Die dritte Gastro-Tagung des Schweizer Tierschutzes legte den Fokus auf die Beschaffung von tierischen Produkten in der Gemeinschaftsgastronomie.
«Wir müssen mehr Wert auf das Tierwohl als auf das Feilschen um einige Rappen pro Menü legen.» Dies die klare Aussage von Cesare Sciarra, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Nutztiere beim Schweizer Tierschutz STS, zu Beginn der Gastro-Tagung, die dieses Jahr online stattfand. Wie das gelingt, zeigten die sieben Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln der Wertschöpfungskette auf.
So plädierte etwa Adrian Aebi, Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft, dafür, dass auch die Gastronomie vermehrt auf Label-Fleisch setzt: «Umfragen zeigen, dass die verschiedenen Labels immer mehr nachgefragt werden. Beim Einkauf im Detailhandel wird auf Labels geachtet – wieso nicht auch in der Gastronomie?»
Schweinezüchter Peter Anderhub zeigte die Sicht der Produzenten auf: «Um die anspruchsvolle Arbeit in einer tierfreundlichen Labelhaltung seriös zu gewährleisten, braucht es eine genügend hohe Entschädigung. Mit zunehmendem Kostendruck steigt die Gefahr, dass Labelbetriebe nicht korrekt geführt werden.» Für eine tierfreundliche Haltung ergebe sich pro Kilogramm Fleisch ein Mehrpreis von 75 Rappen: «Es kann sich jeder selbst Gedanken darüber machen, ob dieser Preis für mehr Tierwohl zu hoch ist.»
Dass man trotz Preisdruck auf Tierwohl setzen kann, zeigte unter anderem Dörte Bachmann, Leiterin Nachhaltigkeit bei der SV Group, auf. Seit 2017 steigerte das Unternehmen den Anteil an Fleisch aus tierfreundlicher Haltung kontinuierlich auf 70 Prozent. Die höheren Kosten können aufgrund fixer Menüpreise nicht an die Gäste weitergegeben werden. Trotzdem ist für Bachmann klar: «Mit solchen Massnahmen können wir eine grosse Wirkung erzielen. Diese Verantwortung wollen wir wahrnehmen.»
(Angela Hüppi)