Dem Trinkwasser einen Wert geben

Mit «WfW Green Hotel» will Wasser für Wasser WfW Plastikflaschen auch aus Schweizer Hotelzimmern verbannen.

  • Im Hotel Wilerbad gehören die Karaffen von Wasser für Wasser WfW seit zehn Jahren dazu. (Franca Pedrazzetti, WfW)
  • Andy Oggier arbeitet seit zwei Jahren als Projektleiter Gastro bei Wasser für Wasser und berät Betriebe bei der Umsetzung.
  • Renate Stocker ist seit 2012 Gastgeberin im Seehotel Wilerbad. Das Hotel engagiert sich auf breiter Front für Nachhaltigkeit.

Wer in der Schweiz den Wasserhahn aufdreht, hat innert Sekunden ein Glas mit sauberem Trinkwasser in höchster Qualität in den Händen. Ein Luxus, der in vielen anderen Ländern nicht gegeben ist, wo die Versorgung schlecht und die Wege zum Wasser weit sind. Diese Diskrepanz hat auch Renate Stocker, Gastgeberin im Seehotel Wilerbad in Wilen/OW, beschäftigt. «Ich bin viel gereist und habe viel Armut gesehen», erzählt sie. «Wasser ist für uns selbstverständlich, das ist aber längst nicht überall der Fall.»

Aus diesen Überlegungen heraus wurde das «Wilerbad» vor zehn Jahren Partnerbetrieb der Non-Profit-Organisation Wasser für Wasser. Seit etwa zwei Jahren erhalten die Gäste im Restaurant des «Wilerbad» gar kein Markenwasser mehr, sondern ausschliesslich aufbereitetes Leitungswasser. Zehn Prozent des Ertrags gehen dann an WfW, die den Betrag zu 100 Prozent zur Umsetzung von Wasser-, Hygiene- und Bildungsprojekten in Mosambik und Sambia einsetzt.

Im «Wilerbad» kommen so monatlich 700 bis 800 Franken zusammen. Das Hotel ist einer von rund 350 Partnerbetrieben in der Gastronomie. Dazu kommen Partnerbetriebe ausserhalb des Gastgewerbes. Insgesamt konnte WfW im vergangenen Jahr so erstmals über zwei Millionen Franken einnehmen.

«Unsere Partner und wir wollen dem Leitungswasser einen Wert geben », sagt Andy Oggier. Er ist als Projektleiter Gastro täglich mit bestehenden und potenziellen Partnerbetrieben in Kontakt.

Nun weitet WfW ihren Tätigkeitsbereich mit «WfW Green Hotel» auch auf Beherbergungsbetriebe aus. Nicht nur in den Restaurants, sondern auch in den Gästezimmern soll das Trinkwasser lokaler Herkunft zum Standard werden. Über 40 Hotelbetriebe konnte die Organisation zum Launch für das neue Konzept gewinnen. «Das sind mehr als doppelt so viele, wie wir uns erhofft haben», sagt Andy Oggier. «Der Druck, nachhaltiger zu werden, macht auch vor den Hotelbetrieben nicht halt. Unser Konzept stösst deshalb auf offene Ohren.»

Obwohl das Projekt auf viel Zuspruch stosse, sei die praktische Umsetzung für manche ein Hindernis. «Das Housekeeping und die Reinigung der Glasflaschen ist mit einem gewissen Aufwand verbunden», so der Projektleiter Gastro. «Nicht überall lässt sich das gleich gut organisieren.»

Kein Problem ist die Umsetzung des WfW-Green-Hotel-Konzepts für das Hotel Fiescherblick in Grindelwald/BE. Seit der Eröffnung im Dezember 2022 arbeitet der Betrieb mit WfW zusammen. «Klar ist der Aufwand für die Reinigung der Karaffen auf den Zimmern grösser, aber dafür entfällt der Entsorgungs- und Lageraufwand und die ganze Logistik dahinter», sagt Lars Michel, der das Hotel gemeinsam mit seinem Bruder Matthias betreibt.

Für die Betreiber des «Fiescherblick» war von Anfang an klar, dass sie mit WfW zusammenarbeiten wollen. «Ich sehe nicht ein, weshalb wir Wasser aus der Schweiz oder gar von weiter weg hierher karren sollten, wenn unser Wasser doch viel besser schmeckt und wir so noch etwas Gutes für die Umwelt tun können», sagt Lars Michel. Negative Reaktionen von Gästen auf die Glasflaschen im Zimmer habe es bis jetzt keine gegeben. «Wir haben schon viele positive Rückmeldungen erhalten und das Konzept funktioniert für uns sehr gut.»

Auch das Seehotel Wilerbad setzt auf seinen Hotelzimmern schon länger auf Glaskaraffen. «Die Reinigung der Karaffen ist eingespielt und für uns kein Problem», sagt Gastgeberin Renate Stocker. Vom WfW-Konzept ist sie nach wie vor überzeugt. «Ich würde es super finden, wenn noch viele weitere Betriebe mitmachen.»

(Alice Guldimann)


WfW Green Hotel

Mit WfW Green Hotel verpflichten sich Hotelbetriebe, frisches Trinkwasser auf den Zimmern und in ihren Gastronomiebetrieben anzubieten. Sie leisten einen gemeinsam festgelegten Partnerschafts­beitrag an WfW. In der Anfangsphase stellt WfW den Hotels je nach Zimmerzahl eine erste Charge an Wasser­flaschen zur Verfügung, die auf eigene Kosten individuell angepasst werden können. WfW unterstützt die Betriebe auch bei der Kommunikation.


Die Projekte von WfW

Die Beiträge der WfW Green Hotels fliessen zu 100 Prozent in Wasser-, Hygiene- und Bildungsprojekte von WfW in Mosambik, Sambia und der Schweiz. Inzwischen konnte WfW bereits 115 000 Menschen einen sicheren Wasserzugang und über 600 Studierenden eine wasserbezogene Ausbildung ermöglichen.


Mehr Informationen unter:

wfw.ch

wilerbad.ch

hotel-fiescherblick.ch