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«Corona Lässt uns zusammenrücken»

Auf Corona hätten alle gerne verzichtet. Und doch hat diese Krise auch Positives bewirkt, findet Esther Lüscher, Präsidentin der Hotel & Gastro Union.

Esther Lüscher: «Solidarität bedeutet, Aufgaben gemeinsam zu meistern.» (ZVG)

Das Gastgewerbe hat drei schwierige Monate hinter sich. Wie haben die Hotel & Gastro Union und ihre Berufsverbände diese Zeit gemeistert?
Esther
Lüscher: Wir waren die ganze Zeit für unsere Mitglieder da. Wir haben Prioritäten gesetzt,  kooperativ und lösungsorientiert gearbeitet. Ein Beispiel dafür ist die Corona-FAQ-Seite, die sofort erstellt und laufend aktualisiert wurde. Was mich sehr freut und berührt, ist die grosse Solidarität und berufsübergreifende Unterstützung, die in den Verbänden sowie zwischen den Mitgliedern spürbar wurde. Trotz der coronabedingten Distanz sind wir enger zusammengerückt.

Gemäss Prognosen stehen dem Gastgewerbe noch einige Turbulenzen bevor. Wie können Angestellte diese am besten überstehen?
Schwere Zeiten werden leichter, wenn man nicht alleine ist und die Aufgaben gemeinsam meistert. Ich empfehle daher allen, die noch nicht Mitglied in einem Berufsverband sind, dies nachzuholen. Sie solidarisieren sich damit nicht nur mit ihrem Beruf, ihren Berufskollegen und der Branche, sondern unterstützen und schützen vor allem sich selbst.

Wie meinen Sie das? 
Es gibt viele Errungenschaften der Hotel & Gastro Union, von denen alle Mitarbeitenden im Gastgewerbe profitieren, die aber nur dank der Mitglieder existieren. Zum Beispiel die Mindestlöhne, fünf Wochen Ferien, fast kostenlose Weiterbildung – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Leider ist vielen Nichtmitgliedern zu wenig bewusst, dass sie für die Entwicklungen in ihren Berufen und damit in der Branche mitverantwortlich sind. Durch eine Mitgliedschaft stärken sie die Position aller Arbeitnehmenden und helfen mit, die eigenen  Anstellungs- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Mitglieder profitieren von exklusiven Dienstleistungen wie Rechtsdienst und Gastrojob. Zudem sind sie Teil eines stabilen Netzwerks.

Einige Branchenkenner gehen davon aus, dass bis 25 Prozent der Gastronomiebetriebe das Jahr nicht überstehen. Wie schätzen Sie die Lage ein? 
Ich sehe die Situation gleich. Arbeitgeber brauchen jetzt Mut, um neue Wege zu gehen. Und Arbeitnehmende stehen vor der Herausforderung, mit Veränderungen im Arbeitsumfeld und dem Risiko, den Job zu verlieren, umzugehen. Es ist nun wichtig, dass wir alle unsere Kräfte – Know-how, Kreativität und Hingabe zum Beruf – bündeln, um gemeinsam tolle Erlebnisse für Gäste zu schaffen.

Vor Corona herrschte ein Fachkräftemangel. Löst sich das Problem auf, weil so viele Betriebe eingehen werden? 
Nein, denn wir stehen in einem sehr harten, weltweiten Wettbewerb. Das Schweizer Gastgewerbe wird weiterhin auf top ausgebildete Fachkräfte angewiesen sein,  Berufsleute, die ihr Metier kennen und helfen, die hohen Qualitätsstandards umzusetzen und den Schweizer Tourismus aus der Krise zu führen.

(Riccarda Frei)


Mehr Informationen unter:
www.hotelgastrounion.ch