Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Ausgleich für den Rücken

Dass die Ergonomie für die Gesundheit der Mitarbeitenden eine wichtige Rolle spielt, ist bekannt. Bereiche wie Küche oder Réception gehen dennoch oft vergessen.

  • Nicht nur zu wenig Bewegung ist schlecht für den Bewegungsapparat. Auch langes Stehen sowie einseitige, sich wiederholende Bewegungsabläufe können zu Rückenproblemen führen. Oft helfen Übungen. (Keystone-sda)
  • Roland Reilly berät für die Krankenversicherung Swica auch Gastronomie- und Hotelbetriebe im Bereich Ergonomie.

In Büros ist die Ergonomie bereits seit Jahren ein vielbeachtetes Thema. Immer öfters arbeiten die Mitarbeitenden an Stehpulten und sitzen auf ergonomischen Bürostühlen, um Rückenschmerzen vorzubeugen. Doch auch in der Gastronomie und Hotellerie, wo die Mitarbeitenden oft viel in Bewegung sind, anstatt den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen, darf die Ergonomie nicht vergessen werden. «Die grösste Gefahr liegt in der Überlastung des Bewegungsapparates infolge der einseitigen, sich immer wiederholenden Bewegungsabläufen», sagt Roland Reilly, Fachspezialist Präventionsmanagement bei der Krankenversicherung Swica.

Insbesondere an stressigen Tagen schleichen sich gemäss Reilly oft Fehlbelastungen ein. Sind diese zur Routine geworden, wird es schwierig, die Bewegungsabläufe wieder zu ändern. «Insbesondere bei Etagen-Mitarbeitenden fallen Fehlbelastungen oft nicht auf, da sie meist alleine und unter hohem Zeitdruck Zimmer für Zimmer reinigen», so Reilly. Und auch Küchenmitarbeitende finden oft wenig Beachtung, wenn es ums Thema Ergonomie geht: «Während der Stosszeiten werden die Tätigkeiten in hohem Arbeitstempo verrichtet. Umgebungsfaktoren wie enge Platzverhältnisse oder hohe Raumtemperaturen erschweren die Arbeit noch zusätzlich.»

Auch das lange Stehen an Ort, beispielsweise an der Réception, beansprucht Beine und Rücken schwer: «In der Folge können Rückenschmerzen und Stauungen in den Beinen auftreten.»

Regelmässige Mikropausen

Gerade in Arbeitsbereichen wie der Küche gibt es oft wenig Anpassungsmöglichkeiten für eine bessere Ergonomie. Meistens sind die Arbeitshöhen fix und so für einige der Mitarbeitenden zu tief oder zu hoch. Roland Reilly empfiehlt daher regelmässige Übungen, um Verspannungen und Verletzungen vorzubeugen: «Hilfreich sind Ausgleichsübungen wie zum Beispiel wiederholtes Strecken des Rückens zum Ausgleich der bei der Arbeit ständig vorgeneigten Körperhaltung.» Dazu ganz einfach die Arme zur Decke strecken und sich auf die Zehenspitzen stellen. Letzteres fördert auch die Durchblutung der Beine.

Generell rät Reilly zu Übungen, die ausgleichend wirken: «Bei Rückenschmerzen durch wiederholtes Bücken mit rundem Rücken sind dies zum Beispiel Übungen, welche in die Gegenrichtung, also in die Streckung der Wirbelsäule abzielen.» Dabei ist das Wichtigste die Regelmässigkeit: «Übungen wirken nur dann, wenn sie mehrmals täglich, im Sinne von Mikropausen, durchgeführt werden.»

Mit nur einem Zimmer anfangen

Es gibt mittlerweile aber auch Anbieter von Küchengeräten, welche die Ergonomie berücksichtigen. So bietet die Firma Meiko beispielsweise eine neue Generation Haubenspülmaschinen an, deren Haube sich bereits durch sanftes Antippen zuverlässig öffnet und schliesst. Das Kontroll- und Bedienfeld befindet sich zudem auf Augenhöhe, so dass kein Bücken notwendig ist. Solche Details verhindern unnötige einseitige Belastungen im Arbeitsalltag.

«Wir werden nicht krank von dem, was wir tun, sondern von dem, was wir nicht tun: Ausgleichsübungen.»

Roland Reilly, Fachspezialist, Präventionsmanagement Swica

Bei der Umgestaltung von Arbeitsplätzen ist es wichtig, die Mitarbeitenden miteinzubeziehen. Es könne sich auch lohnen, vorerst nur einen Arbeitsplatz oder ein Zimmer neu einzurichten, so Roland Reilly. «Dieses fungiert dann sozusagen als Experimentalzimmer. Bewähren sich die Funktionalität und das Design, können andere Zimmer oder Arbeitsplätze nachgerüstet werden.»

Ergonomie bereits von Anfang an einplanen

Die Ergonomie spielt im Optimalfall aber bereits bei der Planung eine Rolle. So sollten beispielsweise beim Küchenbau die folgenden Fragen gestellt werden: Wo und in welcher Höhe machen die geplanten Geräte am meisten Sinn? Wo befindet sich das Bedienpanel, und wie ist der Blickwinkel dazu? Gibt es die Möglichkeit, gewisse Arbeitsflächen in der Höhe anzupassen? Denn neben Erkältungen und Grippe sind häufige Ursachen von Fehlstunden Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenschmerzen, Hexenschuss, Ischias- oder Bandscheibenbeschwerden. Eine intelligente Planung des Arbeitsplatzes schützt die Gesundheit der Mitarbeitenden und kann krankheitsbedingte Absenzen reduzieren.

(Angela Hüppi)


Mehr Informationen unter:

www.suva.ch/ergonomie/arbeitsplatz
www.swica.ch/gesundheitstipps