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Vier Nationen – unzählige Weine am Bodensee

Auf 1500 Hektaren Land bewirtschaften 160 Winzer rund um den Bodensee Reben – verteilt auf vier Länder.

Arbeitsplatz an schönster Lage: Rebhänge am deutschen Bodenseeufer. (ZVG)

Der Rebbau hat hier seit Jahrhunderten Tradition. Vom deutschen Bodenseeufer über Vorarlberg und Liechtenstein über den Thurgau bis hin zum Blauburgunderland bei Schaffhausen gedeihen bekömmliche Weine. 

Doch lange Zeit wurde das von der hiesigen Gastronomie nicht beachtet. Hendrik Fennel, der zusammen mit seiner Frau das Hotel-Restaurant Maier in Friedrichshafen-Fischbach am deutschen Bodenseeufer führt, erinnert sich gut. «Als wir den Be-trieb vor ein paar Jahren von meinen Schwiegereltern übernahmen, standen vor allem Weine aus Chile, Australien und Italien auf der Karte», weiss der gelernte Koch. Zwar seien auch einzelne Positionen deutscher Weine dabei gewesen, aber hauptsächlich solche, die der Weinhändler gerade im Angebot hatte. «Das kann es doch nicht sein», sagte sich Fennel mit Blick auf die vielen Rebhänge rund um den Bodensee. 

So machte sich der Junghotelier auf eine önologische Rundreise um den See – und wurde buchstäblich überrascht. «Ich fand sehr viele spannende Weine», fasst er seine Erkenntnisse von damals zusammen. Den Chardonnay vom Weingut Franz Nachbaur aus dem österreichischen Bregenz, den Frühburgunder vom Weingut Aufricht aus dem südbadischen Meersburg oder den Freisamer vom Weingut Jakob-Kaspar Welti aus dem sanktgallischen Berneck – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Heute hat Hendrik Fennel alle Weine aus der Neuen Welt von seiner Karte verbannt und eine Bodensee-Karte mit 75 Weinen kreiert.

Grenzenloser Weintourismus

Seit über zwei Jahrtausenden wird rund um den Bodensee Wein kultiviert. Die Rebsäfte wachsen alle unter den gleichen klimatischen Einflüssen, und doch sind sie aufgrund der Böden und durch die Hand des Winzers verschieden. In den letzten 150 Jahren ist diese gemeinsame Tradition jedoch aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwunden.   

Die Kontakte und der gegenseitige Austausch sind grenzbedingt immer mehr verloren gegangen. Und auch in der Gastronomie findet sich selten ein umfassendes Angebot an regionalen Weinen – Hendrik Fennels Restaurant bildet hier eine löbliche Ausnahme. 

Doch der Zeitgeist des kulinarischen Verständnisses verlangt nach regionalen Produkten. Und so kommt es, dass Weintourismus immer stärker zum Thema wird. Das weiss Ildikó Buchner, Managerin vom Projekt «Internationaler Weintourismus am Bodensee» und Botschafterin der Weinregion Bodensee. «Wir wollen mit unserem Projekt das positive Image des Bodenseeweins mehr in die Öffentlichkeit tragen», sagt sie. «Unser Ziel ist es, die einzelnen Regionen zu einer gesamten Weinregion Bodensee zusammenwachsen zu lassen», so Buchner. «Wichtig ist uns dabei, dass die einzelnen Gebiete und Angebote ihren individuellen Charakter nicht verlieren.» 

Das Projekt Weinregion am Bodensee ist eine eigentliche Kommunikationsplattform, die ein Bindeglied zwischen Winzern, touristischen Leistungsträgern, Gastronomen und Hoteliers darstellt. Bereits vorhandene weintouristische Angebote werden hier publiziert und weitherum bekannt gemacht, nicht nur innerhalb der Vierländerregion Bodensee, sondern darüber hinaus auch in Zielmärkten wie beispielsweise Italien, Frankreich und den Benelux-Staaten. «Die Involvierten erhalten durch uns Unterstützung und Beratung in Marketing, Public Relations sowie Qualitätsmanagement», so Buchner. Mit der Website sind zum ersten Mal weinaffine Angebote, Events, Regionen und beteiligte Winzer in gesammelter Form sichtbar. 

Chance für junge Winzer

Einer, der beim Projekt dabei ist, ist Peter Indermaur vom Reb- und Weingut Maienhalde in Berneck/SG. Im Eingang zum 2011 neu erstellten Keller stehen vier mit aufwendigen Schnitzereien verzierte Fässer. Sie wurden von Vater Hansjörg Indermaur den vier Kindern gewidmet. 

Diese Tradition setzt Peter Indermaur mit seiner neuen Weinlinie fort: Die nach modernsten Erkenntnissen gekelterten Rebsäfte tragen die Namen seiner Kinder Ramôn, Fiona und Laurin sowie seiner Frau Renate. «Das Mitmachen beim Weinprojekt und der einheitliche Auftritt nach aussen sind wichtig», ist Winzer Indermaur überzeugt.

(Ruth Marending)


Aufgetischt

Restaurant 1584
Die Bergtrotte steht inmitten der Rebberge von Osterfingen in der Weinregion des Schaffhauser Klettgaus. Vor drei Jahren wurde sie umfassend renoviert. Im Restaurant 1584, benannt nach dem Baujahr, wird eine regionale Küche serviert, ergänzt mit gehaltvollen Weinen des Schaffhauserlandes. www.bergtrotte.ch

Seehotel Kreuzlingen
Drei Seeterrassen und ein Restaurant bieten viel Ambiente. Hausspezialität ist die Seezunge Colbert. Dazu gibt’s ein spannendes regionales, nationales und internationales Weinsortiment.
www.seehotel.ch

Eingeschenkt

Vinorama Schaffhauserland
Im Haus der Wirtschaft am Herrenacker 15 in Schaffhausen gibt es über 60 Weine des Schaffhauser Blauburgunderlandes zum Degustieren und Kaufen.
​​​​​​​www.blauburgunderland.ch

Weingut Schmidt Wasserburg
Weingut in Wasserburg am deutschen Bodenseeufer mit herrlichem Ausblick über den Bodensee. Der moderne Holzneubau wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Vorarlberger Holzpreis 2015. www.schmidt-am-bodensee.de

Aufgebettet

Hotel Schönblick
Hoch über dem österreichischen Teil des Bodensees, in Eichenberg, führt die Familie Hehle das Viersternehaus mit Seminarbereich und Wellnessoase.
​​​​​​​www.schoenblick.at

Hotel Riva, Konstanz 
Im Fünf-Sterne-Superior-Haus direkt an der Uferpromenade dreht sich alles um das Thema Genuss. Es gehört zur Vereinigung Weinhotels Baden-Württemberg.
​​​​​​​www.hotel-riva.de

Sehenswert

Vineum Meersburg
Im Vineum ist die Geschichte der Weinherstellung dokumentiert. Im Erdgeschoss steht zudem die älteste, noch funktionstüchtige Weinpresse Europas von 1607. 
​​​​​​​www.vineum-bodensee.de​​​​​​​