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Rinder spüren, wenn der Tod naht

Mischa Hofer hat ein Anliegen: Nutztiere sollen stressfrei sterben dürfen. Der Landwirt führt deshalb Hoftötungen durch. Das Fleisch findet auch in der Gastronomie Anklang.

Mischa Hofer züchtet oberhalb von Vitznau/LU die französische Rinderrasse Aubrac sowie die Rasse Zebu, die ihren Ursprung in Indien und Kaukasien hat. (ZVG)

«Die Reise zum Schlachthaus ist oftmals die erste Reise überhaupt, die Rinder oder andere Nutztiere  antreten. Für die hochsensiblen Tiere bedeutet dies potenziell purer Stress», erklärt Mischa Hofer.

Vor zehn Jahren gründete der gelernte Landwirt einen Fleischhandel. Schon damals keimte in ihm die Idee, Tiere direkt auf dem Hof zu töten. Und: Die Nachfrage aus dem Umfeld war da. Nur möglich war die Hofschlachtung zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Als der Entscheid des Bundes näher kam, entschied sich Hofer, das Risiko einzugehen. Im Frühling 2020 erwarb er in Deutschland für 100 000 Franken eine mobile Schlachteinheit. Im Juli 2020 konnte er loslegen. Das Risiko hat sich gelohnt. Schon davor hatte Hofer viele Anfragen: «Und die Nachfrage hält an.» 

Der Bolzen ist nicht das Problem

Die mobile Schlachteinheit mit Fanggitter, die serienmässig mit einer Kamera ausgestattet ist, bringt Mischa Hofer bereits im Vorfeld der Schlachtung auf den Hof. Die Tiere können sich so daran gewöhnen. Ist der Tag X gekommen, spazieren sie, wie sonst auch, hinein und holen sich ihr Futter ab. Sie werden mit einem Bolzenschuss betäubt und dann in die Schlachteinheit gezogen. Hier werden sie entblutet. Weiterverarbeitet werden sie im Schlachthaus. «Es ist nicht der Bolzen am Kopf, der die Tiere nervös macht, sondern die Energie, die auf dem Hof herrscht. Darum ist es wichtig, ganz ruhig zu bleiben», erläutert Mischa Hofer.

Tiere direkt auf dem Hof zu töten, ist teurer, als diese ins Schlachthaus zu fahren. Pro Kilo Fleisch erhöht sich der Preis im Schnitt um drei Franken. Probleme, Abnehmer zu finden, hat Hofer keine. Auch in der Gastronomie nicht. «Die Wirte müssen den Gästen jedoch aufzeigen, wie der Preis zustande kommt. Dann sind sie auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen.»

(Désirée Klarer)


Zur Person

Mischa Hofer hat das Jagdpatent und ist gelernter Landwirt. Seit dies in der Schweiz möglich ist, bietet er auch Hoftötungen an. Dank Weiterbildungen kann er den Bolzenschuss selbst setzen und das Aufstechen der Halsschlagader selbst durchführen.


Mehr Informationen unter

www.hofschlachtung.ch

www.platzhirsch.ch