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«Ich habe noch viele Ideen»

Mit 62 Jahren und einem mit Erfahrung reich gefüllten Rucksack denken andere an ihre Pensionierung. René Foster will es noch einmal wissen.

René Foster ist seit 42 Jahren skv-Mitglied und profitiert vom Netzwerk der Hotelfachschule Luzern. (ZVG)

René Foster, Sie haben Koch und Kellner gelernt, absolvierten die Hotelfachschule Luzern und führten zahlreiche Gastbetriebe. Weshalb sind Sie nicht Berater geworden?
René Foster: Davon gibt es schon genug (lacht). Ich habe mich für den «Wyhof» in Sursee/LU beworben, weil ich noch immer Lust zum Arbeiten und den Plausch an der Gastronomie habe.

Viele klagen, die Gastronomie sei ein sehr hartes Business. 
Das ist sie auch. Man muss gut rechnen und die Mitarbeiter im aktiven Verkaufen trainieren. Vor allem im Sommer sind Zusatzverkäufe wichtig. Denn da wollen viele Gäste nur etwas Kleines essen und meinen damit etwas Günstiges. Ich rechnete zu Beginn mit einer Sechstagewoche. Doch damit ging die Personalplanung nicht auf. Jetzt ist der «Wyhof» sonntags und montags geschlossen. Den Umsatz, den der Montag gebracht hätte, müssen wir nun auf die Nachmittage verteilt hereinholen.

Trotz allem haben Sie immer noch den Plausch an der Gastronomie?
Auf jeden Fall. Ich arbeite hart, nahm und nehme mir jedoch immer wieder Auszeiten. Ich fühle mich fit, energiegeladen und habe noch viele Ideen.

Welche haben Sie bereits umgesetzt? 
Wer gute Mitarbeiter finden will, muss neue Wege gehen. Im «Wyhof» haben wir die Zimmerstunde abgeschafft und arbeiten in Blockzeiten. Bei einer Vakanz suchen sich die Mitarbeiter ihre neue Arbeitskollegin, ihren neuen Arbeitskollegen selber, und ich bezahle ihnen eine Provision. Dann profitieren sie von günstigen Einkaufspreisen bei Fischer Weine gleich nebenan, der «Wyhof» gehört den Brüdern Thomas und Urs Fischer,  sowie weiteren Attraktionen.

Von welchen Attraktionen profitieren die Gäste?
Für die Gäste ist der Samstagmittag Familientag. Zum Pauschalpreis von 150 Franken servieren wir einer vierköpfigen Familie ein marktfrisches Dreigangmenü inklusive Wein, Kaffee und Mineralwasser. Mit dem Familientisch beleben wir den sonst eher ruhigen Samstagmittag und werben gleich-
zeitig für den «Wyhof». Ab September stehen zahlreiche kulinarische Events auf dem Programm.

Wie vermitteln Sie Ihre Philosophie? 
Jeweils dienstags wird in der Teamsitzung die Woche besprochen. Da vermittle ich immer auch «Unternehmerenergie». Wer Eigenverantwortung übernimmt und Ideen einbringt, wird belohnt. Zum Beispiel mit einem Aufenthalt im Hotel Collinetta in Ascona/TI, das meinem Cousin gehört. Diesen Herbst plane ich eine Jahrestagung mit Stammgästen. Bei einem feinen Essen reden wir dann über das, was ihnen gefällt und was man besser machen könnte. Ideen von Gästen, die gerne in den «Wyhof» kommen, in den Betrieb zu bringen, ist günstiger als die Ratschläge eines Beratungsunternehmens. Und die Gäste fühlen sich geehrt.

Wie reagieren die Gäste auf Ihren «Wyhof»? 
Durchaus positiv. Aber wir haben noch viel Aufbauarbeit zu leisten. Gegenüber vom Bahnhof gelegen, haben wir eine gute Frequenz. Doch viele Gäste sind sehr gestresst, und wir müssen sie erst herunterholen. Wir wollen uns im Umfeld der bezahlbaren Spitzenküche positionieren. Da sind wir gefordert. 21.50 Franken für den Tagesteller gab bei Stammkunden Anlass zu Reklamationen. Jetzt bieten wir Suppe oder Salat und ein frisch gekochtes Tagesgericht für 19.50 Franken an. Die Situation hat sich beruhigt.

Wie erholen Sie sich, und wo tanken Sie Energie? 
Energie tanke ich in der Natur. Ich brauche die Bewegung an der frischen Luft, treibe viel Sport. 80 Marathons bin ich in meinem Leben schon gerannt. Heute fahre ich Velo.Interview Gabriel Tinguely


Zur Person

René Foster, 62, hat in vielen Häusern gearbeitet. Seiner Philosophie verpflichtet, zog er entsprechend häufig die Konsequenzen. So hat er die Pacht im «Hirschen» in Lyss/BE nicht erneuert, weil die Eigentümerin zu viel Geld wollte. Im «Café Fédéral» in Bern kündigte er, weil das Konzept geändert wurde. Anstelle vielfältiger Schweizer Küche und Schweizer Wein setzte man auf Entrecôte. Mit 50 wurde es schwierig für ihn, spannende Jobs zu inden. Mit 60 erhielt er die «Wyhof»-Stelle wegen eines originellen Bewerbungsvideos.