Morgens spielen Kinder im Spielzimmer, am Abend gibt’s Cocktails und Musik vom DJ: Das «Kaspar» in Luzern bietet einen besonderen Mix, der gut ankommt.
Es ist zehn Uhr morgens, und im Eingang des «Kaspar» in Luzern ist ein Kinderwagen nach dem anderen aufgereiht. Im modernen Innenraum trinken Mütter und Väter einen Cappuccino, eine Grossmutter liest die Zeitung, und mehrere Kinder toben sich im Spielzimmer aus. Kaum vorstellbar, dass hier abends Cocktails geschlürft werden und am Wochenende ein DJ auflegt.
Auf das Konzept stiess Kaspar-Geschäftsführer Mahyar Bayat in Hamburg, als er seine Eltern besuchte. «Ich ging mit meinem Sohn in ein Café mit einem Zimmer voller Spielsachen», erzählt Bayat, der damals noch die Lokale Weisses und Schwarzes Schaf in Luzern führte. «Mein Sohn fühlte sich sofort wohl. Während er spielte, hatte ich Zeit, in aller Ruhe zu lesen.» Dieses Konzept wünschte er sich auch für Luzern. Als die Räumlichkeiten eines ehemaligen Bilderrahmengeschäfts an der Hirschmattstrasse frei wurden, war für Bayat klar: Hier sollte das «Kaspar» entstehen. «In den meisten Cafés gibt es doch höchstens eine Spielzeugkiste für die Kinder. Bei uns können sie sich richtig austoben.»
So gibt es im «Kaspar» beispielsweise eine Rutschbahn, ein Kasperli-Theater und ein Tipi für die kleinen Gäste. Während die Kinder spielen, können Eltern und Grosseltern gemütlich einen Kaffee und ein Gipfeli geniessen. Da das «Kaspar» selbst keine Küche hat, arbeitet Bayat im Bereich Kulinarik mit anderen Luzerner Betrieben zusammen. So gibt es etwa verschiedenes Gebäck von der Bäckerei Koch, mittwochs ein Pastamenü aus dem Restaurant Pastarazzi und freitags ein Curry aus dem «Alpineum». Hinzu kommen einige selbstgemachte Sandwiches.
Abends spielen die Getränke die Hauptrolle im «Kaspar». Mahyar Bayat setzt auf ein kleines, aber ausgewähltes Angebot mit vielen Schweizer Produkten. So gibt es statt Sprite Citro, das Tonic Water kommt von der Allschwiler Firma Swiss Mountain Spring, das Bier teilweise von der Braustation in Sursee/LU, und auch Gin gibt es unter anderem von der Schweizer Firma Deux Frères. «Marken wie Johnne Walker oder Absolut gibt es bei uns nicht. Wir unterstützen lieber kleinere Firmen», so Bayat. Ebenfalls zum «Kaspar» gehört ein kleiner, aber feiner Wein- und Whiskykeller, in dem auch Apéros durchgeführt werden.
Dass im «Kaspar» viel Wert auf Details gelegt wird, zeigt sich unter anderem an der aussergewöhnlichen Gestaltung der Getränkekarte. Diese wurde vom Luzerner Grafiker Amadeus Waltenspühl entworfen und kommt als Spielkartenset daher. Wer die Spielregeln liest, weiss zum Beispiel, dass auf den Herzkarten Getränke mit Rum zu finden sind, dass die Damen für fruchtige Cocktails stehen und die Achten für herbere Getränke. Im «Kaspar» gibt es zudem auch einige Cocktails, die auf heutigen Karten kaum mehr zu finden sind. So kann man etwa einen «Suffering Bastard» bestellen, einen Drink aus Gin, Bourbon, Limette, Angostura Bitters und Ginger Beer.
Mahyar Bayat ist zufrieden mit dem ersten Jahr im «Kaspar». Bei den Gästen kommt das in Luzern bisher einzigartige Konzept gut an: «Vor allem im Herbst und Winter war unser Lokal sehr gut besucht. Der Sommer war schwieriger, weil wir keine Aussensitzplätze haben. Bei strahlendem Sonnenschein ist das ein Handicap.» Für diesen Sommer überlegt sich Mahyar Bayat daher mögliche Anpassungen – etwa kürzere Öffnungszeiten oder eine weitere Zusammenarbeit mit einem anderen Betrieb.
(Angela Hüppi)
Eröffnung
Mai 2018
Fläche
131 Quadratmeter
Mitarbeitende
6 (2 x 100 %, 1 x 40 %, 3 x 20 %)
Sitzplätze
40
Umsatz
ca. 20 Franken pro Person
Kassenschlager
Kaspar Mule, Bier Valaisanne Lager, Cappuccino, Mango-Chili-Cheese-Chicken-Sandwich
