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Zusammen an einem grossen Tisch geniessen

Grosse Tische, an denen viele Leute sitzen, sich unterhalten und das Essen teilen, sind beliebt – aber auch anfällig für Stolpersteine. 

  • An Gemeinschaftstischen im Restaurant hat man als Gast die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. (Adobe-stock)
  • Beatrix Révész hat das Projekt «M-Eating-­Table» ins Leben gerufen – der Name ist ein Wortspiel aus «meeting» und «eat». 

Teilen entspricht dem Zeitgeist: Im Restaurant werden Schüsseln auf den Tisch gestellt, aus denen die Gäste nach Belieben selber schöpfen können. In vielen ländlichen Restaurants gibt es grosse Tische, an die sich setzt, wer mag. Diese Gäste schätzen den Austausch mit anderen. Für Servicemitarbeitende kann es jedoch heikel sein, Gäste ungefragt an einen Tisch mit anderen Gästen zu setzen. Wenn ein Betrieb dies kommuniziert und man die Gäste fragt, ob sie am Gemeinschaftstisch sitzen möchten, ist dies aber für beide Seiten ein Gewinn. 

«Das Konzept Gemeinschaftstisch finde ich cool.»

Claudio Laager, Direktor Valsana Hotel, Arosa/GR

Beatrix Révész hat vor sieben Jahren das Projekt M-Eating-Table ins Leben gerufen. Damit wird ein Tisch offiziell als Gemeinschaftstisch gekennzeichnet. Wer will, setzt sich dorthin, ob allein, zu zweit oder als Gruppe. So können Gastronominnen und Gastronomen ihre Tische besser auslasten. Zudem konsumieren Gäste in Gesellschaft mehr als alleine. «Die Idee ist, dass Leute, die gerne Gesellschaft haben, sich an so einen Tisch setzen können. Dabei ist egal, ob sie alleine reisen oder nicht.» 

Das Valsana Hotel in Arosa/GR hat im Juni einen Gemeinschaftstisch im Restaurant Twist ins Leben gerufen. «Das Konzept ist cool», sagt Hoteldirektor Claudio Laager. Leider konnten sie den Tisch noch nicht nutzen, da sie diesen Sommer andere Prioritäten setzen mussten. «Aber in der kommenden Wintersaison starten wir mit dem Gemeinschaftstisch durch.» 

Kommunikation verbessern

Mitarbeitende in Hotels würden ihre allein reisenden Gäste gerne zu jemandem an den Tisch setzen, der auch allein isst. Aber das ist zuweilen heikel und niemand möchte die Gäste bevormunden. Jedoch belegen Alleinspeisende unter Umständen einen Tisch, an dem andere Gäste mehr konsumiert hätten. Denn wer allein isst, konsumiert oft weniger und verlässt das Restaurant früher. Und Gäste, die alleine essen, sind auch nicht überall gerne gesehen. Als Einzelperson am Zweiertisch blockiert man einen Platz. Vor allem für kleine Lokale ist das manchmal ein Problem.

«Ich finde die Idee auf jeden Fall wunderbar», sagt Karin Jucker, Gastgeberin im Juckers Hotel in Tägerwilen/TG. Leider habe bei ihnen das Konzept nicht den gewünschten Erfolg. Wenn es einmal keine Gesellschaft am Tisch gibt, seien die Gäste enttäuscht. «Gut wäre es, wenn es regionale Facebook-Gruppen gäbe, über die sich die Leute vernetzen könnten.» Sie könnten sich an den Gemeinschaftstischen verabreden.

«Wir haben schon vor 30 Jahren einen Gemeinschaftstisch ins Leben gerufen», sagt Damaris Lienhard, Gastgeberin im Hotel Hof Weissbad in Weissbad/AI. Sie fanden lange Zeit viel Zuspruch. «In den letzten Jahren jedoch hat die Individualisierung der Leute zugenommen. Viele möchten lieber allein an einem Tisch sitzen», erklärt die Gastgeberin. Vielleicht liege es auch daran, dass sich die Hotelgäste verpflichtet fühlen, sich immer wieder zu denselben Gästen zu setzen. Eine Ausnahme bilden die Fastenkurgäste: «Diese Gäste sitzen gerne gemeinsam an einem Tisch.»

«Bei uns hat das Konzept leider nicht den gewünschten Erfolg.»

Karin Jucker, Gastgeberin im Juckers Hotel in Tägerwilen/TG

Ab Oktober lancieren die Verantwortlichen in der Restauration eine Tavolata. Die Idee vom Gemeinschaftstisch wird so neu lanciert. «Alle Gästesegmente dürfen, müssen aber nicht, an der Tavolata Platz nehmen», sagt Roberto Wittwer, Direktor Hotellerie im «Hof Weissbad». 

Ein Herzensprojekt

Für Beatrix Révész ist es ein Herzensprojekt, von dem Gastronomen, Hoteliers und Gäste profitieren können. Ihre Idee ist zwar nicht ganz neu, Gemeinschaftstische sind immer öfter anzutreffen. Doch das offensive Bewerben eines Tisches als Treffpunkt für ansonsten Alleinspeisende ist dennoch eine Neuheit.

(Daniela Oegerli)


M-Eating-Table 

Restaurants und Hotels bezahlen 250 Franken pro Jahr für eine Mitglied­schaft bei M-Eating-Table. Sie sind auf der Website aufgeführt und erhalten Material, um die Tische zu kennzeichnen.

­Mehr Informationen unter:

m-eating-table.com