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«Health-Food holt stark auf»

Wenige Klicks auf der App, und das Essen wird nach Hause geliefert. Eat.ch-CEO Dominic Millioud erklärt das Erfolgsmodell.

Lisa-Marie Fricke hatte kurz vor der Servicemeisterschaft auch den Lehrlingswettbewerb ihrer Berufsschule gewonnen. (Dominic Millioud)

Wie schätzen Sie das Wachstumsvolumen von Esslieferdiensten ein?
Dominic Millioud: Der Umsatz bei Heimlieferungen wird in der Schweiz 2020 auf 1,4 Milliarden Franken wachsen. Das ist ein Plus von 15 Prozent gegenüber 2018. Den Aufwärtstrend führe ich auf die Veränderung im Konsumverhalten und auf die Digitalisierung im Bereich Food zurück. 

Eine starke Entwicklung!
36 Prozent der Haushalte in der Schweiz sind Single-Haushalte, 28 Prozent sind kinderlose Paare: Die einen wollen nicht regelmässig für sich alleine kochen, die anderen essen nicht oft gemeinsam, da sie unterschiedliche Tagesabläufe haben. Die kaufkräftigen Millennials, die mit den neuen Medien aufwachsen, bestellen dreimal häufiger als ihre Eltern. Zudem wird Online-Bestellen mit Zahlungsmitteln wie Twint immer einfacher. Auch steigen Auswahl und Qualität des Angebotes. Die Kosten hingegen werden stetig fallen. Auf Gesamtkostenbasis wird Delivery Food in den kommenden Jahren 25 Prozent günstiger sein als zu Hause zubereitetes Essen.

Sollte jedes Restaurant Home Delivery anbieten?
Die Gastronomie steht vor vielen Herausforderungen. Deshalb sehe ich grundsätzlich immer Potenzial: Die Fixkosten bleiben, die Küche wird genutzt, das Personal beschäftigt und der Umsatz steigt. Restaurants im hohen Preissegment liefern eher weniger aus, da sie für ein Gesamterlebnis einstehen. Ich bin aber sicher, dass es einen Markt für den Genuss hochstehender Küche «at home» gibt.

Wie unterscheidet sich das urbane vom ländlichen Bestellverhalten? 
Vor zwölf Jahren wurden meist Pizza und Döner bestellt. Heute zählen wir 48 Food-Typen. Nach Pizza kommen Pommes, Tiramisu, die Döner-Box und der Kebab im Fladenbrot. Das Healthy-Food-Segment wächst stark. Urban wird moderner bestellt. Der Sushi-Anteil zum Beispiel ist in Basel-Stadt dreimal so hoch wie im Land-Kanton. Dafür ist der Pizza-Anteil in Basel-Land fast doppelt so hoch wie in der Stadt. 

Geht der soziale Aspekt bei der Heimlieferung nicht verloren?
Wir verbringen tatsächlich viel Zeit am Smartphone. Aber es entsteht auch ein Gegentrend. Der Mensch sehnt sich nach Entschleunigung und wird zum 
«Wochenend-Kocher», der den Genuss in Gesellschaft zelebriert. Am Sonntagabend bestellt er sich dann aber wieder Pizza (lacht).

Welche Chancen birgt die Digitalisierung? 
Sie erleichtert den Alltag, verändert unser Nutzerverhalten jedoch rasant. Die Bedürfnisse der Konsumenten werden komplexer und man muss diesen gerecht werden: Bei Eat.ch können Kunden vergangene Bestellungen mit einem Klick wiederholen. Sie erhalten personalisierte Angebote, können Bewertungen abgeben sowie zwischen Selbstabholung mit «Click & Collect» und Heimlieferung wählen. Unsere Restaurant-Partner können zudem verkaufsfördernde Massnahmen initiieren und den Erfolg dann auswerten.

(Interview Andrea Decker)


Zur Person

Dominic Millioud (41) gehört seit 2011 zu Eat.ch und ist seit 2016 Geschäftsführer. Der Basler studierte Business Studies und Marketing an der Hochschule Pforzheim.