Die Pressesprecherin von «Störtebeker» holte 2019 den WM-Titel der Biersommeliers. Zur Teilnahme motiviert wurde sie nicht zuletzt durch ihre Kritiker.
Als Elisa Raus ihre Stelle bei der Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund im hohen Norden Deutschlands antrat, kam sie frisch vom Studium und war gerade mal 23 Jahre alt. Bier getrunken hat sie seinerzeit zwar schon. Aber «zwischen dem Bier trinken damals und dem Bier geniessen heute liegen Welten», erläutert sie. Durch ihre Arbeit bei «Störtebeker» hat sie Bier erst richtig kennen- und lieben gelernt.
Das «flüssige Gold» sei in vielerlei Hinsicht spannend: Es brauche nicht viele Zutaten, um gutes Bier zu brauen. Trotzdem sei das Getränk so vielfältig. «Es gibt weltweit hunderte verschiedene Bierstile mit regionalen Ausprägungen. So lässt sich für jeden Geschmack, für jeden Anlass und jede Speise, ja sogar für jede Tages- und Jahreszeit, das richtige Bier finden», schwärmt Elisa Raus.
Dass sie weiss, zu welcher Gelegenheit man welches Bier trinkt und vor allem, wie man es präsentiert, ist spätestens seit ihrem Sieg an der Biersommelier-WM im Herbst 2019 in Rimini klar. Dort setzte sie sich gegen 79 Mitstreiter aus 16 Nationen durch. «Der schwierigste Teil war die Theorie. Die Fragen waren so breitgefächert, das konnte man gar nicht alles auswendig lernen», sagt sie.
Zur Prüfung gehörte das Erkennen von Bierfehlern sowie das Bestimmen von Bierstilen. Für die Halbfinalisten und Finalisten galt es zudem, ein Bier ansprechend zu präsentieren. «Beim Finale war ich für meine Verhältnisse die Ruhe in Person. Das sorgte für ein selbstbewusstes und entspanntes Auftreten», resümiert die passionierte Biersommelière.
Mit ihrem Sieg ging der erste Platz erstmals an eine Frau. Und zwar an eine, die es schon vor der WM-Teilnahme gewohnt war, prüfenden Blicken standzuhalten. Gerade in ihrer Anfangszeit als Pressesprecherin blickte sie oft in skeptische, vor allem männliche Gesichter. Die gibt es zwar noch immer, aber sie sind weniger geworden. «Trotzdem liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Bier und Frauen, das ist für viele noch immer ein Widerspruch. Ein Paar, das nicht zusammenpasst.» Ihr WM-Sieg soll auch anderen Frauen Mut machen, sich der Welt des Bieres zu öffnen. «Denn die», sagt Elisa Raus, «ist einfach nur faszinierend.»
(Désirée Klarer)
«Als echtes Nordlicht braucht man immer ein bisschen Seeluft», sagt Elisa Raus. Deshalb und der Liebe wegen war sie nach ihrem Studium in Europäischer Medienwissenschaft in Potsdam wieder in ihre Heimat Vorpommern zurückgekehrt. Den Ausgleich zum Beruf findet sie unter anderem in der Arbeit als zweite Vorsitzende im Karnevalsklub.