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Jugendliche Migranten schnuppern Hotelluft

Hotelleriesuisse will mit jugendlichen Migranten den Fachkräftemangel dämpfen. Am 5. November fiel dazu der Startschuss.

Handwerk und Sprache kann man lernen, Freude und Lernwillen bringen die jungen Migranten bereits mit. (Miriam Schwarz)

Neugierig und doch etwas scheu betreten 60 Jugendliche das «Deltapark Vitalresort» in Thun-Gwatt/BE. Sie besuchen die IDM Spiez und nehmen am ersten «Kennenlern-Tag» von Hotelleriesuisse teil. Die im Ausland aufgewachsenen Jugendlichen sollen die Berufe in der Schweizer Hotellerie sowie mögliche zukünftige Arbeitgeber kennenlernen. Die anwesenden Hoteliers wiederum sollen sich einen ersten Eindruck von den jungen Migranten verschaffen. 

«Es geht uns darum, gegenseitige Vorurteile abzubauen und für beide Seiten neue Perspektiven zu eröffnen», sagt Patric Schönberg, Leiter Kommunikation bei Hotelleriesuisse. Projektleiter ist Lukas Gasser. Er ist bei Hotelleriesuisse für den Bereich Bildung und Nachwuchs zuständig. Damit die Jugendlichen einen echten, ungeschönten Eindruck vom Berufsalltag in der Hotellerie erhalten, hat Gasser mit dem «Deltapark»-Team ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die Workshops werden von Mitarbeitenden und Lernenden  des Hotels Deltapark durchgeführt, die teilweise selber einen Migrationshintergrund haben. Arbeitszeiten, mühsame Gäste und Stress werden genauso angesprochen wie Teamzusammenhalt und Aufstiegs- sowie Arbeitsmöglichkeiten in der ganzen Welt.

Motiviert, aber es hapert noch an den Deutschkenntnissen

Sabah, eine 17-jährige Syrerin, würde am liebsten Zahnärztin werden, kann sich aber auch eine Laufbahn in der Hotellerie vorstellen. Erste Erfahrungen hat sie bei Schnupperlehren in drei Betrieben bereits gesammelt. «Hauswirtschaft nicht so gut, aber Küche und Service ist schön», sagt sie in gebrochenem Deutsch. Dass ihr der Service liegt, zeigt sich, als sie in einem der Workshops Virgin Mojitos mixt und das Tablett mit Gläsern geschickt durch einen Hindernisparcours balanciert. 

Die Küche hat es Kanush angetan. Der 18-jährige Mann aus Sri Lanka träumt von einer Kochlehre: «Ich mache gerne Freude an Gast mit gutem Essen.» Kanush strahlt, wenn er erzählt, wie er seiner Mutter hilft, die für tamilische Feiern das Catering ausrichtet. Auch er hat Schnupperlehren hinter sich und würde am liebsten gleich im «Deltapark» bei Küchenchef Stefan Prieler (15 Gault-Millau-Punkte) bleiben. Dieser kann sich gut vorstellen, jugendliche Migranten auszubilden. In seinem Workshop stellen sie unter anderem Frühlingsrollen her. «Ihr seid ja richtige Naturtalente», lobt der Österreicher seine Besucher, die ohne es zu wissen, ihren Apéro vorbereiten.

Dass sie lern- und arbeitswillig sind, zeigten die Jugendlichen deutlich. Trotzdem ist es für die meisten noch zu früh, an eine Lehre zu denken. Zuerst gilt es, die Deutschkenntnisse zu perfektionieren. Eine gute Möglichkeit zum Üben bot der Marktplatz, wo Hoteliers und Jugendliche beim Apéro ins Gespräch kamen. «Lösen wir drei Vorlehren oder Praktika aus, war der Tag ein Erfolg», sagt Patric Schönberg. Er kündigt an, dass Hotelleriesuisse solche Kennenlern-Tage in dem Fall auch in anderen Regionen lancieren werde.

(Riccarda Frei)


IDM Spiez

Das IDM ist eine kantonale Berufsschule mit Brückenangeboten wie «Vorlehre» und «Berufsvorbereitende Schuljahre BVS». Ein Angebot ist BPI – Berufsvorbereitung Praxis und Integration. Die Schüler einer BPI-Klasse verfügen anfangs noch nicht über genügend Deutschkenntnisse, um eine berufliche Grundbildung beginnen zu können. Sie sind in der Regel zwischen 16 und 18 Jahre alt.