Anja Thomet, Studentin an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern, hat die Semesterferien für ein einmaliges Erlebnis genutzt.
Anja Thomet, diesen Sommer sind Sie zwischen zwei Semestern von Berghütte zu Berghütte «gewandert», um dort auszuhelfen. Weshalb taten Sie das?
AnjaThomet: Ich bin oft als Gast in Berghütten. Ich wollte deshalb mehr über die Bewirtschaftung in den Bergen wissen. Durch das tägliche Anpacken und Mithelfen erhoffte ich mir, möglichst viele Eindrücke vom Hüttenleben zu gewinnen.
Jetzt am Ende der Reise hat sich Ihr Wunsch erfüllt?
Oh ja, auf jeden Fall. Da waren die langen Arbeitstage, die mit dem Zubereiten des Frühstücks begannen und mit dem Servieren von Kaffi Lutz und Co. spät abends endeten. An meinem längsten Arbeitstag arbeitete ich 18,5 Stunden. Ich stand um vier Uhr auf, da eine Gruppe bereits um halb fünf Uhr frühstücken wollte. Den letzten Schnaps servierte ich um 23 Uhr. Dazwischen hatte ich alle Hände voll zu tun mit Betten machen, putzen und dem Bedienen der Tagesgäste. Viel Zeit für Pausen blieb nicht.
Konnten Sie denn an anderen Tagen Pausen einlegen?
Ja, vor allem an Schlechtwettertagen. Da konnte es sehr ruhig sein. Diese ruhige Zeit nutzte ich, auch wenn das Wetter nicht super war, um die Umgebung zu erkunden.
Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Einmal schickte die Swisscom einen Mitarbeiter mit dem Helikopter vorbei wegen technischer Probleme. Als der Hüttenwart mich fragte, ob ich Lust hätte, mit dem Heli ins Tal zu fliegen und wieder hoch zu wandern, dachte ich zuerst, dass er mit mir scherzte. Doch dem war nicht so. Und so kam ich zu meinem allerersten Helikopterflug.
Was war Ihr schlechtestes Erlebnis?
Lange, hektische Arbeitstage und viele Personen auf engem Raum führten manchmal zu Missstimmungen im Team. Einmal herrschte ein Arbeitsklima nahe am Gefrierpunkt. Ich war müde, erschöpft und ausgelaugt. Anders als sonst üblich konnte ich nach Feierabend nicht nach Hause und mich mit jemandem austauschen. An diesem Tag wurde mir einmal mehr bewusst, dass eine Saison in einer Hütte nicht nur pure Bergromantik bedeutet.
Was hat Ihnen am meisten imponiert?
Alles war bis ins kleinste Detail geplant. Es ist bewundernswert, dass in allen Hütten täglich ein Drei-Gang-Menü auf den Tisch kommt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Hütten ihre Lebensmittel nur alle drei Wochen durch Helikopterflüge geliefert bekommen. Vergisst man, die Milch zu bestellen, gibt es bis zum nächsten Flug keine mehr.
(Interview Ruth Marending)
Anja Thomet, 24, aus Wohlen/BE, studiert an der SHL, die sie 2022 abschliessen wird.
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