Der Gasthof Ochsen in Münsingen/BE ist ein Familienbetrieb, wie er im Buche steht.
In einer Chronik aus dem Jahr 1528 wird der «Ochsen» erstmals als «Taverne» erwähnt. Ganz so lange zurück reicht die Geschichte der Wirtefamilie Linder-Löffel in diesem Gasthof zwar nicht, aber sie leitet dessen Geschicke immerhin in der vierten Generation.
«Mein Mann und ich sind 2012 in einen Betrieb eingestiegen, der funktioniert und über ein eingespieltes Team langjähriger Mitarbeitender sowie viele Stammgäste verfügt.» Trotzdem brauche es Mut, einen Familienbetrieb zu übernehmen. Monika Linder-Löffel warnt: «Man darf nicht bequem sein. Es muss viel gearbeitet werden, damit es läuft.»
Monika und ihre Schwester machten eine gastgewerbliche Berufslehre. «Unsere Eltern haben uns bei der Berufswahl freie Hand gelassen und uns auch nicht zur Übernahme des Familienbetriebs gedrängt», sagt die Wirtstochter. Sie habe in verschiedene Branchen hineingeschnuppert, aber keine habe sie so fasziniert wie das Gastgewerbe. Ihre Ausbildung zur Gastronomiefachangestellten Gafa hat sie im «Chalet du Lac» in Iseltwald am Brienzersee absolviert. Zu einer Zeit, als dort ein Generationenwechsel stattfand. «Da habe ich erlebt, was das für einen Betrieb – vor allem für die Mitarbeitenden – bedeuten kann. Mit allen Vor- und Nachteilen», erinnert sich Monika Linder-Löffel. Diese Erfahrung hat ihr Jahre später beim Einstieg in den elterlichen Betrieb geholfen, Fallstricke durch klare Kommunikation zu vermeiden.
Eine weitere glückliche Fügung war, dass sie sich in einen Koch verliebt und diesen heiratet. Gemeinsam war das Paar einige Jahre im Berner Oberland tätig. «Ende 2011 entschlossen wir uns, in den ‹Ochsen› einzusteigen, um ihn später einmal zu übernehmen. Dass ich schwanger war und deshalb sowieso eine Neuausrichtung unseres Lebens anstand, bestärkte diese Entscheidung.»
Der Gasthof Ochsen ist in Privatbesitz von Barbara und Fritz Löffel, Monikas Eltern. Im Frühling 2013 gründete das junge Paar mit den Eltern Löffel zusammen eine GmbH. Diese hat das Restaurant von Barbara und Fritz Löffel gemietet. Beide wohnen im obersten Stock des Hauses und arbeiten weiterhin im Betrieb mit.
«Mein Mann ist der Küchenchef. Mein Vater Koch. Meine Mutter und ich machen den Service. Die Administration teilen wir auf», sagt Monika Linder-Löffel. Natürlich sei man sich nicht immer in allem einig, aber finde stets eine Lösung.
Ebenfalls im Haus lebt Monikas Grossvater. «Er ist jeden Tag in der Gaststube anzutreffen. Er liest Zeitung, plaudert mit den Gästen oder verräumt Altglas.» Die fünfte Generation ist auch vor Ort. Sie besteht aus Selina (6) und Jasmin (4). «Auf dem Arbeitsplan ist eingetragen, wer die Kinder wann aus dem Kindergarten abholt oder sie abends zu Bett bringt.» Für sie als berufstätige Mutter sei die jetzige Konstellation ideal. Es ist immer jemand von der Familie bei den Kindern und im Restaurant bei den Gästen.
Der freundlich-familiäre Umgang sowie eine gewisse Beständigkeit im Erscheinungsbild und kulinarischen Angebot sei es, was die Stammgäste im «Ochsen» so schätzen. «Wir pflegen alte Traditionen wie den Plattenservice im A-la-carte- und Bankettservice. Neuerungen führen wir vorsichtig ein», sagt Monika Linder-Löffel. Eine dieser sanften Veränderungen ist die einheitliche Arbeitskleidung im Service. Oder dass die traditionellen Schweizer Gerichte einen moderneren Touch erhalten und auf der Getränkekarte regelmässig wechselnde Bierspezialitäten zu finden sind.
(Riccarda Frei)
Adresse
Gasthof Ochsen
Bernstrasse 2
3110 Münsingen
Sitzplätze
50 Plätze in Gaststube und Säli sowie 30 Plätze in der Schützenstube, 20 Plätze in der Ochsenstube und 100 bis 150 im Saal im ersten Stock. Grosse Gartenterrasse.
Hausspezialität
Cordon bleu