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L-GAV: Das sind die Forderungen

Die Hotel & Gastro Union sowie Unia und Syna haben ihre Forderungen für die Erneuerung des Landes-Gesamtarbeitsvertrags des Gastgewerbes vorgestellt. Im Zentrum stehen höhere Löhne, die lohnrelevante Anerkennung der Berufserfahrung, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Stärkung der Weiterbildung, Sicherung des Nachwuchses und der Massnahmen gegen Belästigung und Mobbing.

  • Die Verhandlungen über den neuen L-GAV gehen Mitte November los. (Bilder Thomas Ulrich)

Ab Mitte November wird nach sechs Jahren der Landes-Gesamtarbeitsvertrag des Gastgewerbes (L-GAV) neu verhandelt. Der L-GAV regelt die Löhne und Arbeitsbedingungen von über 250’000 Beschäftigen im Gastgewerbe, in der Hotellerie und in der Essensauslieferung. Anlässlich einer Medienkonferenz haben die Arbeitnehmenden-Organisationen Hotel & Gastro Union, Unia und Syna ihre Forderungen für die Vertragsverhandlungen vorgestellt.

Raus auf der Tieflohnzone

Das Gastgewerbe ist eine Tieflohnbranche. Der tiefste Mindestlohn beträgt rund 3700 Franken; der Medianlohn von Beschäftigten ohne Kaderfunktion liegt bei 4335 Franken. Unia-Vizepräsidentin Véronique Polito fordert deshalb Massahmen, um die Löhne zu erhöhen: einen automatischen Teuerungsausgleich auf den Mindestlöhnen, eine reale Erhöhung der Mindestlöhne um 100 Franken pro Jahr während der Laufzeit des neuen L-GAV und eine Erhöhung auch der effektiven Löhne, die über dem Mindestlohn liegen. All dies muss im neuen L-GAV verankert werden. Zudem braucht es eine Berücksichtigung der Berufserfahrung im Lohngefüge, so dass Arbeitnehmende mit langjähriger Berufserfahrung einen Zuschlag erhalten. Die verbesserte Anerkennung ausländischer Berufsdiplome soll dazu beitragen, dass Arbeitnehmende ihrer Qualifikation entsprechend bezahlt werden. «Ziel muss es sein, dass Beschäftigte mit EFZ oder gleichwertigem Diplom mindestens 5000 Franken verdienen», sagt Polito.

Weiterbildung und Lernende stärken

Roger Lang, Leiter Recht, Sozialpolitik, Kampagnen Hotel & Gastro Union, verwies auf die zentrale Bedeutung der Weiterbildung. Über den L-GAV wird bereits heute ein breites Angebot finanziert, von Nachholbildungen für Beschäftigte ohne Abschluss bis hin zur höheren Berufsbildung. Heute tragen die Arbeitnehmenden 90 Prozent zur Finanzierung dieser Angebote bei. Lang fordert eine stärkere Beteiligung der Arbeitgeber. Die Rechte der Lernenden sollen gestärkt werden, indem sie dem L-GAV unterstellt werden. So könnte die Kontrolle der Bedingungen in der Lehre über die bewährten L-GAV-Strukturen erfolgen, statt über oft überlastete und unterfinanzierte Arbeitsinspektorate.

Kürzere Arbeitszeit, bessere Planung

Weiter fordert Lang eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit, die heute je nach Betriebstyp bei 42, 43.5 oder 45 Stunden pro Woche liegt. «Eine Reduktion der Arbeitszeit ist eine Investition in Gesundheit, Produktivität und in die Arbeitgeberattraktivität», sagt Lang. Die Arbeitspläne sollen zudem mindestens vier Wochen im Voraus bekanntgegeben werden, um den Beschäftigten die Planung und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu erleichtern. Auch Guido Schluep, Branchenleiter Gastro der Syna, fordert Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit: Regelmässige planbare und zusammenhängende freie Tage, eine Ausweitung des Mutterschaftsurlaub mit voller Lohnfortzahlung und flexible Rückkehrmodelle nach der Elternzeit.

Schutz vor Belästigung und Mobbing

Zudem schlägt Schluep klare Schutzbestimmungen gegen sexuelle Belästigung und Mobbing vor, insbesondere Beschwerde- und Interventionswege, die sicherstellen, dass Betroffene gehört werden und Konsequenzen folgen. «Ein sicherer Arbeitsplatz ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung, um motivierte, engagierte und qualifizierte Teams zu haben», sagt Schluep.

Beschäftigte: Verbesserungen sind dringend

Die Forderungen wurden durch Erfahrungsberichte von zwei Arbeitnehmerinnen des Gastgewerbes untermauert, die anhand ihrer persönlichen Erlebnisse darlegten, wie wichtig eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Schaffung von Entwicklungsmöglichkeiten für Angestellte ist, um Mitarbeitende in der Branche zu halten.

(mm)