Luzia Stöckli (21) ist an ihren Erfahrungen während der Lehrzeit zur Hotelfachfrau gewachsen. Die Freude am Beruf möchte sie an die nächste Generation weitergeben.
Luzia Stöckli, weshalb haben Sie sich für die Lehre zur Hotelfachfrau entschieden?
LuziaStöckli: Wegen der Vielfalt. Während meiner Schnupperlehre im Hotel Bären in Dürrenroth/BE konnte ich erleben, wie es ist, in drei verschiedenen Bereichen zu arbeiten. Die Mischung aus Reinigung, Service und Réception gefiel mir gut, das Team war sehr familiär, und ich fühlte mich gut aufgehoben. Deshalb habe ich die Lehrstelle letztlich auch angenommen.
2019 haben Sie Ihre Ausbildung abgeschlossen. Arbeiten Sie noch im Lehrbetrieb?
Nein. Für mich war klar, dass ich nach der Lehre in einen anderen Betrieb wechseln würde. Aber das war wegen der Corona-Krise gar nicht so einfach.
«In der Berufslehre wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Und das war gut.»
Luzia Stöckli, Hotelfachfrau
Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?
Ich habe mich nicht entmutigen lassen und weiter Bewerbungen geschrieben und mit meinem Umfeld darüber gesprochen. Unter anderem auch mit meiner Chefin. Diese erfuhr durch eine E-Mail der bvhh-Präsidentin Piera Dalla Via, dass in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich dringend Mitarbeitende gesucht wurden. Ich habe mich beworben und konnte im März meine befristete Stelle antreten.
Was gefällt Ihnen besser: Psychiatrie oder Hotellerie?
Ganz klar die Hotellerie.
Weshalb?
Die Psychiatrie ermöglicht spannende Einblicke. Besonders deshalb, weil die Patienten uns von der Reinigung manchmal Dinge anvertrauen, die sie der Pflege oder den Psychiatern vielleicht nicht erzählen würden. Dennoch ist es nichts, was ich auf Dauer machen möchte. In der Psychiatrie fehlt mir die Abwechslung. Ich arbeite hier nebst der Reinigung noch in der Wäscherei. Was mir fehlt, ist die Arbeit an der Réception und im Service. Deshalb wechsle ich Mitte Juni wieder in die Hotellerie. Dann läuft mein befristeter Arbeitsvertrag aus.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Es ist ein kleines, familiär geführtes Hotel in Weggis/LU, das Hotel Alpenblick. Die Entscheidungswege sind kurz, die Kommunikation persönlicher und mein Aufgabenbereich ist breit gefächert. Aber am meisten freue ich mich wirklich auf die Gäste und den Kontakt mit Gästen an der Réception. Dieser ist ganz anders als im Service oder in der Reinigung.
Inwiefern?
Beim Check-in kommen die Gäste zum ersten Mal mit dem Hotel in Kontakt. Auch danach ist der Kontakt zu den Gästen an der Réception viel direkter als in den anderen beiden Bereichen. Um an der Réception versierter zu werden, möchte ich deshalb in naher Zukunft einen Abendkurs belegen. Lustig, dass mir heute ausgerechnet dieser Bereich so gut gefällt.
Waren Sie früher lieber hinter als vor dem Vorhang?
Kann man so sagen. Bei Lehrbeginn habe ich den Gästekontakt möglichst gemieden. Hätte mich meine Ausbildnerin nicht schon in der ersten Woche alleine im Frühstücksservice eingeteilt, wäre das wohl heute noch so. Deshalb möchte ich auch noch den Berufsbildnerkurs absolvieren. Ich möchte der nächsten Generation etwas beibringen und zeigen, dass es eine schöne Ausbildung ist.
(Interview Désirée Klarer)
Als Luzia Stöckli ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau 2019 abschloss, zeichnete sich wenige Monate später die Corona-Krise ab und erschwerte die Stellensuche. Zur gleichen Zeit wurde Piera Dalla Via, Präsidentin des bvhh und Leiterin Ökonomie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, damit konfrontiert, innert Kürze neue Mitarbeitende finden zu müssen. «Unser Arbeitspensum erhöhte sich quasi von heute auf morgen. Und Mitarbeitende, die zur Risikogruppe gehören, fielen aus. Das machte die Sache nicht gerade einfacher», erzählt sie. Darum aktivierte Piera Dalla Via ihr berufliches Netzwerk und wandte sich per E-Mail an die Mitglieder des bvhh. Mit Erfolg: «Schon nach zwei Tagen konnte ich drei neue Mitarbeitende einstellen.» sagt sie begeistert.
Luzia Stöckli (21) hat direkt nach der Schule ein Hauswirtschaftspraktikum, ein so genanntes Agriprakti, gemacht. In dieser Zeit wurde sie auf den Beruf zur Hotelfachfrau aufmerksam. An ihrem Beruf gefällt ihr vor allem das abwechslungsreiche Aufgabengebiet und der Gästekontakt.