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So kommen Gäste nachhaltig an

Die Gäste für den Umstieg auf den ÖV zu motivieren, bleibt eine grosse Herausforderung des Tourismus. Die Praxis zeigt: Es ist schwierig, aber nicht unmöglich.

Betriebe können Gäste mit Anreizen dabei unterstützen, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. (Schweiz Tourismus)

Wer sich im Tourismussektor mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, kommt um die An- und Abreise der Gäste nicht herum. Denn diese trägt einen Grossteil zum CO2-Fussabdruck eines Hotelbetriebs und einer Destination bei. Ein Webinar des Kompetenzzentrums Nachhaltigkeit Kona des STV Schweizer Tourismus-Verbands beschäftigte sich mit möglichen Lösungsansätzen sowie aktuellen Herausforderungen der nachhaltigen Mobilität.

Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass sich kostenlose ÖV-Tickets positiv auf das Mobilitätsverhalten der Gäste auswirken. Diesen Weg beschreitet auch das Netzwerk Schweizer Pärke. «Ab drei Übernachtungen im Parkperimeter erhalten Gäste von August bis Oktober die An- und Abreise in der zweiten Klasse kostenlos dazu», erklärte Nadja Urfer, Leiterin Tourismusstelle des Netzwerks, beim Webinar. Finanziert wird das Angebot vom Netzwerk sowie zu einem kleinen Teil von den Pärken und Unterkünften.


«Unser Ziel ist, dass die Gäste länger bleiben.»

Nadja Urfer, Netzwerk Schweizer Pärke


Das Projekt trägt Früchte: Gemäss einer Gästeumfrage haben 24 Prozent der Gäste im Jahr 2024 dank des Angebots den ÖV anstatt das eigene Auto genutzt. 33 Prozent liessen sich davon zu einem längeren Aufenthalt inspirieren. Eine der Hauptherausforderungen des Projekts ist gemäss Nadja Urfer, Unterkünfte für eine Teilnahme zu motivieren. Dies vermutlich aufgrund von fehlenden Ressourcen: «Das Thema bringt keine zusätzlichen Einnahmen. Daher muss der Wille da sein, diesen Zusatzaufwand auf sich zu nehmen.»

Nicht jedes Angebot wird genutzt

Einen Einblick in die Perspektive der Hotellerie gab Naomi Koepfli, Nachhaltigkeitsverantwortliche im Hotel Schweizerhof Lenzerheide/ GR. Genaue Zahlen werden dort erst noch erhoben, man geht aber davon aus, dass rund 90 Prozent der Gäste mit dem privaten Fahrzeug anreisen. Gründe dafür sind gemäss einer Umfrage unter anderem die Flexibilität vor Ort sowie der Gepäcktransport.

«Wir sind kein Best-Practice-Beispiel», stellte Koepfli klar. Dennoch versuche man, die Gäste zum Umsteigen auf den ÖV zu bewegen. Die Informationen zur Anund Abreise mit dem ÖV finden sich nicht nur auf der Hotel-Website, sondern auch in der Buchungsbestätigung. Wer mit dem ÖV anreist, erhält zudem einen Gutschein für Kaffee und Kuchen als Dankeschön. Weiter gibt es ein ÖV-Quiz für Familien, welches während der Anreise gelöst werden kann – inklusive Preis für Kinder. Die Mobilität vor Ort wird durch einen Fahrradverleih sowie einen kostenlosen Ortsbus abgedeckt. Und damit gerade im Winterurlaub kein sperriges Gepäck anfällt, kann man im «Schweizerhof» die gesamte Skiausrüstung über ein Partnergeschäft mieten, die dann kostenlos aufs Zimmer geliefert wird. «Genutzt wurde dieses Angebot allerdings leider nie», so Koepfli.

Auch die anschliessende Diskussion zeigte, dass es gar nicht so einfach ist, die Gäste zum Umsteigen zu bewegen. Anreize wie eine kostenlose An- und Abreise zeigen aber dennoch vielversprechende Resultate. Die Suche nach weiteren möglichen Lösungen lohnt sich – denn in diesem Bereich ist besonders viel Potenzial für einen nachhaltigeren Tourismus vorhanden.

(Angela Hüppi)


Mehr Informationen unter: 

stv-fst.ch
(Suchbegriff «Sustainable Tourism Talks»)