Wer sich als Restaurant klar positioniert, ist im Vorteil. Davon sind die Betreiber des veganen Restaurants «Karls Kraut» in Luzern überzeugt.
Im Februar 2018 eröffneten die Quereinsteiger Corinne Wittinger und Jonas Käppeli ihr Restaurant Karls Kraut am Rande der Luzerner Altstadt. Die Lokalmedien berichteten fleissig – denn das «Karls Kraut» ist ein rein veganes Restaurant. Nun, knapp zwei Jahre später, ziehen die beiden ein erstes Fazit. «Wir sind sehr zufrieden», sagt Corinne Wittinger. «Am Anfang war fast zu viel los, wir wurden regelrecht überrannt von Neugierigen.» Für Wittinger und Käppeli, die mit dem ersten eigenen Lokal Neuland betraten, eine schöne, aber intensive Zeit. «Mittlerweile haben wir mehr Routine und der Alltag ist etwas ruhiger geworden.»
Seit der Eröffnung haben die beiden einiges dazugelernt. So haben sie beispielsweise ihr Mittagskonzept umgestellt. Früher gab es ein Buffet, von welchem sich die Gäste schöpfen lassen konnten. «Das hat leider nicht optimal funktioniert, weil wir den Gästen jeweils das ganze Angebot erklären mussten und es teilweise zu langen Wartezeiten kam», sagt Jonas Käppeli. Zudem habe man so nicht viel Zeit für den persönlichen Kundenkontakt gehabt. Nun gibt es im «Karls Kraut» mittags drei verschiedene Menüs, die an die Tische gebracht werden. «Das ist für die Gäste entspannter, und wir haben mehr Zeit, um uns mit ihnen zu unterhalten.»
Lockt ein veganes Restaurant vor allem Veganer an? «Überhaupt nicht. Die meisten unserer Gäste sind Allesesser, die offen sind für Neues», sagt Corinne Wittinger. Am häufigsten werden im «Karls Kraut» die gemischte Apéroplatte und ein Burger bestellt. Auf der Apéroplatte finden sich unter anderem karamellisierte Ahorn-Nüsse, Federkohlchips und Gemüse-Sticks mit Hummus und Chimichurri. Den Burger gibt es zum Beispiel mit Tofu-Schnitzel im Erdnuss-Kokosmantel an einer Chili-Cashew-Sauce.
Rund zwei Jahre nach der Eröffnung ist klar: Der Erfolg des ersten veganen Restaurants in Luzern hält an. «Ich glaube, die klare Positionierung kommt uns zugute», so Jonas Käppeli «Die Menschen wissen gerne, was sie in einem Restaurant erwartet und worauf sich dieses spezialisiert hat. Querbeet alles anzubieten, funktioniert nur, wenn man einen super Standort hat.»
Die schönsten Komplimente erhält das Duo von Gästen, die der veganen Ernährung gegenüber eher skeptisch eingestellt sind. «Am Ende des Abends sind sie meist positiv überrascht, wie abwechslungsreich veganes Essen ist», so Käppeli. «Einer unserer Gäste merkte gar nicht, dass er rein vegan gegessen hatte – er war komplett verblüfft.» Es scheint, als hätte das «Karls Kraut» sein Ziel erreicht: mit Vorurteilen aufräumen und aufzeigen, dass eine vegane Ernährung nichts mit genusslosem Verzicht zu tun hat.
(Angela Hüppi)