Mit der Zucht von Edel-Geflügel für die Gastronomie und den Comestible-Bereich hat die St. Galler Geflügel Gourmet AG eine Marktlücke gefunden.
Die Schweizerinnen und Schweizer essen gerne und immer häu-figer Geflügelprodukte. Letztes Jahr stieg der Pro-Kopf-Konsum gemäss Proviande um 4,3 Prozent auf fast 15 Kilogramm. Die Schweizer Herkunft ist laut dem Verband für die Kunden das wichtigste Kaufkriterium. Im Handel haben sie dann die Wahl zwischen Geflügel aus konventioneller und aus Bio-Haltung.
Irgendwo dazwischen hat die Gourmet Geflügel AG der Brüder Robin, Gregory und Pascal Geisser ihren Platz gefunden. Im Edel-Geflügel-Bereich entdeckten sie vor vierzehn Jahren eine Marktlücke. Angefangen habe alles mit einer Anfrage der Regionalmarketing-Organisation Culinarium, erzählt Robin Geisser. Es ging damals um eine Poularde, die mit dem traditionellen Rheintaler Ribelmais gefüttert wird. Bald wurde den Brüdern aber klar, dass es auch für Schweizer Enten, Gänse und Truthähne einen Markt gibt.
Im Sortiment des Familienbetriebs mit Sitz in Mörschwil/SG finden sich heute auch Perlhühner, Appenzeller Enten und Gourmet-Truthähne für Weihnachten. Den Hauptanteil des Umsatzes machen aber die Ribelmais-Poularden aus. Die Firma verarbeitet rund 200 000 Poulets im Jahr. «Das klingt nach viel, ist aber ein Klacks bei den über 60 Millionen, die jährlich in der Schweiz aufwachsen», sagt Geisser.
Die Hühner, eine mittelschnell wachsende Rasse, werden bei Bauern in der Region aufgezogen. Je 2500 Tiere leben in mobilen Stallanlagen mit Auslauf. Die Hälfte ihres Futters besteht aus Rheintaler Ribelmais, das Schlachtalter erreichen die Hühner mit 50 Tagen. Das sind zwar 30 Tage weniger als beim Bio-Poulet, aber zwei Wochen mehr als beim Standard.Neben dem Tierwohl ist Effizienz bei der Geflügel Gourmet AG ein grosses Thema. «Wir versuchen, das Optimum rauszuholen und einen Preis zu bieten, der für Gastronomen tragbar ist», so Geisser. Die extensive Zucht und die spezielle Fütterung verteuern das Ribelmaispoulet verglichen mit dem Standard um etwa 30 Prozent.
Vor Corona bediente das Unternehmen vor allem die gehobene Gastronomie. «Durch die Pandemie mussten wir uns neu erfinden», sagt Robin Geisser. Sie etablierten in der Zeit den Vertrieb über Online-Händler und Metzgereien. Mit der Rückkehr der Gastronomie ist die Produktion heute grösser als vor der Pandemie. Das Fleisch geht in die ganze Schweiz, mit Schwerpunkten in grösseren Städten und Tourismus-Zentren wie St. Moritz oder Saas-Fee.
Dass ihre Art der Geflügelzucht über die Region hinaus Schule machen könnte, glaubt Robin Geisser nicht. «Die Kosten für diese Art der Aufzucht sind schlicht zu hoch.» Auch wenn die Produkte der Geflügel Gourmet AG heute vermehrt auch in Privathaushalte kommen, blieben die Poulets, Gänse und Truthähne ein Nischenprodukt.
(Alice Guldimann)
Das Unternehmen wurde im Jahr 2008 gegründet. Im eigenen Schlachthof werden neben dem Edel-Geflügel unter anderem auch Suppenhühner verarbeitet.