Die französische Kochlegende verstarb im Alter von 91 Jahren. Seit 1965 war seine «L'Auberge du Pont de Collonges» mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet.
Die Mitteilung auf den sozialen Medien von Paul Bocuse am Samstagmittag löst in der Welt der Gastronomie tiefe Trauer aus: «Mit grossem Schmerz müssen wir Sie über den Tod von Paul Bocuse benachrichtigen. Unser 'Capitaine' ist kurz vor seinem 92. Geburtstag gestorben.» Er sei mehr gesen als ein Vater und ein Ehemann. Paul Bocuse wird als Mann mit Herz, spiritueller Vater, weltweites Aushängeschild für die Gastronomie und ein Träger der französischen Fahne beschrieben.
«Er liebte das Leben, das Teilen, das Weitergeben und seine Mannschaft», heisst es in der von seiner Frau Raymonde, von Tochter Françoise und Sohn Jérôme unterzeichneten Mitteilung weiter. «Seine Werte werden uns weiterhin inspirieren.»
Bocuse gilt als Papst der französischen Küche, der «Gault&Millau» verlieh ihm das Prädikat «Koch des Jahrhunderts». Sein Drei-Sterne-Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges bei Lyon war seit 1965 mit drei Michelin-Sternen dekoriert. Zus seinem Imperium gehörten mehr als zwanzig Restaurants. Bocuse stand für eine einfache, frische, regionale Küche und revolutionierte damit die französische Gastronomie. Paul Bocuse war der Ansicht, dass der Küchenchef auch der Besitzer des Restaurants sein sollte. Gerne verliess er deshalb die Küche, um mit den Gästen zu sprechen. Er war es auch, der den Kochberuf ins mediale Rampenlicht rückte und damit den Weg für alle kochenden Stars ebnete. Ende der Achtziger Jahre schuf Bocuse den internationalen Kochwettbewerb, für den dem Sieger die renommierte Auszeichnung «Bocuse d’Or» verliehen wird.
Paul Bocuse litt seit Jahren an Parkinson. Er starb gestern Samstag in seinem Geburtsort Collonges-au-Mont d'Or nahe Lyon, wo auch sein legendäres Restaurant steht.
Die Anteilnahme am Tod ist riesig. Der berühmte französische Dreisterne-Koch Alain Ducasse verabschiedet sich von 'Monsieur Paul': «Der Papst der weltweiten Gastronomie ist von uns gegangen. Aber sein Stern wird weiterleuchten.» Der französische Innenminister Gérard Collomb – langjähriger Bürgermeister der Bocuse-Stadt Lyon – twittert: «Monsieur Paul – das war Frankreich. Mögen die Chefs in Lyon und auf der ganzen Welt die Früchte seiner Passion weiterleben lassen.»
Der Schweizer Dreisterne-Chef Daniel Humm, der in New York das «Eleven Madison Park» führt, kommentiert: «Danke für den unglaublichen Weg, den Sie uns geschaffen haben. Ihre Passion, Ihre Kreativität, Ihre Hingabe. Sie sind der Grund dafür, dass unser Beruf die verdiente Anerkennung erhält. Ich sende Ihnen, Ihrer Familie und Ihrem Team Liebe, Chef. Ruhe in Frieden, Monsieur Paul.»
Die deutsche Kochlegende Eckart Witzigmann, ein einstiger Bocuse-Schüler, schreibt: «Die Gastro-Familie trauert. Meine Gedanken sind bei der Familie Bocuse, die wir so lieben, und bei seiner Equipe. Adieu, Monsieur Paul, mein Mentor. Ich bin traurig.» Jordi und Joan Roca, deren «El Celler de Can Roca» mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist, versprechen: «Wir werden Sie immer in Erinnerung behalten. Gute Reise, Chef.»
(Benny Epstein)