Sie sind motiviert, kreativ und stolz auf ihr Handwerk. Das beweist das «Jung & knusprig»-Team jeden Samstag.
«Wir haben zurzeit überdurchschnittlich gute und interessierte Lernende», freut sich Wisi Signer, Ausbildner und Mitglied der Geschäftsleitung beim Bäckerei- und Gastronomie-Unternehmen Cafe Gschwend in St. Gallen. Der Betrieb hat noch fünf weitere Standorte. Einer davon befindet sich in Mörschwil/SG. Signer möchte seinen überdurchschnittlichen Berufsnachwuchs auch überdurchschnittlich fördern. Deshalb hat er den Lernenden angeboten, den Betrieb in Mörschwil während drei Monaten jeden Samstag in Eigenregie führen zu dürfen.
Von den insgesamt 17 Lernenden haben sich 15 an dem auf Freiwilligkeit basierenden Projekt beteiligt. Nur zwei verzichteten auf die Teilnahme, weil sie sich ganz auf ihr Qualifikationsverfahren konzentrieren wollten.
Bei einer Kick-off-Sitzung konnten die Lernenden ihre Ideen einbringen. «Innert 30 Minuten hatten wir rund 20 umsetzbare Ideen für Events beisammen – von Day Dance über Spiele mit Gästen bis Pool Party», berichtet der Ausbildner. Gemeinsam erarbeiteten die Lernenden ihr Betriebskonzept und machten sich an dessen Umsetzung. Dabei stand Wisi Signer ihnen unterstützend bei, liess ihnen aber freie Hand. Nur bei der Einrichtung des Cafés hatte er einen Wunsch: «Wir arbeiten eng mit der Gemeinnützigen Hilfsgemeinschaft GHG zusammen. Wir überlassen ihr beispielsweise überzählige, frische Produkte. Im Sinn dieser Zusammenarbeit sowie der Nachhaltigkeit war es mir wichtig, dass die Lernenden die Möbel für ihr Café beim GHG-Brockenhaus kauften.»
Die Lernenden gaben ihrem Café-Projekt den Namen «Jung & knusprig». Das Logo durften sie selber definieren und es von einem Grafikbüro gestalten lassen. Damit sie sich wohl fühlen, wenn sie vor Gästen agieren, konnten die Lernenden ihre Berufskleidung ebenfalls selber auswählen, bestellen und mit dem «Jung & knusprig»-Logo bedrucken lassen.
Von der Angebotsgestaltung bis zu den analogen und digitalen Werbemitteln, von der Personalund Arbeitsplanung bis zur Tischdekoration – alles haben die Lernenden nach ihrem Gutdünken umsetzen dürfen. Dabei kamen in den vergangenen drei Monaten einige versteckte Talente ans Licht. Es wurden neue Fähigkeiten entwickelt und erste Führungserfahrungen gesammelt.
Das «Jung & knusprig»-Konzept besteht aus einem Brunch mit Backwaren aus eigener Produktion für «Frühaufsteher» von 8 bis 11 Uhr sowie einem für «Spätzünder» von 11 bis 14 Uhr. Als wäre ein feiner Brunch in originellem Ambiente nicht genug, bieten die Lernenden jeden Samstag eine andere Attraktion. Es werden mit den Gästen Marzipanrosen modelliert, Mocktails gemixt oder Brezel gebacken. Auch online sind die Lernenden aktiv. Auf ihrem Instagram-Account posten sie Videos, die zeigen, wie viel Spass ihnen ihr Handwerk und der Einsatz im «Jung & knusprig» macht.
Obwohl das Konzept aufgeht und die Brunches gut besucht sind, musste eine Anpassung gemacht werden. Ursprünglich war nur ein Grill-Event geplant. Auf Wunsch der Gäste ergänzt der Dorfmetzger Sturzenegger nun jeden Samstag mit seinem Grill das Brunchangebot.
Wisi Signer, Ausbildner bei Cafe Gschwend
Vom «Jung & knusprig»-Erfolg profitiert nicht nur der lokale Metzger. Da die Lernenden unabhängig von ihrem Lehrberuf in allen Bereichen des Cafés mitarbeiten können, erleben sie Bereiche, die ihnen sonst verschlossen blieben. Auch das Cafe Gschwend, ihr Arbeitgeber, profitiert. «Wir haben ein ganz neues Gästesegment erschlossen, und unser Einzugsgebiet ist viel grösser geworden», stellt Wisi Signer fest.
Ursprünglich war das «Jung & knusprig»-Projekt zeitlich befristet. Doch nun werden die fünf neuen Lernenden, die im August ihre Ausbildung beginnen, gleich in der Produktion des Lernenden-Cafés mitwirken können, wenn sie das möchten.
(Riccarda Frei)