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Zwei coole Typen keltern Weine mit klarer Handschrift

Ihre Charaktere und Lebensläufe unterscheiden sich. Doch in Bezug auf Wein verfolgen sie eine gemeinsame Linie.

  • Seit zehn Jahren schreiben Simone Favini und Claudio Widmer an der Erfolgsgeschichte ihrer Merlot-Weine «Cantastorie», «Meride» und «Musa». (ZVG)
  • Dreimal zehn Jahrgänge boten ein grossartiges Weinerlebnis. Abgesehen von den 2013ern, einem schwierigen Jahr, zeigten alle Flaschen jugendliche Frische.

«Die Reben meiner Familie waren immer wieder krank. Ich wollte wissen, weshalb», sagte Simone Favini. Das bewog den Tessiner Chemiker, ein weiteres Studium zu absolvieren. Damals ahnte der heute 44-Jährige nicht, dass er im Önologie-Studium an der Fachhochschule in Changins/VD seinen Jugendfreund Claudio Widmer antreffen würde. Denn der zwei Jahre jüngere Tessiner absolvierte erst eine kaufmännische Lehre und arbeitete bei einer Bank. Nach dem Önologie-Studium zog es ihn nach Bordeaux und Chile. Jahre später, bei einem Bier, beschlossen sie, zusammenzuarbeiten und gründeten 2012 den Weinkeller Fa’wino.

Mit Teilzeit zum Erfolg

Simone Favini ist Familienvater, arbeitet im Unternehmen seiner Familie mit und ist bei Fa’wino für die Technik und den Unterhalt zuständig. Claudio Widmer lehrt in einem 50-Prozent-Pensum Weinbau an der landwirtschaftlichen Schule Mezzana. Bei Fa’wino erledigt er die Buchhaltung und das Marketing. Beide arbeiten in den Reben, im Keller und im Verkauf. Sie bewirtschaften vier Hektaren Reben, verteilt auf mehrere Parzellen. So stammt der «Meride» vom Kalkstein des Monte San Giorgio und der «Musa» wächst auf dem Granit des Monte Generoso. Eine Assemblage beider Terroirs ergibt den «Cantastorie».

«Eine gute Balance ist das Wichtigste in unserem Wein.»

Claudio Widmer, Önologe


«Im Tessin gibt es mehrere Kooperationen. Doch dass sich zwei Önologen zusammentun und auch noch guten Wein produzieren, ist aussergewöhnlich», sagte Andrea Conconi, Direktor von Ticinowine, an der Zehn-Jahr-Jubiläumsfeier von Fa’wino. Im Corte del vino Ticino in Morbio Inferiore präsentierten Simone Favini und Claudio Widmer je zehn Jahrgänge ihrer Merlot-Crus «Cantastorie», «Meride» und «Musa».

Die Verkostung begann mit dem «Cantastorie». Der sortenreine Merlot reifte bis zum Jahrgang 2017 ausschliesslich in Stahltanks. Danach kamen zu einem Teil gebrauchte Fässer zum Einsatz. Als erster Wein der Verkostungsreihe gab der «Cantastorie» dann auch Anlass zu einer angeregten Diskussion unter den anwesenden Winzern, Sommeliers und Journalisten. Wie wird der meist günstigste (Einsteiger-)Wein im Sortiment bezeichnet? Als «semplice», «vino di base», «tradizionale» oder «classico»? Keiner dieser Begriffe trifft ins «Rote». Denn der «Cantastorie» ist ein eigenständiger, frischer und fruchtig-eleganter Merlot. Er brachte die Charakteristik eines jeden Jahrgangs ausdrucksstark zur Geltung: 2011 warm und kräftig, 2012 kühl und saftig, 2013 heiss und gekocht, 2014 kühl, lebendig und rotbeerig, 2015 dicht und komplex, 2016 filigran und seidenfein, 2017 kraftvoll und strukturiert, 2018 opulent und fruchtsüss, 2019 straff und geradlinig, 2020 kernig, füllig und doch finessenreich. «Nicht immer stammen die besten Weine aus den wärmsten Jahren», sagte Sacha Pelossi, Winzer und Präsident des Branchenverbands Tessiner Weine. «Wichtig ist die optimale Reife der Trauben. Diese kann wie in den Jahren 2013, 2017 oder 2018 von Trockenstress oder Hitze gestört werden.»

Kalkstein oder Granit

Die Reben für den «Meride» wachsen auf 550 bis 570 Meter über Meer auf Kalkstein am Fusse des Monte San Giorgio. Der Wein reift zwölf Monate in 500-Liter-Fässern aus Schweizer Eiche. Er ist der Star aus dem Angebot von Fa’wino. Die Reben für den «Musa» stehen in Salorino oberhalb von Mendrisio auf dem Granit des Monte Generoso. Der kräftigste der drei Crus reift in neuen Barriques aus französischer Eiche. Ob Kalkstein oder Granit, wie der «Cantastorie» zeigen beide Weine die wunderbare Charakteristik der Jahrgänge. Und sie tragen, jeder auf seine Weise, über all die Jahre die schnörkellose Handschrift von Simone Favini und Claudio Widmer.

(Gabriel Tinguely)


Informationen

fawino.ch