Im Februar wurde bekannt, dass mindestens 104 Menschen in der Türkei durch den Konsum von gepanschtem Alkohol gestorben sind. Weil der Staat eine Sondersteuer auf Alkohol erhoben hat, blüht der Hand...
Die Grenzen zwischen risikoarmem Konsum und Sucht sind fliessend. (Unsplash)
Im Februar wurde bekannt, dass mindestens 104 Menschen in der Türkei durch den Konsum von gepanschtem Alkohol gestorben sind. Weil der Staat eine Sondersteuer auf Alkohol erhoben hat, blüht der Handel mit illegal selbstgebrannten und mit Ethanol und Methanol versetzten Spirituosen. Ganz so schlimm ist es in der Schweiz nicht, doch auch hier sterben Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsum.
Gemäss Infodrog, der schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht, enden jährlich 1600 Menschenleben durch übermässigen Alkoholkonsum. Infodrog schätzt, dass derzeit 250 000 bis 300 000 Menschen alkoholabhängig sind. Zählt man Lebenspartner und Kinder mit, dürften weit über eine Millionen Menschen in unserem Land von den Folgen einer Alkoholsucht betroffen sein.
Das Feierabendbier, der Schluck zum Vorglühen vor dem Ausgang oder der Absacker, bevor man sich zur Nachtruhe zurückzieht, sind Teil unserer Trinkkultur. Weil der Konsum von Alkoholhaltigem so alltäglich ist, fällt es schwer zu erkennen, wann ein Konsumverhalten problematisch wird und sich in ein Suchtverhalten verwandelt. Perioden wie der «Dry January» oder die Fastenzeit sind gute Gelegenheiten, um seiner Leber eine Auszeit zu gönnen. Gleichzeitig erkennt man, wie leicht oder schwer einem der Verzicht auf Alkoholisches fällt.
Ein Weg, ein mögliches Suchtrisiko zu erkennen, besteht darin, sich folgende Fragen zu beantworten: Hatte ich schon mal das Gefühl, dass ich meinen Alkoholkonsum reduzieren sollte? Ärgert es mich, wenn andere Leute meine Trinkgewohnheiten kritisieren? Hatte ich wegen meines Alkoholkonsums schon Gewissensbisse? Habe ich morgens schon mal Alkohol getrunken, um den Kater vom Vorabend loszuwerden oder meine Nerven zu beruhigen? Brauche ich einen Drink, um mich entspannen zu können? Werden zwei und mehr dieser Fragen bejaht, ist ein Suchtverhalten wahrscheinlich.
Wer erkennt oder vermutet, dass er ein Alkoholproblem hat, sollte sich nicht genieren und möglichst rasch Hilfe in Anspruch nehmen. Das gilt auch für Angehörige, Freunde, Arbeitskollegen und Vorgesetzte, denen ein problematischer Alkoholkonsum auffällt.
Über eine allfällige Alkoholsucht zu sprechen, empfinden viele Menschen als heikel. Unter infodrog.ch, safezone.ch, suchtschweiz.ch, blaueskreuz.ch und sfa-ispa.ch erhalten Direkt- und Indirektbetroffene Tipps zum Führen solcher Gespräche. Zudem sind dort neben Selbsttests auch schweizweit Infos zu Hilfsangeboten sowie Adressen von Therapeuten und Selbsthilfegruppen für Süchtige und deren Angehörige zu finden.
(rif)