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Ein Schweizer Pâtissier in Amerika

Ewald Notter lebt seit über 20 Jahren in den USA. Seit letztem Herbst ist er einer der Ambassadoren des skv, der jungen Talenten bei der Jobsuche im Ausland hilft.

  • Ewald Notters Kreationen. (EWALD NOTTER)
  • Ewald Notter ist Spezialist für Dekor und Schaustücke. (ZVG)

HGZ: Ewald Notter, Sie haben es in Amerika mit Ihrer Pâtisserieschule und als Buchautor weit gebracht. Welchen Stellenwert hat Ihr Handwerk in den USA?

Ewald Notter: In den letzten 15 Jahren hat sich sehr viel verändert. Der Stellenwert der Pâtisserie ist stark gestiegen. Vor allem in grösseren Hotels sind Pâtissiers sehr gefragt. Durch Fernsehen und andere Medien ist unser Handwerk zu einem beliebten und anerkannten Beruf geworden. Viele kulinarische Schulen bieten heute ein spezielles Programm für Pâtissiers an.

Welche Trends beobachten Sie zurzeit in der Pâtisserie?

Schokolade, Pralinen, Makaronen, Frühstücksgebäck und gutes Brot sind sehr angesagt. Aber auch einfache klassische, traditionelle Desserts und Torten mit einem speziellen Touch liegen im Trend. Das beobachte ich aber auch global. Es gibt einige wenige Trendsetter und die werden weltweit kopiert. Es ist manchmal schon langweilig, dies im Internet zu verfolgen. Ich habe Angst, dass landestypische Spezialitäten mit der Zeit immer mehr verloren gehen werden.

Seit über 20 Jahren leben und arbeiten Sie im Ausland. Was hat Sie damals bewogen, in die Ferne zu schweifen?

Ich wollte unbedingt andere Sitten und Traditionen kennen lernen, meinen Horizont erweitern und mich dadurch auch weiterbilden. 

Sie können auf eine lange Auslandserfahrung zurückblicken. Welche Erkenntnis hat Sie am meisten geprägt?

Ich habe in über 20 Ländern gemeinsam mit meiner damaligen Ehefrau Kurse gegeben und unterrichtet, doch meistens nur für kurze Zeit. Was mich am meisten geprägt hat, ist die Erkenntnis, dass man sich durch Arbeiten am schnellsten integrieren und verständigen kann, auch ohne über die jeweiligen Sprachkenntnisse zu verfügen. Dann liessen Sie sich in den USA nieder. Hatten Sie von Anfang an geplant, länger oder für immer zu bleiben? Ja, als wir in die USA reisten, war für meine damalige Ehefrau und mich klar, dass wir wahrscheinlich für immer bleiben würden.

Was schätzen Sie in Amerika?

Die Leute freuen sich gemeinsam über Erfolge und sind sehr offen für neue kreative Produkte.

Womit bekunden Sie eher Mühe?

Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr mangelhaft und nervenaufreibend. Und manchmal vermisse ich auch ein internationales, globales Denken. Und immer wieder «en guete Cervelat und es Rivella».

Amerika ist als Land der unbegrenzten Möglichkeiten bekannt. Hat sich das bewahrheitet?

Amerika hat viele Gesichter. Das Land beherbergt durch all die Einwanderer unterschiedlichste Kulturen und zeigt viel Verständnis für andere. Es ist relativ einfach, mit wenig Mitteln ein Geschäft zu eröffnen.

Zum Beispiel?

Ich kenne Quereinsteiger, die haben zu Hause in der Garage klein angefangen und es mit Fleiss zu Erfolg gebracht. Ein Freund sagte mir einmal, wenn du auswanderst, musst du besser oder kreativer sein als das Mittelmass, ansonsten bleibst du besser zu Hause. Ich glaube, diese Aussage stimmt, auch weil die Schweiz doch mehr Sicherheit bietet.

Werden Sie Ihren Wohnsitz irgendwann wieder in die Schweiz legen?

Durch die vielen Jahre im Ausland verändert man sich. Ich plane zurzeit nicht oder noch nicht, in die Schweiz zurückzukehren.

Was raten Sie jungen Berufskollegen, die im Ausland arbeiten möchten?

Sie müssen bereit und offen sein für einen Neuanfang. Das bedeutet auch, Mehrarbeit oder ungeregelte Arbeitszeit in Kauf zu nehmen und sich als Gast zu verhalten. Neben dem Beherrschen des Handwerks ist es zudem wichtig, die Umgangsformen zu beachten. Aber entscheidend ist, dass man sich ein berufliches Netzwerk erarbeitet und dazu Sorge trägt.