Wenn alle an einem Strang ziehen, profitiert die gesamte Region. Wie das funktionieren kann, zeigt das Projekt Bikegenoss.
Thomy Vetterli hat eine Vision: Die Zentralschweiz soll zu einem Mekka für Mountainbiker werden. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: «Die Zentralschweiz bietet ein sehr breites Angebot für Biker. Von flachen bis zu hochalpinen Strecken gibt es hier praktisch alles. Hinzu kommt, dass man bei uns fast ganzjährig Mountainbiken kann. An vielen anderen Orten ist die Saison Mitte Oktober vorbei, weil der Schnee kommt», sagt der Geschäftsführer von Tourismus Wolfenschiessen und Produkt Manager bei Bikegenoss.
Verwirklichen lässt sich die Vision allerdings nur, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten. In der Zentralschweiz heisst das: neben Destinationen und Leistungsträgern auch sechs involvierte Kantone mit ihren je eigenen Gesetzen und Regeln. «Das ist nicht immer einfach und braucht Zeit. Aber ich bin überzeugt, dass sich der Aufwand für alle Beteiligten lohnt.»
«Bikegenoss» ist Teil des «Neue Regionalpolitik (NRP)»-Projektes Mountainbike Zentralschweiz. Die Aufgabe besteht in erster Linie darin, Ansprechpartner für alle Infrastrukturprojekte und Leistungsträger zu sein sowie die Online-Plattform bikegenoss.ch zu bewirtschaften. Auf dieser werden Touren, Guides, Shops und die verschiedenen Regionen aufgelistet und vorgestellt. So beispielsweise das Bike-Hotel Continental Park in Luzern. Direktor Alessandro Pedrazzetti schätzt die Plattform: «So wird eine neue Gästegruppe auf uns aufmerksam. Zusätzlich können wir vom Netzwerk profitieren, wenn es um die Vermietung oder Beschaffung von Bikes, um Infos betreffend Biketrails oder um Spezialpreise für Installationen und vieles mehr geht.» Das Hotel kann über die Webseite gebucht werden und erscheint auf der Online-Trail-Karte. Für diese Dienstleistung sei man nach Auslaufen der NRP-Unterstützung gerne bereit zu zahlen: «Nur so wird das Projekt Erfolg haben.»
Neben den Finanzierungsbeiträgen der NRP sind bereits jetzt mehrere Wirtschaftspartner an Bord. Ein gutes Zeichen, dass das Projekt auch langfristig Bestand haben kann. «Bei den Partnern geht es uns nicht nur um Geld, sondern um eine echte Partnerschaft», erklärt Thomy Vetterli. So bieten beispielsweise die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) Unterstützung bei Infrastrukturprojekten, und die Intercycle AG aus Sursee/LU stellt Produkte rund ums Mountainbike zur Verfügung.
Seit drei Jahren läuft das Projekt Bikegenoss. In dieser Zeit wurden die Grundvoraussetzungen geschaffen, um die Vision einer komplett vernetzten Mountainbike-Region Zentralschweiz zu realisieren. «Unser erstes Ziel ist es, die Wertschöpfung innerhalb der Region zu steigern. Unsere Einwohner sollen das Wochenende hier verbringen, weil sie genug Möglichkeiten dazu haben», sagt Thomy Vetterli. Langfristig sollen zudem alle Regionen durch ein attraktives Routennetz miteinander verbunden werden. «Solche Visionen brauchen Zeit. Leider plant man heute vielfach nur noch kurzfristig», so Vetterli. Das Projekt Mountainbike Zentralschweiz hat einen Horizont von insgesamt zehn Jahren, um alle Ziele zu verwirklichen.
Eine ähnliche Vision von einem regionenübergreifenden Routennetz gibt es auch in der Ostschweiz. Erst kürzlich wurde die Vereinigung Biketrails Ostschweiz gegründet. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, das Angebot für die Mountainbiker in der Region zu verbessern. Als erster Schritt sollen nun die Interessen gebündelt und an Behörden und Politik herangetragen werden. Auch hier gilt die Devise: Nur wenn alle an einem Strang ziehen, profitiert die gesamte Region.
(Angela Hüppi)