So laut jubelte beim Tartelettes-Wettbewerb von Hug noch kein Sieger. Als Belohnung wartet eine Stage bei Anton Mosimann.
Sie sprang hoch, sie schrie, sie reckte ihre Arme mit geballten Fäusten in die Höhe, Tränen kullerten über ihre geröteten Wangen – Chantal Brönnimann konnte ihr Glück kaum fassen. Chantal Brönnimann ist die Siegerin beim 15. Tartelettes-Wettbewerb der Hug AG. Sie setzte sich in der Kategorie der Ausgelernten mit einem Minimalvorsprung auf Michel Bucher durch.
Dass die Gewinnerin derart ausgelassen jubelte, ist verständlich. «Ich wurde im letzten Jahr Zweite und war sehr enttäuscht», erklärt Chantal Brönnimann. «Diesmal hatte ich nicht das Gefühl, dass ich gewinnen könnte, umso grösser ist jetzt die Freude.» Aller guten Dinge sind zwei.
Eine Vorspeise und ein Dessert musste sie kreieren und dabei die Filigrano-Buttertartelettes des Innerschweizer Traditionsunternehmens Hug einbauen. «Die Mais-Variation zur Vorspeise war mit Mais, Popcorn und Poularde thematisch sehr fokussiert», lobte Jury-Präsident René F. Maeder. «Das Dessert mit Ananas, Kokos und Zitronengras war schlicht fänomenal.» Da profitierte Chantal Brönnimann von ihren Erfahrungen aus den zwei Jahren bei Pâtisserie-Weltmeister Rolf Mürner. Mittlerweile führt sie mit der «Zuckerwerkstatt» einen eigenständigen Betrieb im bernischen Schwarzenburg.
Grosses Lob gab es auch für Michel Bucher, der sich mit dem zweiten Platz begnügen musste. Seine Vorspeise – Aarberger Quinoa, Wangener Ziegenfrischkäse und grüne Aromen – sei sogar noch besser gewesen als jene von der Siegerin. Uneinig war sich die Jury ob der Nachspeise. Unter dem Motto «Es muss nicht immer süss sein – natürliche Süsse der Zutaten nutzen» überraschte Michel Bucher, Sous Chef im Hotel/Restaurant Schönbühl in Hilterfingen/BE und Mitglied des Schweizer Kochverbands, mit einer Kreationmit unter anderem Karotte, Rande und Topinambur. So viel Gemüse in der Nachspeise? «Zuerst möchte ich den Ansatz loben, dass Michel auf die die natürliche Süsse der Produkte setzte», meinte Jury-Präsident Maeder. «Mit dem Einsatz von Gemüse bewies er viel Mut. Das braucht es. Doch das Dessert war nicht nur mutig, sondern auch wirklich fein. Je nachdem, wie konservativ man ist, kommt so eine Idee besser oder weniger gut an.»
Bei den Lernenden ging der Sieg an skv-Mitglied Yanis Joss. Auch er arbeitet im «Schönbühl». Auf den Tartelettes-Wettbewerb machte ihn sein Lehrmeister aufmerksam. Zur Vorspeise präsentierte der Lernende aus dem ersten Lehrjahr eine Forelle mit zweierlei Bodengemüse. Maeder: «Farblich und geschmacklich ein Genuss!» Wie Michel Bucher bei den Ausgelernten integrierte auch Yanis Joss ein Gemüse ins Dessert: Zu Limoncello und weisser Schokolade kombinierte er grünen Spargel. «Sehr schön», befand Maeder.
Seine Faszination für die Küche hat Yanis Joss seiner Mutter zu verdanken, der er schon als Kind immer wieder helfen durfte. «Diese Leidenschaft ging zwischenzeitlich verloren, als mir der Fussball wichtiger war», erinnert sich der Sieger. «Später, als ich den Fussball aufgab, entdeckte ich diese Passion wieder.» Jury-Präsident René F. Maeder: «Passt mit dem Zucker auf!»
Maeder hob das Niveau sämtlicher Finalisten hervor: «Man merkt, dass sich etwas bewegt. Dass mehrfach Gemüse ins Dessert kam und auf die natürliche Süsse der Produkte gesetzt wurde, ist bemerkenswert.» Auch er selbst, Gilde-Präsident und Hotelier im Waldhotel Doldenhorn in Kandersteg/BE, reduziert je länger je mehr die Zugabe von Zucker in Süssspeisen. «Ich appelliere: Passt mit dem ‹cheibä› Zucker auf!» Ebenfalls positiv stimmte ihn, dass die Teilnehmer diesmal auf «üppige Geschmacksmarathons» verzichteten: «Ich habe klare Linien gesehen, harmonische Teller.»
Auf die Sieger wartet nun eine zehntägige Stage im «Mosimann’s», dem Londoner Restaurant des legendären Küchenchefs und skv-Ehrenmitglieds Anton Mosimann.
(Benny Epstein)