten lässt. Es ist das Restaurant des Rheinbades Breite in Basel. Ein Open-Air-Restaurant im wahrsten Sinne des Wortes. In der Badi, ein Kastenbad aus dem Jahr 1898, bietet Hugo Buser seit zwölf Jahren eine saisonale Frischeküche in einem besonderen Ambiente an. Über Mittag gibt es Mittagsmenüs und eine kleine A-la-carte-Auswahl, während des ganzen Tages Salate, Snacks und Gebäck und abends eine gehobene Küche mit regionalen Gerichten mit mediterranem Einfluss. «Alle unsere Speisen sind frisch, saisonal und hausgemacht», sagt Hugo Buser. Wer hier einkehrt, fühlt sich wie in einer anderen Welt. Die Holzterrasse des «Badhysli» reicht weit in den Rhein hinein, unter einem fliesst das Wasser unablässig Richtung Deutschland und Holland. Wenn dann auch noch ein Frachtschiff vorbeifährt, fühlt man sich definitiv wie in einer anderen Welt.

Facts zur MS Veronica im Rheinbad Breite

Lage: St.-Alban-Rheinweg 190 am Basler Rheinufer
Pächter: Hugo Buser MS Veronica GmbH
Sitzplätze: 60 gedeckt, bei schönem Wetter 100, plus 100 Bad und Lounge (abends)
Angebot: frische Saisonküche
Öffnungszeiten: 11 bis 24 Uhr, am Wochen­ende ab 10 Uhr, warme Küche bedient von 12 bis 14 Uhr, 19 bis 24 Uhr, Selbstbedienung am Nachmittag im Restaurant, an der Buvette und abends an der Bar
Mitarbeiter: 25
Anreise: Tram Nr. 3 ab Aeschenplatz bis Waldenburgerstrasse

(Ruth Marending und Benny Epstein)